2020 hatten 41 Prozent aller Neueinstellungen in Wuppertal ein Verfallsdatum. Von rund 5.700 Arbeitsverträgen, die im zweiten Quartal neu abgeschlossen wurden, waren etwa 2.300 befristet. Darauf weist die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) unter Verweis auf eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hin.
Infolge der Corona-Pandemie tragen Beschäftigte, die in Wuppertal einen befristeten Arbeitsvertrag haben, ein besonders hohes Risiko, ihre Stelle zu verlieren. „So wird der Job zur Zitterpartie“, meint die IG BAU. „Die Zahlen zeigen, dass auf dem heimischen Arbeitsmarkt etwas aus dem Ruder gelaufen ist. In der Corona-Krise können Befristungen für die Betroffenen leicht zur Falle werden, wenn Unternehmen solche Stellen nicht mehr verlängern“, sagt Uwe Orlob, Bezirksvorsitzender der IG BAU Düsseldorf.
Befristete Jobs vor allem in Gebäudereinigung und Landwirtschaft
Nach Beobachtung des Gewerkschafters sind befristete Stellen in Branchen wie der Gebäudereinigung und der Landwirtschaft stark verbreitet. Junge Beschäftigte seien besonders häufig betroffen. „Wer als Berufseinsteiger eine Wohnung finden oder einen Kredit aufnehmen will, der hat mit einem befristeten Vertrag schlechte Karten. Wegen der Unsicherheit muss manchmal sogar der Wunsch nach eigenen Kindern vertagt werden“, kritisiert Orlob.
Die IG BAU fordert die Bundesregierung dazu auf, ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und Befristungen ohne einen sogenannten Sachgrund einzudämmen. Als Sachgründe gelten etwa eine Schwangerschaftsvertretung oder eine Probezeit.
„Bisher stand die Union bei diesem Vorhaben auf der Bremse.“,
Uwe Orlob, IG BAU
Ein von Arbeitsminister Hubertus Heil vorgelegter Gesetzentwurf sieht vor, dass sachgrundlose Befristungen künftig nur maximal 18 anstatt bisher 24 Monate andauern und in diesem Zeitraum nur noch einmal statt wie bisher dreimal verlängert werden dürfen. Zudem sollen in Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten solche Verträge auf höchstens 2,5 Prozent der Belegschaft begrenzt werden.
„Bisher stand die Union bei diesem Vorhaben auf der Bremse. Aber das Gesetz ist überfällig – und es bleiben nur noch wenige Wochen, um es in dieser Legislaturperiode durch den Bundestag zu bringen“, betont Gewerkschafter Orlob. Die Pandemie habe gezeigt, dass neben den kaum abgesicherten Minijobs und Leiharbeitsverhältnissen auch Befristungen alles andere als krisenfest seien.