Jetzt ist es quasi „amtlich“: Solingen will 2023 mit dem Bau einer modernen Halle, die dem Bergischen HC als neue Heimspielstätte dienen soll, beginnen. Das ist eine der Kernaussagen, die die Oberbürgermeister der Städte Solingen und Wuppertal, Tim Kurzbach (SPD) und Uwe Schneidewind (Bündnis 90/Die Grünen), gemeinsam verkündet haben.
„Der BHC braucht jetzt endlich Klarheit und Verlässlichkeit, was eine erstligataugliche Spielstätte im Bergischen Land angeht“, sagen beide Oberbürgermeister. Um das zu gewährleisten, wurden für die favorisierten Standorte in Wuppertal und Solingen Gutachten erstellt, die eine Realisierung in der Klingenstadt letztlich favorisieren.
Einsamer Abschied von der Idee
„Für Wuppertal hat es sich dabei um den Wicküler Park gehandelt. Bei optimistischer Prognose kam heraus, dass der Betrieb dort kostenneutral zu stemmen gewesen wäre“, erklärt Schneidewind. Eine Refinanzierung der Investitionskosten von bis zu 40 Millionen Euro sei allerdings nicht realistisch, sodass sich die Stadt Wuppertal von der Idee verabschiedet habe. Dass die politischen Gremien überhaupt nicht in die Entscheidung eingebunden waren, erwähnte Schneidewind nicht. Es war ganz offensichtlich die einsame Entscheidung des OB und seines Kämmerers …
Im Gegensatz zum Wicküler Park in Wuppertal, der auf privatem Grund steht, ist die Klingenhalle sowie das zugehörige Grundstück in städtischer Hand. Die Klingenhalle ist bereits 48 Jahre alt und stark sanierungsbedürftig. Kurzbach spricht von einem finanziellen Aufwand in Höhe von etwa 20 Millionen Euro. „Wenn wir die Klingenhalle sanieren würden, könnte dort langfristig nur noch Schulsport oder anderweitiger Vereinssport stattfinden“, sagt Solingens OB. „Wir sollten uns da nichts vormachen. Wenn wir die Rahmenbedingungen nicht verbessern, wird es hier langfristig keinen Bundesliga-Handball mehr geben.“
Das liege nicht zuletzt auch daran, dass die Handball-Bundesliga ihre Standards mehr und mehr erhöht und die Klingenhalle – genau wie übrigens die Unihalle in Wuppertal – schlicht nicht mehr zeitgemäß ist.
Beide Hallen nicht mehr zeitgemäß
Der Neubau soll mindestens 5.000 Zuschauerplätze haben, über Logen verfügen und die Attraktivität auch abseits des Handballs mit Events und Konzerten deutlich erhöhen. Gleichzeitig soll sie auch für den Schulsport genutzt werden. „Die Klingenhalle werden wir also erst aufgeben, wenn die neue Halle fertiggestellt ist. Bis dahin benötigen wir sie“, stellt Kurzbach klar.
Entscheidender Punkt bei der Realisierung des Projekts ist ein Vergleich der Wirtschaftlichkeit beider Hallen, die im Gutachten dargelegt wird. Eine Investition muss die Stadt Solingen ohnehin leisten – entweder in die bestehende Klingenhalle oder in einen Neubau. „Aus dem Gutachten geht hervor, dass eine moderne Arena langfristig sogar kostengünstiger zu betreiben ist als die Klingenhalle“, sagt Kurzbach. Der Mehrwert, den ein Neubau im Vergleich zur alten Halle hat, ist offensichtlich – und sichert die Zukunft des BHC im Bergischen Land. „Als Städte und Region müssen wir uns auch zum Spitzensport bekennen. Er sollte für uns genauso notwendig in der Finanzierung sein wie viele andere Dinge, die das Leben in dieser Region ebenso lebenswert machen.“
Solinger Stadtrat soll noch 2021 entscheiden
Kurzbach bekräftigt, dass er noch in diesem Jahr eine Empfehlung des Stadtrates zum Bau der neuen Arena realisieren möchte. „Auf Grundlage von Daten und Fakten“, wie der 43-Jährige mit Verweis auf das Gutachten hervorhebt. Anschließend beginnen die weiterführenden Planungen, wozu zum Beispiel auch die Stemmung des zu erwartenden Verkehrsvolumens gehören.
Uwe Schneidewind unterstrich, Solingen beim Betrieb der Arena nicht alleine lassen zu wollen. „Wir machen aus dem Parallelprozess jetzt einen einzelnen“, hebt der Wuppertaler Verwaltungschef noch einmal die bergische Lösung hervor. Eine gemeinsame Vermarktungsunterstützung hält Schneidewind für sehr wahrscheinlich. „Wir befinden uns mit unserem Tourismus- und Freizeitkonzept im Bergischen Land auf einem guten Weg, und die Halle würde für die gesamte Region eine zentrale Rolle spielen.“ Tim Kurzbach pflichtet seinem Amtskollegen bei: „Wir spielen im selben Team. Es geht nicht ums Ego, sondern ein Ziel, dass wir zusammen erreichen wollen.“