Der Prozess um das ermordete Ehepaar Christa (88) und Enno Springmann (91) geht in die entscheidende Phase. Bereits in den nächsten Wochen könnte der Urteilsspruch erfolgen. Doch neben dem eigentlichen Urteil dürfte auch die Erbsituation für die testamentarisch Begünstigten immer interessanter werden.
Die im Frühjahr 2018 versteigerten Springmann-Kunstwerke sollen rund 800.000 Euro wert sein.
Max Beckmann, Conrad Felix Müller, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Hubbuch sowie Aquarelle des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff – im Nachlass der Springmanns finden sich bedeutende Künstler der deutschen Kunstgeschichte. Zur Versteigerung beauftragt wurde das ‚Düsseldorfer Auktionshaus‘. Die vom Auktionshaus angesetzten Schätzpreise sollen dabei deutlich unter dem eigentlichen Wert gelegen haben. Die Kunstwerke werden jetzt der Erbmasse zugeschlagen.
Fraglich bleibt jedoch, wie die Aufteilung des Erbes zu vollziehen ist. Denn das ermordete Ehepaar, Christa und Enno Springmann, sollen unterschiedliche Begünstigte in ihren Testamenten erwähnt haben.
„Der Erbfall tritt mit dem Tod des Erblassers ein. Zum Zeitpunkt des Todes geht der Nachlass als Ganzes auf einen oder mehrere Erben über. Die genaue Abfolge der Todeszeitpunkte der Ehepartner ändert die Erbfolge drastisch, da der noch lebende Ehepartner den Erblasser zum Zeitpunkt des Todes beerbt.“, bestätigt uns Rechtsanwältin Gerlinde W. Aber nicht nur die Erben verfolgen das Ergebnis. Auch für das Wuppertaler Finanzamt dürfte das Verfahren von Interesse sein. Denn je nach Verwandtschaftsgrad der durch die Ehepartner Begünstigten dürften sich auch die Freibeträge sowie anzulegenden Erbschaftssteuersätze erheblich ändern.
Erbe war Auslöser für Doppelmord, der im Frühjahr 2017 Wuppertal erschütterte
Am 20. März 2017 fanden Angehörige die Leichen von Christa und Enno Springmann in ihrer Villa in Ronsdorf. Gefesselt, gewürgt und erschlagen. Lange sorgte der Fall für Rätselraten. Drei Monate nach dem Doppelmord nahmen dann in den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2017 Polizei und Staatsanwaltschaft den Enkel Benjamin und dessen Freund Ioannis P. (44) fest.
Am 23. März 2018 folgte im Rahmen des Prozessauftakts vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Wuppertal das Strafverfahren gegen den Enkel und seinen Komplizen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem zweifachen Mord aus Habgier vor. Christa Springmann sollen sie zudem heimtückisch, und um eine andere Straftat zu verdecken, getötet haben.
Laut Anklage sollen Christa und Enno Springmann ihren Enkelsohn jahrelang großzügig finanziell unterstützt haben. Vor der Tat befürchtete er aber wohl, dass seine Großeltern die Unterstützung einstellen und ihn, den bisherigen Haupterben, aus dem Testament streichen würden. Gemeinsam mit seinem Geschäftsfreund Ioannis P., der wiederum von dem Angeklagten Benjamin S. finanziell profitiert haben soll, habe der Enkel den Plan gefasst, seine Großeltern zu töten, falls es bei einem Treffen mit ihnen zu einem Streit über diese finanziellen Dinge käme, so die Staatsanwaltschaft.
Nach Streit erdrosselt
Am 19. März 2017, dem Tattag, sollen die Angeklagten laut Anklageschrift gemeinsam zum Anwesen der Großeltern in Wuppertal-Ronsdorf gefahren sein. Zunächst traf sich wohl der Enkel alleine mit seinen Großeltern. Laut Staatsanwaltschaft kam es dann zu dem erwarteten Streit. Währenddessen soll Ioannis P. unbemerkt ins Haus gelangt sein. Dann habe man dem 91-jährigen Enno Springmann in dessen Schlafzimmer einen schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen und ihn anschließend erdrosselt. Anschließend seien der 88-jährigen Christa Springmann in ihrem im oberen Stock gelegenen Arbeitszimmer zunächst schwerste Kopfverletzungen zugefügt worden. Danach habe man die Großmutter mit einem Schal erdrosselt. Um die Tat wie einen Einbruch aussehen zu lassen, sollen die Angeklagten anschließend das Wohnzimmer durchwühlt und unter anderem eine Vitrine zerstört haben.
Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes droht den Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Hauptverhandlung ist öffentlich und von regem Interesse begleitet.