Der Beirat des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch hat am Freitag (13. Juli) beschlossen, der Intendantin Adolphe Binder fristlos zu kündigen. Die Betroffene hat dazu in einem Offenen Brief Stellung bezogen. Wir veröffentlichen nachstehend Auszüge daraus im Wortlaut.
„Die Entscheidung des Beirates, mich mit sofortiger Wirkung von meinen Aufgaben als Künstlerische Leiterin und Intendantin des Tanztheaters Wuppertal-Pina Bausch zu entbinden, von der ich zuerst über Pressevertreter erfuhr, habe ich mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. Dieser Entschluss dient nicht der Zukunft des Tanztheaters. Die von der Geschäftsführung (GF) gegen mich erhobenen – mir nur teils offiziell bekannten – Vorwürfe sind unhaltbar und rechtfertigen keine Kündigung.
Der Vollständigkeit halber möchte ich ergänzen, dass ich bereits im vergangenen Jahr unter Einbeziehung der verschiedenen Abteilungen des Tanztheaters einen Spielplan für die Spielzeit 2018/19 erstellt habe, der der GF (Geschäftsführung) seit Monaten und auch dem Beirat seit Juni vorliegt … Die Vorstellungen sind von den Veranstaltern teilweise angekündigt, und Karten werden aktuell für Wuppertal, Tel Aviv, Sao Paulo, London, Paris und Antwerpen verkauft …
… Trotz enormer Hindernisse und fehlender Unterstützung durch die GF ist es gelungen, zwei Uraufführungen entwickeln, die national und international große Beachtung gefunden haben, in Wuppertal, Oslo und Amsterdam mit „Standing Ovation“ gefeiert wurden und bei den Koproduzenten und der internationalen Szene großen Zuspruch gefunden haben …
…Auch unter den schwierigsten Bedingungen hat das Ensemble bis zur letzten Vorstellung der Spielsaison (12. Juli) in Paris Leistungen auf höchstem künstlerischen Niveau erbracht. Es war immer und ist auch weiterhin handlungsfähig …
… Der Geschäftsführer Dirk Hesse hat sich von Beginn an geweigert, die durch die Berufung einer Intendantin neu-geschaffene künstlerische Leitung zu akzeptieren und diese transparent in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Statt die künstlerische Qualität und die künstlerische Weiterentwicklung des Tanztheaters in den Vordergrund zu stellen, wurde die Demonstration des Weisungsrechts des mir vorgesetzten Geschäftsführers zum zentralen Handlungsmotiv. Meine Arbeit wurde laufend behindert, Auskünfte zum Etat sowie eine Kooperation wurden mir verweigert und ich wurde persönlich diffamiert und herabgesetzt …
… Eine die Leitungsaufgaben klarstellende Geschäftsordnung, die an jedem Theater üblich ist und die es auch bei der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH früher gegeben hatte, wurde ohne Begründung seitens der Stadt und des Beirats nicht erlassen …
…Seit meiner Berufung im Februar 2016 … habe ich alles getan, um gemeinsam mit den Tänzer*innen und den anderen Mitarbeiter*innen des Tanztheaters Neues zu erarbeiten und Altes lebendig und auf höchstem Niveau zu bewahren. Diese Arbeit mit dem großartigen Ensemble und für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH wollte ich fortführen und bin deshalb nicht auf das Verlangen der Stadt und der GF, die schon seit Monaten eine Vertragsauflösung von mir fordern, eingegangen.“