Ein Kommentar von Gregor Samsa
Die Inzidenzen sind zurzeit leicht steigend, aller Erwartung nach werden wir insbesondere im Herbst mit sehr hohen Inzidenzwerten zu kämpfen haben. Doch dies ist zurzeit nicht unbedingt entscheidend. Denn viel entscheidender ist die Inzidenz in der relevanten Alters- und Risikogruppe. Diese liegt für die altersbedingte Risikogruppe Deutschlandweit zurzeit bei unter fünf. Durch die Impfung ist die Risikogruppe also grundlegend vor Infektionen rudimentär geschützt. Viel entscheidender ist jedoch der Infektionsverlauf. Denn trotz Corona-Infektion ist Stand heute bei Risikogruppen mit einem milden Verlauf zu rechnen. Die Letalitätsrate, also die Anzahl der relativen Toten, steigt nicht mehr mit der Corona Inzidenz. Das Gesundheitssystem wird daher nicht überlastet, die Krankenhaus- und Intensivbetten sind kaum belegt und Corona wird zu einer Krankheit, die einer mittelschweren Gruppe entspricht.
Darum steigt ab Herbst dennoch der Druck auf Ungeimpfte erheblich
Der Impfdruck auf Ungeimpfte wird Richtung Oktober 2021 erheblich zunehmen. Der Grund dafür ist einfach. Bis Herbst wird allen Deutschen ein Impfangebot gemacht worden sein. Es ist davon auszugehen, dass auch 12- bis 17-Jährige ein Impfangebot erhalten haben werden – hier wird zurzeit auf eine Änderung der Entscheidung der STIKO gewartet. Die Politik sieht sich in der Pflicht, keine Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen durchzusetzen, zumindest solange nicht, bis jedem ein Impfangebot gemacht wurde. Sollte dieses jedoch abgelehnt werden, so sind seitens der Politik zwei Szenarien denkbar. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass Genesene, Geimpfte und Getestete gleichgestellt werden, wenn sie ein Restaurant besuchen. Wer jetzt jedoch aufatment und meint, einen einfachen Schnelltest machen zu können, wird wohl falsch liegen. Denn nach aktueller politischer Debatte wird es sich hier – Zwecks der Genauigkeit – um einen PCR-Test und keinen einfachen Schnelltest handeln. Denn sowohl bei Anwendung als auch bei Genauigkeit ist der PCR-Test schlichtweg überlegen. Die Kosten und Aufwand des PCR-Tests wird der zu Testende selbst tragen. Aus reiner (finanzieller) Bequemlichkeit ist also davon auszugehen, dass eine Impfung von vielen Menschen an dieser Stelle bevorzugt wird. Karl Lauterbach (SPD) greift genau dieses Szenario auf und spricht bereits jetzt von einer möglichen Herdenimmunität mit einer deutschen Impfquote von über 85 Prozent, noch in diesem Jahr.
Das andere mögliche aber deutliche unwahrscheinlichere Szenario ist, dass letztlich ab Herbst kein (PCR-)Test notwendig wird. Dies ist jedoch, auf Basis der aktuellen Situation und Entscheidungsfindung in der Politik, mehr als unwahrscheinlich. So wurde erst gestern, am 2. August, die Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer verschärft. Vertreter dieses Szenarios ist der Jurist und Politiker Wolfgang Kubicki (FDP). Er argumentiert, dass eine PCR-Testpflicht für geschlossene Räume wie Restaurants unerheblich ist, da alle ein Impfangebot erhalten haben und sich damit selbst schützen können. Denn das Risiko des schweren Verlaufes entfällt zumeist nur auf Ungeimpfte, und diese sind, nach Ablehnung des Impfangebotes, schlichtweg selbst Schuld. Ein PCR-Test werde nicht benötigt, da für Geimpfte völlig unerheblich sei, ob sie auf Corona-Positive treffen werden.