Geiselnahme, Bildung einer kriminellen Vereinigung, räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung – das alles wird vier Männern aus Wuppertal vorgeworfen, denen aktuell am Landgericht Düsseldorf der Prozess gemacht wird. Die Beschuldigten sollen als Geldeintreiber einer illegalen Vereinigung für zahlreiche Geldtransfers nach dem Hawala-System verantwortlich sein.
Das ergaben Ermittlungen im Zusammenhang mit umfangreichen Razzien, die im Oktober des vergangenen Jahres in insgesamt 25 Städten stattgefunden hatten. In Wuppertal waren 85 Objekte durchsucht worden, elf Personen waren damals festgenommen worden, darunter auch der 40-Jährige und drei 27- und 28-jährige Männer aus Wuppertal. Die Staatsanwaltschaft spricht von 90 Beschuldigten und Geldtransfers in Höhe von 140 Millionen Euro. NRW-Innenminister Reul von der CDU hatte festgestellt: „Wir haben heute einen extrem ergiebigen Geldhahn abgedreht. Das war ein verdammt dickes Ding.“ Für den Prozess sind bis April 2023 insgesamt 39 Verhandlungstage geplant.
Beim sogenannten Hawala-Banking wird Bargeld bei einem Zahlungsbüro eingezahlt, die Empfänger im Zielland erhalten das Geld mithilfe eines Codes, abzüglich einer Provision, in bar – meist schon kurz nach der Einzahlung. Das ist möglich, da an beiden Orten Gelder zur Verfügung stehen.
Bereits seit 2016 soll die internationale Organisation diese illegalen Zahlungsdienste durchgeführt und damit Geld aus Straftaten gewaschen sowie für Straftaten bereitgestellt haben. Ein Großteil der Zahlungen ging von Deutschland und den Niederlanden aus in die Türkei, nach Syrien und in andere Länder des Nahen Ostens. Diese in Deutschland verbotenen Finanzaktionen erfolgen ohne Registrierung und Aufsicht durch Behörden, als Zahlungsbüros fungierten Juweliergeschäfte, aber auch Kioske und andere Geschäftslokale. Viele der Kunden sollen Geflüchtete gewesen sein, die Geld an ihre Familien sendeten oder Schleuser bezahlten, aber auch Erlöse aus dem Handel mit Drogen sollen so transferiert worden sein.
Den vier Wuppertaler Männern wirft die Anklage „Inkassotaten“ vor – bei Streitigkeiten wurden Schlägertrupps beauftragt, die mit Drohungen und körperlichen Angriffen Forderungen durchsetzten oder Fehlverhalten bestraften, so beispielsweise gegen zwei Personen in Düsseldorf, die 500.000,- Euro nicht weitergegeben haben sollen. Ein Mann, der 55.000,- Euro nicht weiterleitete, soll in einer Bochumer Autowerkstatt mit vorgehaltener Waffe in ein Auto gezwungen und mit Aussagen wie „Heute ist dein Todestag“ bedroht worden sein. Dafür sollen die Beschuldigten Geld erhalten haben.
Geldwäscheprozess: Vier Männer aus Wuppertal vor Gericht
{{count}} Kommentare aus unserer App. Hier kostenlos downloaden.
{{comment.user.name}}
{{comment.text}}