In Wuppertal ist eine lebhafte Debatte über die wachsende Zahl bettelnder Menschen entbrannt. Besonders der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) äußert Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Attraktivität der Außengastronomie. Die Handlungsmöglichkeiten der Stadt sind jedoch eingeschränkt.
Bettler im Luisenviertel: Belastung für Gäste?
Insbesondere im beliebten Ausgehviertel Luisenviertel sowie in der Innenstadt wird das Problem als zunehmend störend empfunden. Laut Dehoga sollen Gäste in Biergärten und auf Terrassen zu Stoßzeiten im Abstand von wenigen Minuten angesprochen werden. Diese zunehmende Häufigkeit der Geldanfragen, oft ohne Rücksicht auf die Essenssituation der Gäste, mindere laut dem Verband die Aufenthaltsqualität deutlich.
Kontroverse Reaktionen auf die Beschwerden der Gastronomie
Während der Hotel- und Gaststättenverband die Situation als problematisch darstellt, stößt die Kritik auf gemischte Reaktionen. Wie der WDR berichtet, hält der Bezirksbürgermeister von Elberfeld, Thomas Kring (SPD), die Beschwerden für übertrieben und warnt vor einer Stigmatisierung ohnehin benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Nach seinen Beobachtungen seien die Bettler im Luisenviertel überwiegend freundlich und erhielten von vielen Menschen Unterstützung. Die hohe Zahl an Bettlern sei auch auf die Spendenbereitschaft der Passanten zurückzuführen.
Betteln als Alltag im Luisenviertel
Das Luisenviertel ist bekannt für seine alternative Kneipenszene, in der bettelnde Menschen wie der stadtbekannte Christof regelmäßig anzutreffen sind. Während er durch die Straßen zieht, landen viele Münzen in seiner Kappe. Für Christof ist es überraschend, dass die Gastronomie sich nun offen gegen Bettler positioniert. Er erklärt, dass er sich an die Regeln halte und darauf achte, niemanden beim Essen zu stören.
Stadt Wuppertal plant Maßnahmen gegen Betteln
Matthias Nocke, Ordnungsdezernent der Stadt Wuppertal, bestätigt, dass es eine gefühlte Zunahme von Bettlern gibt, insbesondere in der Umgebung des Hauptbahnhofs. Rechtliche Schritte gegen Betteln seien jedoch schwer umsetzbar, wie das Beispiel der Stadt Krefeld zeigt, die im vergangenen Jahr vor Gericht scheiterte, ein Verbot gegen „aktives Betteln“ durchzusetzen.
Strategie der Stadt: Mehr Straßenreinigung zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität
Die Stadt Wuppertal prüft derzeit, welche Lehren aus dem Krefelder Urteil gezogen werden können und ob es Möglichkeiten gibt, das Betteln regulär einzuschränken. In einem ersten Schritt setzt die Stadt auf verstärkte Straßenreinigung an Orten, an denen sich bettelnde Menschen niederlassen, in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt – auch in den Abendstunden. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Aufenthaltsqualität für Obdachlose zu verringern, indem sie gezwungen werden, ihre Habseligkeiten immer wieder zu entfernen. Davon erhofft sich die Stadt auch positive Effekte für die Gastronomie. Erste Ergebnisse dieser Maßnahmen sollen in den kommenden Wochen vorgestellt werden.