"Hallo, ich bin der Kadim aus Wuppertal. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die mich unterstützen". Sein Blick ist traurig und müde, das Sprechen fällt ihm sichtbar schwer. Kadim D. (45) aus Wuppertal sitzt wegen angeblicher Erdogan-Kritik in der Türkei fest. Jetzt bedankt er sich in einer exklusiven Videobotschaft über wuppertal-total.de.
Nachdem wuppertal-total.de am Abend des 26. Julis 2017 erstmalig über Kadim D.'s Schicksal berichtete, klingelten die Telefone sturm. Auf unserer Plattform wurde der Beitrag von über 60.000 Menschen aufgerufen. Zahlreiche Medien schlossen sich an, darunter RP Online, The Huffington Post, Westdeutsche Zeitung, WDR, news.de etc.
Für den seit rund 40 Jahren in Wuppertal lebenden türkischen Staatsbürger Kadim D. (45) sollte es ein entspannter Türkei-Urlaub mit der ganzen Familie werden. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wollte er in seinem Geburtsort Sivas in Mittelanatolien im Kreise seiner Eltern und seiner Verwandten urlauben. An der türkischen Grenze nahmen Polizisten ihn fest. Screenshots eines Facebook-Postings über den türkischen Präsidenten Erdogan habe man ihm vorgelegt, in denen er sich kritisch über das umstrittene Staatsoberhaupt geäußert haben soll. Der Vorwurf lautet auf "Präsidentenbeleidigung".
Bis zu seinem Prozessauftakt müsse er sich jetzt jeden Mittwoch bei den Behörden melden. Bis zu Prozessbeginn könne es zwei Jahre dauern. "Hoffnung, dass es gut ausgehe" habe er wenig. Und doch sei jede Unterstützung aus Deuschland mehr als willkommen.
Unterstützung durch die Stadt Wuppertal?
Weil Kadim D. lediglich einen türkischen Pass besitzt, ist Unterstützung von deutschen Behörden erschwert. So erklärte sich das Auswärtige Amt in Berlin für "nicht zuständig". Auch die Stadt Wuppertal verweigerte ein offizielles Statement. Und doch komme jetzt Unterstützung aus Wuppertal selbst, versichert uns der engagierte Nachbar Berkant C. "Es gab ein umfangreiches Telefonat zwischen dem Wuppertaler Ressort für 'Zuwanderung und Integration' und mir", erklärte C. "Ressortleiter Jürgen Lemmert bot uns darin seine persönliche Unterstützung an", so C. Diese betreffe insbesondere die bestehende deutsche Aufenthaltsgenehmigung sowie eine finanzielle Unterstützung für die Familie durch das Wuppertaler Jobcenter.
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Unsere Berichterstattung:
Wuppertaler wegen angeblicher Erdogan-Kritik in Türkei festgenommen
Bericht über Inhaftierung löst unbeschreibliches Echo aus