Die Uhr zeigte wenige Minuten vor 1 Uhr am Dienstagmorgen (9. April), als eine turbulente Jahreshauptversammlung des Wuppertaler SV zu Ende gegangen war. Am Ende der über fünfstündigen Marathonsitzung wurden vom neu gewählten Verwaltungsrat Alexander Eichner und Melanie Drees als Vorstände in ihren bisher kommissarisch bekleideten Ämtern bestätigt. Zudem fand der Antrag am 28. Mai eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit dem Thema Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft abzuhalten eine Mehrheit.
Stundenlange Diskussionen der Vergangenheit
Gefühlte 99 Prozent der Zeit widmeten die Mitglieder in einer weitgehend sachlich geführten Diskussion der Vergangenheit. Es gab aber auch reichlich zu diskutieren, nachdem der Vorstand erschreckende Zahlen genannt hatte. Der kommissarische Vorstandssprecher Alexander Eichner rechnet am Saisonende mit einem Schuldenstand von 1.4 Millionen Euro.
Gemeinnützigkeit aberkannt
Der frühere Vorstand Horst Willich legte umfangreich dar, wie es zu dem finanziellen Desaster kommen konnte. Willich, vom amtierenden Vorstand als „Sonderermttler“ eingesetzt, stellte fest, ein Defizit von einer halben Million Euro zum Saisonende 2019/20 sei bereits im Oktober 2018 klar gewesen. Mit Entsetzen erfuhren die 438 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder, dass dem Verein drohe, vom Finanzamt für die Jahre 2012 bis 2015 die Gemeinnützigkeit aberkannt zu werden.
Auch elf Verwaltungsräte nicht entlastet
Als Hauptverantwortliche für diese massive Schieflage gelten die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Lothar Stücker (Finanzen) und Manuel Bölstler (Sport). Beide wurden von den Mitgliedern nicht entlastet, elf Mitglieder des 13-köpfigen Verwaltungsrates, der den Vorstand kontrollieren sollte, auch nicht. Während Bölstler gar nicht erschien, stattete Stücker der Versammlung nur eine Stippvisite ab, ohne das Wort zu ergreifen. Auch Ex-Verwaltungsratschef Thomas Lenz zog es vor, der Jahreshauptversammlung fern zu bleiben.
Drees und Eichner bestätigt
Das sind die 13 Mitglieder des neuen Verwaltungsrates: Christian Vorbau, Carsten Kulawik, Horst Willich, Mike Klamke, Ralf Dasberg, Norbert Müller, Carsten Sander, Harald Lucas, Christian Scheib, Gunnar Falkenberg, Felix Blaschke, Sven Lesser und Dennis Jung. Jung rückte nach, weil der ursprünglich mit den meisten Stimmen gewählte letzte Verwaltungsratsvorsitzende Jürgen Hoß die Wahl nicht annahm. Der Verwaltungsrat bestätigte die bisherigen kommissarischen Vorstände Melanie Dress und Alexander Eichner in ihren Ämtern.