120 Jahre ist es am Montag (1. März) her, dass die Wuppertaler Schwebebahn ihren Betrieb aufgenommen hat. Die Idee eines solchen Verkehrssystems für unsere Stadt st sogar schon 195 Jahre alt.
Als Im Sommer 1826 die Bürger Elberfelders im Museumsgarten das Modell einer Schwebebahn bewundern konnten, ahnten sie wahrscheinlich nicht, dass ein solches Vehikel ihre Stadt, das spätere Wuppertal, einmal weltberühmt machen sollte. Das Schwebebahnmodell hatte der Unternehmer Friedrich Harkort anfertigen lassen. Erfinder dieses Fahrzeugs war der englische Ingenieur Henry Robertson Palmer. Der hatte eine von Pferden gezogene Einschienen-Hängebahn für den Gütertransport konstruiert. Harkort wollte eine solche Bahn verwirklichen, um Kohle vom Ruhrgebiet nach Elberfeld zu transportieren. Mit seinem Modell wollte er Elberfelds Bürger und die Stadtverordneten für das Projekt begeistern. Trotz anfänglich durchaus begeisterter Aufnahme der Idee durch die lokalen Honoratioren überwog am Ende die Skepsis und das Vorhaben wurde zu den Akten gelegt.
Modernes, leistungsfähiges Transportsystem
Erst gut 60 Jahre später, 1887, kam mit der Gründung einer Hochbahnkommission durch die Städte Barmen und Elberfeld wieder Bewegung in das Projekt Schwebebahn. Mit einem modernen, leistungsfähigen Bahnsystem wollte man der zunehmenden Mobilität der Bevölkerung in den aufstrebenden Industriestädten Barmen und Elberfeld Rechnung tragen. 1889 unterbreitete die Firma Siemens & Halske den Stadtverordneten ein Angebot für den Bau einer Hochbahn und erhielt ein Jahr später auch den Zuschlag dafür.
Als es um die konkrete Ausgestaltung des neuen Verkehrssystems ging, trat mit dem Kölner Fahrzeughersteller Van der Zypen & Charlier ein neuer Akteur auf den Plan. Die Firma hatte sich das Patent des Kölner Unternehmers und Erfinders Eugen Langen für eine Einschienen-Hängebahn gesichert und bot diese nun den Wuppertaler Gremien an. Das Bahnsystem, das nach der Idee Langens durch den ehemaligen Regierungsbaumeister und späteren Schwebebahn-Bauleiter Wilhelm Feldmann ausgearbeitet worden war, konnte die Firma auch gleich auf einer eigenen Versuchsstrecke in Köln-Deutz demonstrieren.
Eugen Langen starb drei Jahre vor Baubeginn
1895 gründete ein Konsortium aus Eugen Langen, Van der Zypen & Charlier und der den Bau ausführenden Elektrizitäts-Aktiengesellschaft – sie hatte die Rolle von Siemens & Halske übernommen – die „Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen“ mit Sitz in Nürnberg für den Bau und Betrieb der Schwebebahn. Eugen Langen selbst erlebte die Verwirklichung seiner Vision nicht mehr. Er starb 1895, drei Jahre vor Baubeginn der Wuppertaler Schwebebahn.
Von Anfang an hatte die Schwebebahn mit Widerständen und Vorbehalten zu kämpfen. Schon 1888 strengte die Pferdebahngesellschaft, die um ihr Monopol für die Personenbeförderung fürchtete, eine Klage gegen die Hochbahn an – vergebens. Sektiererische Kreise im „Muckertal“ wetterten gegen die Schwebebahn als „Satanswerk“. Grundstückseigentümer an der Fahrtrasse, besonders auf der Landstrecke in Sonnborn und Vohwinkel, befürchteten Nachteile für ihre Immobilien.
Kritiker eines Besseren belehrt
Aber die Bedenkenträger setzten sich nicht durch. Und auch die Kritiker, die die Schwebebahn in Leitartikeln und Karikaturen mit Spott und Häme überzogen, wurden eines Besseren belehrt.
Im Juni 1898 begannen die Arbeiten. Zunächst wurde ein 800 Meter langes Streckenstück zwischen Varresbeck und Zoo errichtet, das auch für die ersten Probefahrten genutzt wurde. Mit der Konstruktion des Tragwerks, das heißt Stützen und Brücken, war die Maschinen-Bau-AG Nürnberg (MAN) beauftragt worden. Für die charakteristische Längsträger-Konstruktion besaß der MAN-Direktor und Ingenieur Anton Rieppel das Patent. Unterdessen waren bei Van der Zypen & Charlier in Köln die ersten beiden Probe-Waggons gebaut worden. Sie wurden per Eisenbahn nach Elberfeld transportiert und dort am 13./14. September 1898 an die Fahrschiene gehängt.
Erste Probefahrten 1899
Die ersten Probefahrten fanden 1899 mit 16 km/h als zulässige Höchstgeschwindigkeit statt. Schließlich wurden sogar Geschwindigkeiten bis 50 km/h erreicht. Die Arbeiten schritten vom Zoo zunächst in östlicher Richtung bis zur Kluse voran. 1900 wurde das westliche Stück mit der Landstrecke bis nach Vohwinkel gebaut. Bereits am 24. Oktober 1900 befuhr Kaiser Wilhelm II. bei einem Besuch in Barmen und Elberfeld die fertige Strecke auf einer Probefahrt vom Döppersberg bis nach Vohwinkel.
Behördlich freigegeben wurde die Strecke aber erst am 15. Februar 1901, nachdem zuvor noch eine Belastungsprobe stattgefunden hatte. Am 1. März 1901 war es dann endlich so weit: Mit der Aufnahme des Fahrgastverkehrs war es den Wuppertaler Bürgerinnen und Bürgern möglich, in wenigen Minuten vom Elberfelder Stadtzentrum zum Zoo und – nach der Inbetriebnahme des westlichsten Abschnitts am 24. Mai 1901 – auch bis nach Vohwinkel zu gelangen.
Barmer Streckenteil erst ab 1903 in Betrieb
26 Waggons der Baureihe 1900 standen für den Schwebebahn-Betrieb zur Verfügung, davon 21 Haupt- und fünf Nebenwagen. Die Barmer mussten noch etwas länger warten, bis sie in den Genuss der Schwebebahn kamen. Die Barmer Strecke bis nach Rittershausen (Oberbarmen) wurde erst 1903 eröffnet.