Alle waren sie gekommen, an diesem 18. Dezember 2017. Alle, die sich schon immer Gedanken um die Zukunft unserer Stadt machen. Alle die schon immer Visionen hatten und haben und natürlich all die, die an diesen Visionen verdienen wollen. Thilo Küpper, derzeit hellster Stern am Wuppertaler Investorenhimmel, präsentierte zusammen mit seinem Hausarchitekten Antonio Quintiliani, Vertretern des städtischen Gebäudemanagements, der Stadtwerke, dem Jobcenter und der kompletten Vereinsspitze des WSV an diesem Abend sehr eindrucksvoll seine Vision für das Stadion am Zoo.
Auf der Gegengeraden eine neue Tribüne, dahinter ein multifunktionales Gebäude, das sich sowohl um die Gegengerade als auch um die Südtribüne herumziehen würde. Über den Zuschauerbereichen ein freitragendes, lichtdurchlässiges Dach mit Sonnenkollektoren, um den Strombedarf des Stadions und wahrscheinlich auch des Zoos decken zu können. Um nur einige Details der schmucken Planung zu nennen. Er wolle das schönste Stadion Deutschlands bauen, so der Investor.
OB Mucke: „Wichtig ist, dass das Verfahren transparent ist und die Anwohner einbezogen werden.“
Es gab zu diesem Zeitpunkt zwar noch keine Baugenehmigung und es fehlte auch das ein oder andere Gutachten, das eine Realisierung hätte möglich erscheinen lassen: Aber wer hält sich in unserer Stadt schon mit Kleinigkeiten auf, wenn es um das große Ganze geht.
Die „Komplexität des Ortes“ übersehen
Schließlich wollte man einem „tollen Ort neues Leben einhauchen“. Doch in den zurückliegenden sieben Monaten schien es für die Öffentlichkeit eher so, als liege der Hauch der Endlichkeit über dem Projekt. Jetzt hat sich Tilo Küpper zurückgemeldet: Wie die „Westdeutsche Zeitung“ berichtet, in neuer Besetzung. Hausarchitektet Antonio Quintiliani wurde ausgetauscht. Der Investor hat sich nun die renommierte Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH mit ins Boot geholt. Die soll innerhalb der nächsten sechs Wochen eine Analyse zur Machbarkeit erstellen, hat man der Zeitung erzählt. „Wir haben in Gesprächen mit Stadt, Politik und auch der Nachbarschaft sehr viele Erfahrungen gesammelt und mussten dann feststellen, dass uns eine Expertise in Bezug auf die Komplexität des Ortes fehlt“, wird Küpper zitiert. Ein Zitat, das man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Da sei es ein Glücksfall gewesen, dass Drees & Sommer Kontakt zu ihm gesucht habe, heißt es weiter. Wobei es Insider gibt, die behaupten, es sei eher Küpper gewesen, der den Kontakt zu dem Unternehmen gesucht habe.
Mit der Agentur werde nun alles auf den Prüfstand gestellt, berichtet die Zeitung. Laut WZ „will sich Küpper auch gar nicht auf ein Modell, wie er es einst mit Hilfe von Architekt Antonia Quintiliani gezeigt hatte, festlegen“. In der Tat: Denn wie wuppertal-total.de erfahren hat, sind die Pläne für das im Dezember so triumphal präsentierte Modell längst im Reißwolf gelandet. Auf einem Treffen mit der Stadtspitze und Vertretern der beiden führenden GroKo-Parteien hat der Investor längst neue Pläne vorgestellt. Pläne, die unter anderem auch Fragen des Lärmschutzes berücksichtigen. Pikanterie am Rande: Über dieses Treffen habe man absolutes Stillschweigen vereinbart, so unser Gesprächspartner im Barmer Rathaus. Warum auch immer?
Es gibt nicht wenige im Rat der Stadt, die sich darüber wundern, warum eigentlich kein ordentliches Bebauungsplanverfahren durchgeführt wird. Angesichts der Vielzahl von Problemen sei das auch rechtlich die sauberste Lösung. Denn wie sagte unser Oberbürgermeister so schön gegenüber der WZ: „Wichtig ist, dass das Verfahren transparent ist und die Anwohner einbezogen werden.“