Unsichere Perspektiven durch befristete Arbeitsverträge in Wuppertal

Foto: Achim Otto

Trotz des anhaltenden Fachkräftemangels bleibt die Situation für Beschäftigte in Wuppertal angespannt: Wer einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt, muss häufig damit rechnen, dass dieser auf ein oder anderthalb Jahre begrenzt ist. Laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Düsseldorf-Wuppertal waren im ersten Quartal dieses Jahres 38 Prozent der rund 10.230 abgeschlossenen Arbeitsverträge befristet. Damit liegt die Quote in Wuppertal deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 34 Prozent.

Probleme durch Zeitverträge
Befristete Arbeitsverträge führen nicht nur zu Unsicherheit am Arbeitsplatz, sondern beeinträchtigen auch andere Lebensbereiche. Die Wohnungssuche wird erschwert, Kredite und größere Anschaffungen wie Autos oder Immobilien sind kaum zu stemmen. Diese Unsicherheiten beeinflussen zudem persönliche Lebensentscheidungen, etwa die Familienplanung. Besonders kritisch sieht die NGG sogenannte Ketten-Befristungen sowie Befristungen ohne sachlichen Grund.

Forderung: Abschaffung von sachgrundlosen Befristungen
Die NGG fordert eine gesetzliche Einschränkung von befristeten Arbeitsverhältnissen. Besonders sachgrundlose Befristungen – beispielsweise ohne klare zeitlich begrenzte Vertretungsnotwendigkeiten – sollten abgeschafft werden. Die ursprünglich von der Ampel-Koalition geplante Eindämmung solcher Praktiken blieb aus, wodurch die nächste Bundesregierung in der Pflicht steht, dieses Problem anzugehen.

Junge Beschäftigte besonders betroffen
Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter 25 Jahren sind laut der Böckler-Stiftung besonders häufig von befristeten Arbeitsverträgen betroffen: Bundesweit war fast jede zweite Neueinstellung in dieser Altersgruppe befristet. Besonders alarmierend ist die Situation für junge Menschen nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Wenn Arbeitgeber nur eine Übernahme auf Zeit anbieten, fehle ihnen eine klare berufliche Perspektive, was langfristig negative Folgen für die Karriere haben kann.

Unsichere Bedingungen für geringqualifizierte Arbeitskräfte
Die Analyse der Böckler-Stiftung zeigt zudem, dass befristete Arbeitsverträge vor allem Geringqualifizierte treffen. Gut die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung erhält nur befristete Verträge bei Neueinstellungen. Im Vergleich dazu liegt die Befristungsquote für Menschen mit abgeschlossener Ausbildung bei knapp 28 Prozent. Diese Ungleichbehandlung verstärkt bestehende soziale Unsicherheiten.

Appell an die Arbeitgeber und Politik
Die NGG Düsseldorf-Wuppertal ruft Arbeitgeber dazu auf, nachhaltige Arbeitsverhältnisse zu schaffen und junge Fachkräfte langfristig zu binden. Nur so kann die regionale Wirtschaft gestärkt und dem Fachkräftemangel effektiv begegnet werden. Gleichzeitig fordert die Gewerkschaft von der Politik klare Regelungen, um die Anzahl befristeter Arbeitsverträge deutlich zu reduzieren und die Position der Beschäftigten zu stärken.

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