Kommentar von Manfred Alberti
Das Versprechen eines für Wuppertal nur durch eine BUGA möglichen glanzvollen Aufbruchs war ein großer Treiber für die Beschlüsse für die 80 Mio. € teure BUGA.
Jetzt kann man in den beschlossenen Verträgen die wenig glanzvolle Wirklichkeit lesen: Von den 80 Mio. € bekommen die übrigen acht Stadtbezirke außer Vohwinkel und Elberfeld West keinen einzigen Cent. Und ob die investierten zig Mio. € einen Aufschwung wenigstens für Vohwinkel und Sonnborn bewirken, darf man sehr bezweifeln.
Das Problem ist folgendes: Die BUGA 2031 hat nun Priorität in den Ausgaben und in der Arbeit der Stadtverwaltung bis 2031. Das bedeutet, dass alle anderen Aufgaben und Ausgaben in den anderen Stadtbezirken sich dahinter einreihen müssen. Schon heute sind die Mitarbeiter für Planungen und Bauten völlig überfordert. Erst nach den Beschlüssen zur BUGA wurde öffentlich durch ein Gutachten bekannt, dass im Bereich Bauen 100 Millionen € zusätzlich erforderlich sind und deshalb eine Reihe von z.B. Schulrenovierungen und Neubauten immer weiter bis nach 2026 verschoben werden muss. Nun kommt noch die Priorität der Ausgaben für die BUGA hinzu. Egal, was das für Schüler und Lehrer bedeutet, die BUGA hat Vorrang.
BUGA – Gebäude, Straßenzufahrten zum Hauptareal Tesche und zur Hängeseilbrücke, Gleisüberquerungen in Vohwinkel … fast unendlich viele Planungs- und Bauarbeiten warten auf die Mitarbeiter in den Planungs- und Bauabteilungen. Wuppertal wird teilweise für die BUGA neue Kräfte einstellen. Rostocks BUGA-Pläne für 2025 sind u.a. daran gescheitert, dass auf dem freien Markt viel zu wenig Kräfte zu finden waren. Ob Wuppertal da mehr Erfolg hat? Unbesetzbare offene Stellen gibt es schon lange. Vielleicht kann man einige Aufgaben an teure privatwirtschaftliche Planungsbüros auslagern. Die BUGA – Aufgaben müssen erledigt werden oder man wird die BUGA irgendwann absagen. Die übrigen acht Stadtbezirke werden sich gedulden müssen. Der BUGA „Aufbruch“ in Vohwinkel und Sonnborn bedeutet ein Stoppsignal für die Fortentwicklung der übrigen Stadt.
Ist das wirklich der vom Oberbürgermeister immer versprochene Aufbruch? Alleine in Sonnborn und Vohwinkel? Und was haben die Vohwinkler wirklich von dem BUGA-Park im abgelegenen Tescher Loch? Oder von den neuen Brücken über die Bahngleise? Sollen diese einen glorreichen Aufbruch darstellen? Sind da die achtzig Mio. € Eigenbeitrag wirklich gut investiert als Aufbruch für Wuppertal?
Und wenn die Hängeseilbrücke statisch wirklich sicher verankerbar und juristisch genehmigungsfähig sein sollte, lohnt sich ein solches touristisches Highlight, das für die Besucher sehr schlecht und umständlich zu erreichen ist? Für 12 Mio. € könnte Wuppertal eine solche Brücke auch alleine ohne BUGA bauen, vielleicht an einer touristisch passenderen Stelle, und könnte selbst die Zuschüsse dafür bekommen.
Erstaunlich und erschreckend ist es, dass die großen Parteien und die Wuppertaler Presse die BUGA-Pläne nicht kritisch begleiten, sondern alle Kritikpunkte konsequent ignorieren und damit den unrealistischen Träumen eines Aufbruches für ganz Wuppertal durch die BUGA Vorschub leisten. Die Presse (außer wtotal) verzichtet damit in diesem für Wuppertal teuren BUGA-Prozess konsequent auf ihre Wächterfunktion und leistet damit für die Stadtgesellschaft keine guten Dienste. Nur wenn die Öffentlichkeit die Argumente beider Seiten kennt, kann sie diese diskutieren und den Stadtratsmitgliedern Hinweise und Bitten für die Haltung der Parteien geben. Ohne Diskussion werden Millionen € in die BUGA-Planungen investiert, bevor ein realistisches Abwägen von Vor- und Nachteilen einer BUGA zum Zerstören unrealistischer Aufbruchsträume führt. Je später das Erwachen desto teurer die fehlinvestierten Planungen.
Die Konsequenzen der BUGA dürften vielen Wuppertalern noch nicht klar sein: Der Vorrang der eintrittspflichtigen Bereiche der BUGA bei städtischen Ausgaben in den nächsten neun Jahren bedeutet, dass viele der Planungen und Bauvorhaben in den übrigen acht Stadtbezirken Wuppertals zurückstehen müssen. Der Aufbruch für die BUGA heißt langsamere Planungen für viele Projekte in der übrigen Stadt: „Aufschieben statt Aufbruch“.
Oder anders ausgedrückt: Die BUGA ist der Stadtspitze wichtiger als Schulen, Lehrer, Kinder, Vereine, Straßen, Radfahrwege oder die Tafel mit den ärmsten Stadtbewohnern.