Die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen haben sich mit einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und die Landesdirektorin des Landschaftsverbandes Rheinland, Ulrike Lubek, gewandt. Damit plädieren sie dafür, Menschen mit Behinderung bei Impfung gegen Covid-19 höher zu priorisieren.
Den Offenen Brief, unterzeichnet von Sabine Neubauer (Beirat der Menschen mit Behinderung), Marta Ulusoy (Grünen-Stadtverordnete) und Ilona Schäfer (Gesundheitsausschuss der Stadt Wuppertal) veröffentlichen wir hier auszugsweise.
„Aktuell wird in der Öffentlichkeit vermehrt über die Impfstrategie der Bundesregierung zur Impfung gegen Covid-19 diskutiert. Auslöser hierfür ist in erster Linie der Impfstoff der Firma AstraZeneca, den eine Reihe von Impfberechtigten wegen der geringeren Wirksamkeit und offenbar stärkerer Nebenwirkungen ablehnt. Das führt dazu, dass zum Teil Impfdosen, die bereits verplant waren, nicht verbraucht werden.
Andererseits gibt es Personengruppen, die nicht der Stufe 1 angehören, aber aufgrund ihrer spezifischen Behinderung ein besonders hohes Risiko haben, bei einer Corona-Erkrankung einen schweren Verlauf zu erleben oder zu versterben. Diese Wahrscheinlichkeit ist signifikant erhöht bei allen Behinderungsformen mit Lungenbeteiligung wie beispielsweise Muskeldystrophie. Menschen mit Behinderung, die nicht in einer stationären Wohnform leben, können nach der Eingruppierung durch das Bundesministerium für Gesundheit bisher nicht geimpft werden, selbst wenn sie eine überdurchschnittlich hohe Vulnerabilität haben. Gleichzeitig aber können sie nicht zu ihrem eigenen Schutz vollständig auf Kontakte verzichten, da sie in ihrer eigenen Wohnung von Assistenzpersonal betreut werden und/oder einer Arbeit auf dem regulären Arbeitsmarkt oder in einer Werkstatt nachgehen.
Dies gilt auch für über 16jährige junge Menschen mit Behinderung, die zu Hause betreut werden. Viele, die dieser Gruppe angehören, sind behinderungsbedingt nicht in der Lage, selbständig die Hygieneregeln einzuhalten. Gleichzeitig sollen ihnen aber Teilhabemöglichkeiten wie zum Beispiel ein Schulbesuch oder die Arbeit in einer Werkstatt gewährt werden. Daher sollten vorhandene Impfdosen an alle Menschen mit Behinderung freigegeben werden, die sich impfen lassen möchten, um sie vor einer lebensbedrohlichen Corona-Erkrankung zu schützen.“
- Den kompletten Offenen Brief findet ihr hier.