Den rund 1.400 Bauarbeitern in Wuppertal droht ein enormer Lohn-Verlust. Der Mindestlohn auf dem Bau wackelt. Schlimmstenfalls sackt er um zehn Euro ab, sagt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) und will das verhindern.
Zwei Bauarbeiter, die gleiche Arbeit – und trotzdem zwei unterschiedliche Löhne: Gut zehn Euro könnten die Löhne pro Stunde auf den Baustellen in Wuppertal bald auseinandergehen. Denn Bauarbeiter, die keinen Tariflohn bekommen, müssen jetzt sogar um ihren Branchen-Mindestlohn bangen, so die IG BAU Düsseldorf.
„Bauhandwerk und Bauindustrie müssen jetzt das tun, was die IG BAU schon gemacht hat: Die Arbeitgeber müssen nämlich einem Schlichterspruch und damit neuen Bau-Mindestlöhnen zustimmen“, sagt IG BAU-Bezirksvorsitzende Doris Jetten. Passiere das nicht, droht dem Bau in Wuppertal schlimmstenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde als unterste Verdienstgrenze. Jetzt hänge alles am seidenen Faden der Arbeitgeber.
Schlichterspruch: 15,40 Euro für Bau-Facharbeiter
Der Schlichterspruch sieht vor, dass die Branchen-Mindestlöhne auf dem Bau ab April auf 12,55 Euro für Hilfsarbeiten (Mindestlohn 1) und auf 15,40 Euro für Facharbeiter (Mindestlohn 2). „Wenn die Arbeitgeber die neuen Branchen-Mindestlöhne nicht akzeptieren, dann wäre das ein Lockruf an alle Billig-Firmen aus dem In- und Ausland, als Dumping-Konkurrenz auf den Markt zu drängen. Diese „Billigheimer“ würden dann ordentlich arbeitenden und anständig – nämlich den Tariflohn – bezahlenden Unternehmen in Wuppertal wirtschaftlich das Handwerk legen“, sagt Jetten.
Die Arbeitgeber müssen bis Freitag (17. Januar) grünes Licht für höhere Mindestlöhne auf dem Bau geben. Die IG BAU ruft deshalb „alle anständigen Bauunternehmen in der Stadt auf, im Schulterschluss mit anderen als ‚starke NRW-Kraft‘ klare Signale an den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und an den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) zu senden – und zwar für das Akzeptieren der neuen Bau- Mindestlöhne.
Baubranche droht ein Preiskampf
Mit dem Tariflohn sei die „Lohnlatte“ fair gelegt, meint die IG BAU. Der Basis-Tariflohn für einen erfahrenen Maurer, Zimmerer oder Straßenbauer in Wuppertal liege derzeit bei 20,63 Euro. „Würden Unternehmen, die nicht an den Tariflohn gebunden sind, künftig lediglich den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit nur 9,35 Euro bezahlen, dann würde das eine krasse Kluft von über zehn Euro beim Stundenlohn bedeuten. Das würde der Bau nicht verkraften. Denn das würde zu Lasten der Unternehmen gehen, die für fairen Wettbewerb und Qualität stehen“, so Jetten. Dem Bau drohe dann ein regelrechter Preiskampf.