So zocken Testzentren Millionenbeträge ab

Wurden falsche Zahlen von den Testzentren übermittelt? Photo by Mufid Majnun on Unsplash

WUPPERTAL TOTAL FORDERT DIE STADT WUPPERTAL AUF: TESTZENTREN WIE MEDICAN SOLLTEN BEI EINER INHOMOGENEN ZAHLENLAGE MIT SOFORTIGER WIRKUNG DIE LIZENZ ENTZOGEN WERDEN!

Während viele um ihre Existenz bangen, scheint es den Betreibern von Testzentren momentan mehr als gut zu gehen. Einer davon ist die Bochumer Firma MediCan (Can Group), eingetragen auf Sertac Can, welche mutmaßlich in der Hochphase der Pandemie den deutschen Staat um Millionengelder erleichterte. MediCan betreibt dabei auch zwei Zentren in Wuppertal.

Zunächst einmal mussten die SZ, das NDR und der WDR recherchieren, damit unsere Polizei zum Einsatz kam und weitere staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aufgenommen wurden. Über eine Eigeninitiative eines Gesundheitsamtes oder einer staatlichen Behörde als Kontrolle der Testzentren ist nichts bekannt. Jetzt wurden zahlreiche Geschäftsräume und Privatwohnungen von Testzentrum-Betreibern durchsucht.

Allen voran fällt die Bochumer Firma MediCan in das Licht der Ermittlungen. Chef Oguzhan Can hatte damit mutmaßlich den deutschen Staat um etliche Millionen erleichtert. In Windeseile hatte MediCan 54 Testzenter in 36 deutschen Städten aufgebaut, darunter auch eins am Düsseldorfer Flughafen und zwei Testzentren in Wuppertal.

So zockte MediCan mutmaßlich den deutschen Staat ab

Der Bund erstattet für jeden Corona-Test 18 Euro. Aber weder die Kassenärztliche Vereinigung, welche die Abrechnungsstelle ist, noch die Gesundheitsämter haben nach der von der Bundesregierung erlassenen Testverordnung eine Kontrollfunktion.

Selbst die Bundesländer wissen nicht, wieviele Test überhaupt stattfinden!

Und hier setzt die Problematik ein. Eine einfache Rechnung: Bei rund 200 täglichen Tests, wird in lediglich drei Monaten ein Bruttoumsatz von 324.000 Euro erzielt.

MediCan meldete teilweise mehr als die 10-fache tägliche Testmenge!

Dreister ist es kaum möglich. So fanden am vorigen Freitag in Köln-Marsdorf lediglich 70 Tests statt, gemeldet wurden 977! Auf einem Essener Parkplatz wurden am Samstag 550 Tests vorgenommen, gemeldet wurden 1743 Tests. Und in Münster-Gievenbeck wurden 422 statt der tatsächlichen 100 Tests gemeldet.

Multipliziert man die Anzahl der Testzentren und die gemeldeten Zahlen mit der Erstattungsgrundlage, so entstehen bereits in einem Dreimonats-Rhythmus Umsätze im hohen zweistelligen Millionenbereich.

So erklärt Firmeninhaber Oguzhan Can den mutmaßlichen Betrug

Mit den falschen Zahlen konfrontiert, erklärt Oguzhan Can gegenüber der SZ: „Die Testzahlen stimmen im Ganzen, aber nicht auf die einzelnen Standorte bezogen.“ Das liege daran, dass „die Testungen in einigen Städten mit mehreren Standorten auch zusammengefasst übermittelt werden“. Dies erfolge, „in Absprache mit den Behörden“. Das Problem: Diese Absprachen existieren nicht. Alle befragten Gesundheitsämter in Münster, Essen und Köln dementieren die Absprache. Diese sei absolut nicht zulässig. Erste Gesundheitsämter reagieren und entziehen MediCan die Zulassung. Wann reagiert Wuppertal?

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