Beim Handball-Bundesligisten Bergischer HC geht im Sommer 2022 eine Ära zu Ende. Trainer Sebastian Hinze, seit fast neun Jahren „Löwen“-Cheftrainer, hat angekündigt, seinen dann endenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Gerüchteweise soll dem Cronenberger ein Angebot des Topklubs Rhein-Neckar Löwen vorliegen. Das berichtet unter anderem die Lokalzeit des WDR. Die Entscheidung ihres langjährigen und erfolgreichen Trainers respektiert der BHC, wie Geschäftsführer Jörg Föste erklärt und hinzufügt: „Sebastian erhält auch im zehnten Jahr die Rückendeckung, die er derzeit genießt.“
Von 2006 bis 2011 stand Hinze als Kreisläufer im Team des BHC, schaffte als Spieler den Aufstieg in die „stärkste Liga der Welt“. Im Mai 2012 übernahm der heute 41-Jährige gemeinsam mit Co-Trainer Chrischa Hannawald und Spieler Kristoffer Kleven Moen das Traineramt für die letzten drei Spieltage der Saison als Nachfolger des beurlaubten Trainers Hans-Dieter „HaDe“ Schmitz. Seit der Saison 2012/13 ist er Cheftrainer des BHC, mit dem er 2013 und 2018 nach einem Jahr in Liga zwei in die 1. Liga aufgestiegen ist.
Suche startet jetzt
Bereits jetzt startet bei den „Löwen“ die Suche nach der Hinze-Nachfolge. Das Anforderungsprofil an ihn ist hoch, der Verein wird sich deshalb bei der Suche die nötige Zeit nehmen und in die Entscheidung auch die Mannschaft einbeziehen.
Das Ende der einen Ära begründe gleichzeitig auch eine andere, eine neue Ära, so Föste. „Das geschieht auf Basis der gleichen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen wie bisher. Unser Weg ist gekennzeichnet durch harte Arbeit, Verlässlichkeit und Zielorientierung. An dieser Philosophie wird sich nichts ändern. Der Club wird sich weiterhin aus sich selbst heraus entwickeln. Das ist auch das Anforderungsprofil für das Traineramt.“
Neubesetzung in Ruhe
Die Neubesetzung des Trainerpostens soll nun in Ruhe erfolgen, um eine langjährig tragfähige Lösung herbeizuführen. „Die kann nur dann funktionieren, wenn die bisherigen Zielsetzungen des Clubs auch mit dem Profil des neuen Trainers überein zu bringen sind“, erklärt Föste und ruft in Erinnerung: „2017, im Jahr des Abstiegs, haben wir eine Mission entwickelt, dass wir in zwei definierten Kennzahlen Erster in der Bundesliga werden wollen. Das ist zum einen das Verhältnis des sportlichen Ertrags zu ökonomischen Mitteln, zum anderen die Kontinuität im Kader. In beiden Bereichen gibt es eindeutige Kennzahlen, die nicht beliebig sind. Mittlerweile sind wir jeweils auf dem ersten Rang der Liga. Das ist auch die Zielsetzung für die Zukunft.“
Um das zu erreichen, seien viele Arbeitsschritte notwendig. „Natürlich muss der Kader sorgfältig zusammengestellt werden“, erklärt Föste. „Nur Spieler, die passen und sich entwickeln, können und wollen länger im Verein bleiben. Wohlfühlfaktor und Rollendefinition spielen genauso eine Rolle wie Entwicklungspotenziale.“
Top Ten im Visier
Um den sportlichen Ertrag im Verhältnis zu den ökonomischen Mitteln zu verbessern, ist neben einem Mindestbudget eine „gescheite Investstrategie nötig – also ein gutes Controlling, ein Verzicht von Beliebigkeit“, erklärt Föste. „All das leben wir hier und führt dazu, dass wir die Kennzahlen an die Spitze gebracht haben. Daraus entwickelt sich eine Platzierung, wie sie sich in den vergangenen drei Jahren darstellt. Möchten wir also ein Platzierungsziel definieren, lässt sich sagen, dass wir zu einem Top-Ten-Club reifen wollen und dieser Reifeprozess noch nicht beendet ist.“
Kader für 2021/22 steht
Nachdem jetzt auch Linksaußen Sebastian Damm seinen Kontrakt verlängert hat, steht der Kader für die kommende, die letzte Spielzeit in der Ära Hinze fest. Bis auf Simen Schönningsen, der als dritter Spieler im rechten Rückraum hinzukommt, bleibt die komplette Mannschaft unverändert. Ein Ersatz für Rechtsaußen Yannick Fraatz wird kurzfristig nicht gesucht. Fraatz, der mit einer Knieverletzung langfristig außer Gefecht gesetzt ist, wurde erfolgreich operiert und soll für die Zeit seines Ausfalls intern kompensiert werden. In sechs Wochen steht eine weitere OP an, bevor langsam, aber sicher die Reha beginnen wird.