Umweltschutz hin oder her. Eine plötzliche Steigerung der Benzinpreise um unsägliche 40 bis 70 Cent pro Liter finde ich nicht nur unzumutbar, sondern schlichtweg eine Unverschämtheit in einem Automobil-Land wie Deutschland, welches auf das Auto als Hauptverkehrsmittel angewiesen ist.
Karlheinz Streifer, verärgerter Wuppertaler
Ein riesiges Medienecho zieht zurzeit durch Deutschland. Denn aktuelle Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) machen deutlich, dass der Benzinpreis sprunghaft um bis zu 70 Cent pro Liter steigen könnte. So reagieren Wuppertaler Bürger.
Aktuell macht der Bundestagswahlkampf eher durch gähnende Langeweile auf sich aufmerksam. Nicht zuletzt titelte die New York Times, Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) sei langweiliger, als Wasser beim Kochen zuzusehen. Einig sind sich alle Parteien jedoch weitestgehend beim Thema Klimaschutz. Es müsse etwas passieren, um den fortschreitenden Klimawandel zu verlangsamen, und dies müsse schnell passieren. Die unangenehme Wahrheit dürfte sich schlagartig bei den Benzinpreisen zeigen. Eine Expertengruppe berechnete jetzt die Emissionsentwicklungen der nächsten Jahre für Verkehr, Bau und Industrie. Das von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Gutachten zeigt, dass der Verkehrssektor alleine in 2021 seine Ziele um sieben Millionen Tonnen CO2 verfehlen wird, in 2022 sogar um 20 Millionen Tonnen. Der Bundesverkehrsminister habe ab Anfang März nächsten Jahres genau drei Monate Zeit, konkrete Maßnahmen und Lösungen zu erarbeiten. Das 2019 eingeführte und von der Politik selbst gefeierte Klimaschutzgesetzt sieht dann einen Expertenrat vor, der die Sofortmaßnahmen des Ministers auf Plausibilität und Wirkgehalt prüft. Aktuell zahlt der Autofahrer seit 2021 im Schnitt sieben bis acht Cent mehr pro Liter, um den CO2-Preis von 25 Euro je Tonne auszugleichen. Erwartet werden jedoch schon bis 2025 Strafen von 55 Euro je Tonne. Nach der Grünen-Philosophie sollen es sogar 60 Euro sein. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, ist sogar ein Preis von 250 Euro je Tonne CO2 notwendig, bestätigt eine aktuelle Studie der BCG.
Wuppertaler sind entsetzt
In Wuppertal werden immer mehr Autos zugelassen. Am 1. Januar 2019 konnte die Marke von 200.000 zugelassenen Kraftfahrzeugen in Wuppertal erstmals überschritten werden. Dabei gibt es mehr als 170.000 Pkw, von denen rund ein Viertel Dieselfahrzeuge sind. Und umso wichtiger sind vielen Wuppertalern ihre Autos. „Ich bin beruflich auf mein Auto angewiesen, bekomme aber von meinem Arbeitgeber keine Fahrkostenpauschale. Ich weiss nicht, wie ich die deutlich höheren Benzinpreise verkraften kann“, so die Barmerin Ursula Steiger. Und auch Dieter Meinert ist entsetzt. Der Pendler ist genauso wie Steiger auf sein Auto angewiesen. Sein Arbeitgeber habe eine Bezuschussung für den Fall der Fälle bereits abgelehnt. Und so zeigt sich im Allgemeinen eine Tendenz: Zwar seien die Umwelt und die Klimaziele ein bedeutendes Thema, jedoch stoßen die plötzlichen Benzin-Preissprünge bei fast allen Autofahrern auf Unverständnis und teils berufliche Sorge.