Handball-Bundesligist Bergischer HC hat gegen die HSG Wetzlar nach fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie einen erlösenden Sieg gefeiert. Das 24:23 (12:9) war ein von den Deckungsreihen und Torhütern geprägtes Kampfspiel, in dem die Gastgeber vor knapp 1.700 Zuschauern in der Wuppertaler Unihalle hauchdünn die Oberhand behielten. Tomas Babak nutzte den letzten Löwen-Angriff zur Führung, im Anschluss verhalf der Mannschaft auch das Glück in Form des Torpfostens zum dritten Saisonsieg.
Überragend hatten die Bergischen 60 Minuten lang verteidigt. Frederik Ladefoged und Tom Kare Nikolaisen blieben im Innenblock stabil, Torhüter Christopher Rudeck hielt, was zu halten war. Doch beim letzten Wurf waren sie alle geschlagen. HSG-Rückraumspieler Jonas Schelker hatte das 24:24 in der Hand, der Ball landete aber am Pfosten. Damit war das „Löwen“-Glück perfekt. Die Mannschaft lag sich in den Armen und war angesichts dieses hart erkämpften Erfolges sichtbar erleichtert.
Zäher Start
Die ersten gut 20 Minuten waren von einem auf beiden Seiten sehr zähen Angriffsspiel dominiert. Waren die Gastgeber zunächst bei einigen freien Chancen erfolglos gegen HSG-Keeper Till Klimpke gewesen, mühten sie sich im weiteren Verlauf auch zunehmend, vielversprechende Gelegenheiten zu erarbeiten. Für Wetzlar galt allerdings nahezu dasselbe. Abwehr und Torhüter zogen den Mittelhessen den Zahn, so dass es gute acht Minuten vor der Pause gerade einmal 6:5 für die Bergischen stand.
BHC-Trainer Jamal Naji setzte fortan auf den siebten Feldspieler und hatte Erfolg damit. Frederik Ladefoged, zwei Mal Alexander Weck, Noah Beyer, Tom Kare Nikolaisen und Linus Arnesson nutzten schön herausgespielte Chancen zur 12:9-Pausenführung. Djibril M’Bengues möglichem 13:9 blieb die Anerkennung verwehrt, weil die Kugel Bruchteile einer Sekunde zu spät die Linie überquert haben soll.
Taktik ging nach hinten los
So flüssig lief es nach der Pause nicht weiter. Auf das taktische Mittel des siebten Feldspieler verzichtete Naji nach ein paar Fehlversuchen, und die Gäste kamen nach und nach wieder heran. Auch spektakuläre Aktionen, wie der erfolgreiche Heber von Linus Arnesson beim Siebenmeter gegen den knapp zwei Meter großen Klimpke, brachten nicht den erhofften Push. Stattdessen hatten sogar die Gäste bei Abprallern ein wenig Glück – wie zum Beispiel Lenny Rubin, der seinen von Rudeck parierten Strafwurf wieder auffing und im zweiten Versuch Erfolg hatte. Überhaupt kam der Schweizer nun in Schwung.
Beim 15:15 war das Duell wieder ausgeglichen. Scheinbar unbeeindruckt legten die „Löwen“ aber wieder vor. Tomas Babak bewies seine enorme Zweikampfstärke mit tollen Aktionen und wichtigen Toren, Arnesson verwandelte die Siebenmeter sicher, und Noah Beyer überwand Klimpke von außen mit einem Heber. Doch auch der 20:16-Vorsprung genügte dem BHC nicht. Wetzlar stellte auf eine offensive Deckung um, gegen die der BHC Schwierigkeiten hatte. Hinzu kamen ein paar seitens des Publikums erwartete Pfiffe von den Schiedsrichtern, die allerdings ausblieben, so dass Wetzlar in Ballbesitz kam. Nach einer Aktion von M’Bengue, die durchaus einen Freiwurf verdient gehabt hätte, traf Wetzlar zum 21:21 ins leere Gehäuse.
Alles offen in der Crunchtime
Wieder war alles offen, und die Partie befand sich in der Crunchtime. Stark herausgespielt war das 22:21 durch Tom Kare Nikolaisen, ein erstes Mal Glück hatten die „Löwen“ beim Pfostenwurf von Rubin, den Arnesson aufsammelte, um präzise Isak Persson im Gegenstoß zum 23:21 zu bedienen. War das nun die Entscheidung? Mitnichten. Beyer scheiterte an Klimpke, Arnesson setzte einen Schlagwurf knapp daneben, und auf der anderen Seite traf jeweils Rubin, so dass die Partie auf die letzten beiden Angriffe reduziert wurde.
Tomas Babaks herausragend gewonnener Zweikampf zum 24:23 bedeutete zumindest einen sicheren Punkt. Dass es zwei wurden, war ein Glücksfall für die Löwenseele.
„Für unser Gemüt war das ein ganz wichtiger Sieg.“
Jamal Naji, BHC-Cheftrainer
BHC-Trainer Jamal Naji: „Wir hätten den Sack früher zumachen müssen. Es war sicher kein ästhetisch schönes Handballspiel, aber beide Mannschaften haben dem Gegner viele Waffen weggenommen. In der Abwehr ist uns vieles gelungen, im Angriff hingegen zu wenig. Für unser Gemüt war das ein ganz wichtiger Sieg. Vielleicht ist es sogar besser, mal so einen dreckigen Erfolg zu haben als einen mit sechs oder sieben Toren Unterschied.“
- Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (4), Nothdurft, Weck (4), Gutbrod, Arnesson (5/3), Babak (4), Nikolaisen (3), Ladefoged (1), Bergner, M’Bengue (1), Persson (2), Gunnarsson.