Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fordert der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete und zuständige Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Antisemitismus angesichts der zunehmenden Feindlichkeit gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland konkrete Gegenmaßnahmen:
„Am heutigen Tag erinnern wir der Toten, Verfolgten und Geschädigten des Naziregimes. Doch wir gedenken nicht nur: Der heutige 75. Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus steht vor dem Hintergrund zunehmender Gewalt und Missachtung demokratischer Werte und Menschenleben. Anschläge auf Synagogen und Angriffe auf Jüdinnen und Juden dürfen nicht als Ereignis unter vielen skandalisiert werden, sondern müssen endlich als Handlungsauftrag verstanden werden. Fünf antisemitische Straftaten pro Tag, Tendenz seit Jahren steigend und nicht-erfasste Taten nicht berücksichtigt – das Gedenken an den NS muss nicht nur heute, sondern jeden Tag handlungsleitend und mahnend wirken.
Wir dürfen es niemals als selbstverständlich hinnehmen, dass Synagogen von der Polizei bewacht werden müssen. Es ist beschämend, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sich mittlerweile davor fürchten müssen, ihre Kippa auf offener Straße zu tragen. Wir müssen auf allen Ebenen handeln: Der Geschichtsunterricht muss in Zeiten, in denen nur noch wenige Überlebende Zeugnis ablegen können, an die neuen Umstände angepasst werden. In sozialen Netzwerken und im persönlichen Kontakt muss Antisemitismus in allen Formen, ob offen oder getarnt als Kritik am israelischen Staat, als solcher benannt und widersprochen werden. Nicht zuletzt ist es richtig, dass Antisemitismus nicht als Problem einer vermeintlich kleinen Tätergruppe und einem begrenzten Opferkreis betrachtet wird, sondern als Angriff auf unsere demokratische Gesellschaft.
Was wir benötigen und den heutigen Opfern schuldig sind, sind konkrete Präventionsmaßnahmen, konsequente Täterverfolgung und Anlaufstellen für Opfer von Gewalt. Den Worten müssen Taten folgen.
Wie lebendiges Gedenken und Prävention funktionieren kann, zeigte sich am Wochenende in Wuppertal. Die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen erzählt seine Geschichte“ besuchten weit mehr Menschen, als erhofft. Die Führungen für Schulklassen sind restlos ausgebucht. Ein Signal, dass mehr Angebote benötigt und unterstützt werden sollten. Gleichzeitig waren im gesamten Stadtgebiet Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf der SPD gefolgt und reinigten Stolpersteine und legten Rosen nieder. Ein würdiges, engagiertes Zeichen des Gedenkens, das durch die zentrale Gedenkveranstaltung in der City-Kirche begangen wurde.“
Pressemitteilung Helge Lindh (MdB)