Balkonkraftwerke – auch Mieter können Strom gewinnen

Photo by American Public Power Association on Unsplash

Der Ausbau von Photovoltaikanlagen nimmt in Deutschland Fahrt auf. So stieg der Anteil des durch PV-Anlagen gewonnenen Stroms im ersten Quartal 2022 um 34,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dennoch befinden wir uns noch am Anfang der Entwicklung, denn mit rund 2,5 Millionen Nutzern sind erst in etwa einem Zehntel aller Haushalte entsprechende Kraftwerke installiert.

Dabei verfügen selbst Mieter über eine günstige und niedrigschwellige Möglichkeit, sich an der regenerativen Energiewende zu beteiligen. Balkonkraftwerke sind die Lösung. Die steckerfertige Aufstellung ist mithilfe von Ständern denkbar einfach und die Geräte gibt es im Fachhandel für nur wenige Hundert Euro.

Was sind Balkonkraftwerke überhaupt?

Bei einem Balkonkraftwerk handelt es sich um ein System mit meist zwei rechteckigen Solarmodulen, die wiederum aus mehreren monokristallinen oder polykristallinen Solarzellen bestehen. Ein Wechselrichter dient dazu, den gewonnenen Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln. Bei einem Balkonkraftwerk mit Akkumulator ersetzt eine Powerstation den Wechselrichter. Über einen Zähler wird der gewonnene Strom gemessen und über Stecker und Stromkabel an das Stromnetz angeschlossen. Eine Halterung komplettiert das Gesamtpaket.

Günstige und hochwertige Balkonkraftwerke können online über den Anbieter greensolar.de erworben werden. Obwohl der Name anderes suggeriert, ist der eigene Balkon nicht der von Nutzern bevorzugte Ort der Aufstellung. Einer Verbraucherstatistik zufolge gehen die Nutzer hierbei folgendermaßen vor:

  • am Boden aufgeständert: 44 Prozent
  • Balkon: 29 Prozent
  • Schrägdach: 22 Prozent
  • Fassadenwand: 5 Prozent

Warum ist die Zeit für ein Balkonkraftwerk günstig?

Die Gründe für die bisher schleppende Verbreitung der Balkonkraftwerke liegen in einer überbordenden Bürokratie und verschiedenen Interessenkonflikten begründet. So schmälern PV-Anlagen aller Art die Profite der Energieversorger, und der Verband für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE), den die Politik in energiepolitischen Sachfragen gern konsultiert, blockierte lange Zeit die Verbreitung, weil die technischen Prüfer die Balkonkraftwerke für potenziell unsicher halten.

Dies führte zu strengen Reglementierungen, die den Einsatz von Balkonkraftwerken nicht gerade attraktiv machten. Beispiele dafür sind die vorgeschriebene Obergrenze von 600 Watt, das Verbot von einfachen Haushaltssteckern (Schuko-Stecker) zugunsten der sicheren Wieland-Stecker und ein Verbot für rückwärts laufende Stecker. Aufgrund des unbestreitbaren Nutzens von Balkonkraftwerken für die Klimaziele hat sich in Wirtschaft und Politik allerdings inzwischen ein Umdenken eingestellt. So haben sich zahlreiche Interessenvertreter einschließlich des VDE dafür ausgesprochen, die strengen Reglementierungen zu lockern.

Der VDE will die Schuko-Stecker nun dulden und spricht für die Wieland-Stecker nur noch eine Empfehlung aus. Das Umweltbundesamt will darüber hinaus die 600-Watt-Grenze zugunsten des europäischen Standards auf 800 Watt ausweiten und auch das Verbot, Rücklaufzähler für die Mini-Solaranlagen zu nutzen, soll gekippt werden. Die Befreiung der umweltfreundlichen Kraftwerke von der Mehrwert- und Umsatzsteuer soll die Verbreitung zusätzlich erleichtern, und Balkonkraftwerke sind so günstig wie nie zuvor.

Wie groß ist der Beitrag für den Energiegewinn?

Experten geben als Richtwerte an, dass sich mithilfe von Balkonkraftwerken rund 10 Prozent des Stromverbrauchs von Mietern decken lässt. Als mögliche Einsparungen werden Summen von bis zu 200 Euro jährlich genannt. Angesichts der niedrigen Investitionskosten kann sich eine Mini-PV-Anlage damit schnell amortisiert haben. Die Haltbarkeit ist mit 20 bis 30 Jahren erfreulich hoch, sodass Mieter lange Zeit auf die Dienste ihres Balkonkraftwerks setzen können.

Die Vorteile von Balkonkraftwerken

Wer als Mieter in ein Balkonkraftwerk investiert, kann den Effekt explodierender Energiekosten zumindest zum Teil eindämmen. Ferner leistet er einen Beitrag zur regenerativen Energiewende und trägt zum Umweltschutz bei. Er unterstützt mit seinem Verhalten die Bestrebung von Bund und Ländern, die Emission von Treibhausgasen zu vermeiden und wirkt dabei mit, die Luft sauberer zu halten. Der Aufbau ist leicht und nicht genehmigungspflichtig.

So haben auch Mieter die Möglichkeit, sich mit Blick auf die Stromversorgung ein Stück weit autark zu machen. Besitzer sind mit Balkonkraftwerken anders als mit PV-Anlagen auf Hausdächern mobil und können diese beispielsweise auf Reisen mit dem Wohnmobil mitnehmen und mittels passendem Laderegler wie eine Powerstation zur Stromgewinnung nutzen. Im Falle eines Umzugs lassen sich die Mini-Kraftwerke ebenfalls problemlos transportieren. Sie sind in der neuen Wohnung im Nu wieder aufgestellt.

Tipps für den Aufbau

Balkonkraftwerke können nur dann ihre Kraft voll für Mieter ausspielen, wenn sie richtig platziert werden. Ideal sind ein Neigungswinkel von 35° und eine Zentrierung zur Südseite. Verschattungen sind zu vermeiden wie fallendes Laub, das sich auf die Solarpaneele legen und damit die einfallenden Sonnenstrahlen blockieren kann. Der Wechselrichter sollte vor Regen geschützt sein.

Solarmodule: monokristallin oder polykristallin?

Poly- und monokristalline Solarpaneele lassen sich optisch auf einen Blick unterscheiden, denn polykristalline Module sind blau und monokristalline Module schwarz. Der Name beider Arten von Solarzellen geht auf ihre Herstellung zurück, denn während monokristalline Solarzellen aus reinem kristallinen Silizium bestehen, bilden sich bei polykristallinen Solarzellen nach dem Blockgussverfahren verschiedene Kristallstrukturen.

Monokristalline Module weisen mit 22 bis 24 Prozent einen deutlich höheren Wirkungsgrad als polykristalline Paneele auf, die hierbei nur auf Werte zwischen 15 und 18 Prozent kommen. Da Mieter bei der Nutzung an das Limit von 600 Watt und bald möglicherweise von 800 Watt gebunden sind, äußert sich stärkere Leistung bei der Energiegewinnung durch monokristalline Module durch den Vorteil eines geringeren Platzbedarfs.

Dafür sind polykristalline Balkonkraftwerke etwas günstiger. Für sie sprechen außerdem eine etwas längere Haltbarkeit und ein geringerer Effizienzverlust bei hohen Temperaturen, da sie sich durch ihre hellere Farbe weniger schnell erhitzen. Herkömmliche Dünnschichtzellen sind hingegen minderwertig. Allerdings ist durch die Innovation der CIGS-Module Bewegung in den Markt der Dünnschichtzellen bei PV-Anlagen gekommen. Denn obwohl die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, haben die Forscher bei CIGS-Paneelen bereits einen Effizienzgrad von 17,5 Prozent erzielt.

Kleiner Schritt mit großer Wirkung

Balkonkraftwerke passen wunderbar in die heutige Zeit, schonen das Portemonnaie und sind gesellschaftlich ein wichtiger Schritt in Richtung regenerative Energiewende, um die Umwelt zu schonen und die Emission von Treibhausgasen zu vermeiden. Der in den letzten zehn Jahren für uns alle sichtbare Temperaturanstieg ist ein ernstes Warnsignal, dass ein Umdenken notwendig ist. Für die Umsetzung sind eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur und eine Information beim Netzbetreiber erforderlich. Wer ein Balkonkraftwerk mit Speicher erwirbt, kann auf den durch das Mini-Kraftwerk gewonnenen Strom auch in der Nacht zugreifen.

Das könnte Dich auch interessieren

Kirche am Kolk unterstützt benachbarten Markt

WSW wiederholen Rabattaktion in der „Hol mich! App“

Gute Nachricht für Studierende: Semesterticket wird zum Deutschlandticket