Handball-Bundesligist Bergischer HC hat im Auswärtsspiel beim SC Magdeburg bleibenden Eindruck hinterlassen. Die „Löwen“ spielten defensiv so grandios, dass sie die Gastgeber vor der Pause bei acht und insgesamt bei 23 Toren hielten. Beides sind die jeweils niedrigsten Ausbeuten des amtierenden Deutschen Meisters in dieser Saison. Dass es beim 21:23 (10:8) trotzdem nicht zur Überraschung reichte, war bitter, zufrieden darf die Mannschaft mit diesem Auftritt aber allemal sein.
Von Anfang an unterstrichen die Gäste, dass sie nicht nach Sachsen-Anhalt gefahren waren, um die Rolle des Punktelieferanten zu spielen. Die Gastgeber rieben sich an der Deckung auf, schafften es nicht ihre Zweikampfstärke auszuspielen und wurden immer wieder zu Rückraum-Würfen gezwungen. Dazu parierte Torhüter Christopher Rudeck stark und hatte seinen Anteil daran, dass es nach einer Viertelstunde 3:2 für den BHC stand.
Rot gegen Ladefoged herber Schlag
Ganz so niedrig blieb die Magdeburger Ausbeute natürlich in der Folge nicht, doch viel überzeugender hätte sich die BHC-Verteidigung speziell in der ersten Halbzeit, letztlich aber sogar über das gesamte Spiel kaum präsentieren können. Sogar diverse Unterzahl-Situationen schadeten den Gästen nicht. Zumindest nicht unmittelbar, denn die Rote Karte gegen Frederik Ladefoged war ein herber Schlag ins Kontor für den Innenblock. Doch auch das kompensierte die Mannschaft über ganz weite Strecken hervorragend.
Im Angriff schlossen die Bergischen sehr kontrolliert ab, hatten dabei einen guten Rückzug sowie niedrige Fehlerquote und schafften es so, das Magdeburger Tempospiel nahezu komplett abzuschalten. Hätten nicht auch Mike Jensen im SCM-Gehäuse und seine Vorderleute einen starken Tag erwischt, der BHC wäre zwischendurch vermutlich sehr hoch in Führung gewesen. So hatten die Gäste kurz vor und unmittelbar nach der Pause ihre offensiv stärkste Phase mit sechs unbeantworteten Treffern in Serie. Von 6:8 stellten Tom Kare Nikolaisen, Noah Beyer, Lukas Stutzke, erneut Beyer, Elias Scholtes sowie wiederum Beyer auf 12:8.
Sensation lag in der Luft
Die Sensation lag nun langsam, aber sicher in der Luft, doch im Anschluss ließen die „Löwen“ wieder mehr liegen, während Magdeburg bessere Phasen hatte. Arnor Gunnarsson sah auch noch die Rote Karte für eine missglückte Abwehraktion, was dem SCM zum 11:12 und zwei Minuten in doppelter Überzahl verhalf. Die Bergischen antworteten aber erneut. In nummerischer Unterlegenheit stellte Linus Arnesson auf 13:11 von der Strafwurf-Linie. Scholtes legte sogar kurz darauf das 14. Tor nach.
Trotzdem: Angepeitscht von fast 6.500 Zuschauern kamen die Magdeburger noch einmal zurück und profitierten dabei von ein paar seltenen Fehlern im BHC-Angriff. Isak Persson erzielte beim 19:18 die letzte Gäste-Führung, danach trafen die Hausherren drei Mal und hatten vier Minuten vor Schluss die besseren Karten. In der ersten Überzahl-Situation für den BHC während des gesamten Matchs traf Noah Beyer zum 20:21, in der zweiten stellte Djibril M’Bengue auf 21:22. Die letzte Minute lief bereits, sodass es die kämpfenden Löwen mit einer offenen Manndeckung probierten. Magdeburg behielt die Nerven, der starke Kay Smits setzte den Schlusspunkt.
„Der Stolz auf meine Mannschaft überwiegt.“
Jamal Naji. BHC-Chefcoach
BHC-Trainer Jamal Naji: „Man hat heute gesehen, warum Magdeburg eine Spitzenmannschaft ist. Sie hat zu jeder Zeit an den Sieg geglaubt. Ich glaube, dass wir uns heute irgendwann zu sehr mit der Eventualität beschäftigt haben, dass wir hier in Magdeburg gewinnen können. Das hat uns vielleicht ein wenig gehemmt. Insgesamt sind es gerade viele gemischte Gefühle bei mir: Trauer, Wut, Zorn – aber was überwiegt, ist der Stolz auf meine Mannschaft. Ich finde, das, was wir uns in den letzten Wochen erarbeiten haben, nämlich dass wir einen Großen schlagen wollen und uns dazu auch bereit fühlen, deutet sich immer mehr an.“
- Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (5), Nothdurft, Gutbrod, Stutzke (3), Weck, Arnesson (5/1), Babak, Ladefoged, Nikolaisen (3), M´Bengue (1), Scholtes (3), Schönningsen, Persson (1), Gunnarsson.