Zunächst vorweg: Wuppertal löste als eine der wenigen Städte vorbildlich das Alarmsystem in der Nacht aus. Auch Lautsprecher-Wagen warnten die Bevölkerung.
+++ Europäisches Hochwasser-Frühwarnsystem (EFAS) bestätigte zuvor extreme Katastrophensituation mit Lebensgefahr +++ Sirenen und Alarm oftmals in Gemeinden nicht ausgelöst +++ Medien nicht vorab informiert +++
Die Jahrhundert-Flut forderte in Deutschland mindestens 106 Tote, 1300 Menschen sollen noch immer vermisst sein. Auch Wuppertal ist stark betroffen. Alleine der städtische Schaden Wuppertals dürfte sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen.
Die starken Regenfälle waren vom Deutschen Wetterdienst angekündigt, die Gefahr bekannt. Auch das EFAS-System prognostizierte eine extreme Hochwasser-Situation und Flutwarnung mit Lebensgefahr. Und doch wurden viele Menschen von der Dramatik in der Nacht überrascht. Die Wucht der Wassermassen, insbesondere an Flüssen wie der Wupper, war gewaltig. Sie schoss in Keller und riss in besonders betroffenen Gebieten ganze Häuser mit sich.
Insbesondere Deutschland ist stolz auf seinen Katastrophenschutz.
Als einige der wenigen Städte löste Wuppertal das Alarmsystem in der Nacht aus. Dies bestätigt auch eine Sprecherin der Stadt gegenüber Medienvertretern: „Wir haben die Sirenen ausgelöst, um die Menschen in der Nacht zu warnen und sind parallel mit Lautsprecher Wagen rumgefahren, um die Menschen zu warnen.“ Doch Medien wurden über die bekannte Schwere nur unzureichend informiert. So bekam auch Wuppertal total bekam keinerlei Informationen, Warnungen oder dergleichen, um tausende Wuppertaler noch besser im Vorfeld über die Dramatik informieren zu können. Lediglich als der Pegel bereits deutlich gestiegen war, füllte sich unser Postfach.
Auch die Hydrologin Professorin Hannah Cloke erhebt schwere Vorwürfe im Magazin Politico gegen den deutschen Katastrophenschutz. So seien die hohen Todeszahlen ein „erhebliches Versagen des Systems“. Reading ergänzt: „Ich hätte erwartet, dass Menschen evakuiert werden – und nicht, dass im Jahr 2021 so viele Menschen in einer Flut sterben.“
Warn-App ist nicht ausreichend
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), welches dem deutschen Innenministerium untersteht, betreibt seit sechs Jahren die Warn-App NINA. Diese solle die bestehenden Warnsysteme wie Sirenen, Lautsprecher und Rundfunk ergänzen. Und diese hat auch angeschlagen. Doch wer nutzt die App eigentlich? Insbesondere gefährdete ältere Menschen dürften nicht die Hauptzielgruppe sein. Andere unmittelbarere Warnungen wären deutlich besser wahrgenommen worden.