Die Wuppertaler Bürgerinitiative Grün.Stadt.Grau hat einen Antrag bei der Stadt eingereicht, der einen grundlegenden Wandel in der städtischen Entwicklung anstrebt. Das Ziel: Die verbindliche Umsetzung eines „Netto-Null“-Ziels bei der Nutzung neuer Flächen. Der Antrag fordert, die Versiegelung unbebauter Flächen in der Stadt vollständig zu stoppen und nur in Ausnahmefällen eine Bebauung zuzulassen – mit der Maßgabe, dass der Verlust von unversiegeltem Land in jedem Fall ökologisch ausgeglichen werden muss.
Das Anliegen wird von einer breiten Allianz aus Umweltverbänden und lokalen Initiativen unterstützt. Diese betonen die Bedeutung eines Umdenkens in der Stadtplanung. Anstatt auf unberührte Flächen zurückzugreifen, soll der Fokus auf der Entwicklung bereits existierender, ungenutzter Flächen liegen. Laut den Initiatoren ist der Moment gekommen, an dem die Stadt endlich klare Vorgaben zum Stopp der Flächenversiegelung formulieren sollte.
Die Initiative fordert die Stadt Wuppertal auf, konkrete Kriterien für den Einsatz von Flächen in der Stadtentwicklung zu definieren und die Nutzung von unversiegeltem Boden zu unterlassen, wenn es keine zwingenden Gründe gibt. Sollte dennoch eine Bebauung unumgänglich sein, müsse der Verlust an Naturflächen durch Maßnahmen wie Renaturierung oder Wiederaufforstung vollständig kompensiert werden.
Ein weiteres Ziel der Initiative ist es, der Stadtverwaltung klarzumachen, dass in die Entwicklung bestehender Flächen investiert werden sollte. Die Nutzung von Freiflächen durch private Investoren, wie etwa das Schaeffler-Gelände, wird als problematisch angesehen. Stattdessen sollten öffentliche Mittel in den Erwerb und die Entwicklung von Flächen fließen, um nachhaltige und zukunftsfähige Projekte zu realisieren.
Der Antrag wird voraussichtlich bald in den städtischen Gremien behandelt. Die Initiatoren hoffen, dass die Stadtratsfraktionen sich intensiv mit dem Anliegen auseinandersetzen und klare Positionen beziehen. Unterstützung erhalten sie dabei von Organisationen wie dem NABU Wuppertal, dem BUND und verschiedenen Bürgerinitiativen, die sich für den Erhalt von Grünflächen in der Stadt einsetzen. Die Bürgerinitiative Grün.Stadt.Grau hatte bereits zuvor für Aufsehen gesorgt, als sie sich gegen die Ausweisung von 129 Hektar neuer Gewerbeflächen im Außenbereich Wuppertals stellte, ein Vorhaben, das 2023 auf breite Proteste stieß.
Trotz der Unterstützung durch zahlreiche Bürgergruppen betont die städtische Wirtschaftsförderung die Notwendigkeit, neue Gewerbeflächen bereitzustellen. Der Bedarf an Flächen für Unternehmensansiedlungen sei ungebrochen hoch, und Wuppertal müsse dem regionalen Plan der Bezirksregierung Düsseldorf entsprechend etwa 120 Hektar neue Gewerbeflächen ausweisen. Dies sei erforderlich, um Unternehmen vor Ort Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten, neue Betriebe anzusiedeln und Arbeitsplätze zu sichern.
Die Wirtschaftsförderung verweist darauf, dass die Stadt sorgfältig abwäge, wo Flächen zwingend benötigt werden und wo bestehende Flächenpotenziale reaktiviert werden könnten. In den vergangenen Jahren sei es bereits gelungen, verschiedene Brachflächen, wie etwa Kasernengebäude oder ehemalige Bahnareale, erfolgreich zu entwickeln. Ein zentraler Aspekt für die Zukunft Wuppertals bleibe jedoch der verantwortungsvolle Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.
Die Stadt wolle künftig verstärkt auf Flächenrecycling setzen, um den Flächenbedarf zu decken und gleichzeitig den ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei sollen Flächen nur dann neu erschlossen werden, wenn dies unbedingt erforderlich sei. Auch in der Entwicklung von Neubauflächen sollen höchste Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung eingehalten werden, um Wuppertal im Wettbewerb um Investitionen und Arbeitsplätze langfristig konkurrenzfähig zu halten.
Bürgerinitiative fordert verbindliche „Netto-Null“-Versiegelung in Wuppertal
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