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Wuppertal. Der fortschreitende Ausbau erneuerbarer Energien stellt Stromnetzbetreiber zunehmend vor komplexe Herausforderungen. Besonders in Zeiten starker Sonneneinstrahlung und kräftigem Wind kommt es zu einem erheblichen Überangebot an elektrischer Energie, das die Stabilität der Stromnetze gefährdet. Auch in Wuppertal spitzen sich diese Situationen punktuell zu, etwa an verlängerten Feiertagswochenenden im Frühjahr und Sommer, wenn die Stromproduktion hoch, die Nachfrage jedoch gering ist.
Photovoltaik- und Windkraftanlagen speisen dann große Mengen Strom in das Netz ein – ein erfreulicher Beitrag zum Klimaschutz, jedoch auch ein potenzielles Risiko für das Stromsystem. Denn sowohl Strommangel als auch ein Überangebot können die Netzstabilität erheblich beeinträchtigen. Das Gleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Energie muss jederzeit gewahrt bleiben. Sinkt der Strombedarf, etwa durch den Stillstand großer Industrieanlagen an arbeitsfreien Tagen, können selbst hohe Erzeugungswerte problematisch werden.
Um einem drohenden Systemungleichgewicht entgegenzuwirken, stehen den Netzbetreibern verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Bereits im Vorfeld eines erwarteten Stromüberschusses greifen marktbasierte Mechanismen: So kann beispielsweise die Erzeugung gedrosselt, steuerbare Verbraucher aktiviert oder überschüssige Energie ins Ausland exportiert werden. Diese Eingriffe erfolgen in der Regel ohne merkliche Auswirkungen für Endverbraucher.
Sollten diese regulierenden Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, greifen Netzbetreiber auf technische Eingriffe zurück. Dazu zählt auch die sogenannte Abregelung von Erzeugungsanlagen – ein gezieltes Herunterfahren der Einspeiseleistung, um das Stromnetz lokal zu entlasten. In Wuppertal könnte dies auch kleinere Photovoltaikanlagen betreffen. In einem solchen Fall würde der überregionale Übertragungsnetzbetreiber Amprion die WSW Netz GmbH als zuständiges lokales Unternehmen anweisen, bestimmte Kapazitäten im Stadtgebiet zu reduzieren.
Derzeit verfügen deutschlandweit nur rund 40 Prozent der PV-Anlagen über die technische Möglichkeit zur Fernabregelung. Um die Netzsicherheit künftig besser zu gewährleisten, besteht hier dringender Handlungsbedarf. Eine regelmäßige Prüfung der Abregelbarkeit der Anlagen ist essenziell, um im Ernstfall schnell und effektiv eingreifen zu können.
Trotz dieser Herausforderungen ist Deutschland aufgrund seiner engen elektrischen Verknüpfung mit den Nachbarstaaten vergleichsweise gut aufgestellt. Große, regelbare Kapazitäten in benachbarten Ländern tragen dazu bei, das kontinentaleuropäische Stromverbundnetz zu stabilisieren – eine wichtige Sicherheitsreserve, sollte es im Inland zu kritischen Situationen kommen.
Ein Blick auf den Stromausfall vom 28. Mai 2025 in Spanien und Portugal zeigt jedoch, welche Risiken bestehen, wenn diese Verbindungen fehlen. Die dortigen Stromnetze sind weniger stark mit Nachbarländern verknüpft – das erschwerte die Kompensation plötzlicher Erzeugungsausfälle erheblich. Die Folge: weite Teile der iberischen Halbinsel waren zeitweise ohne Strom, was zu massiven Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens führte.
Angesichts solcher Szenarien empfiehlt es sich, auch auf lokaler Ebene Vorsorge zu treffen. Haushalte sollten über ausreichend Trinkwasser und notwendige Medikamente verfügen. Stromunabhängige Empfangsgeräte wie batteriebetriebene oder mechanisch betriebene Radios sind essenziell, um im Falle eines Stromausfalls weiterhin Zugang zu wichtigen Informationen zu haben. In Wuppertal kann der lokale Radiosender auch im Krisenfall dank Notstromversorgung senden. Darüber hinaus sind auf der Rückseite des Abfallkalenders der AWG insgesamt 53 Notrufmeldestellen der Feuerwehr verzeichnet, an denen im Notfall Hilfe angefordert werden kann.