Immer mehr Menschen in Wuppertal sind neben ihren Altersrenten oder Pensionen auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 50 Prozent. Gab es in Wuppertal 2008 noch 4.800 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 7.186. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Sie beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Landesamtes.
Grundrente rasch anpacken
Wuppertal liegt mit seiner Steigerungsrate dabei über dem Landesmittel von 44 Prozent. Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal, sieht den Trend mit Sorge. Sie fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut in der Stadt zu verhindern.
„Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle.”
(Zayde Torun, Gewerkschaft NGG)
„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafterin Torun die Gründe.
Gesellschaftlciher Zusammenhalt steht auf dem Spiel
Die NGG fordert die Große Koalition in Berlin auf, bei dem Thema jetzt „ernst zu machen“. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. „Für Tausende Beschäftigte allein in Wuppertal stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist“, warnt Torun. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel – rund fünf Milliarden Euro pro Jahr – aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen. Dabei erinnert sie daran, dass allein die Bankenrettung im Jahr 2008 den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet habe.