Normalerweise berichten wir über Wuppertal. Doch Wuppertal total beschäftigt auch ein kleines Programmierteam in Fernost. Vier Programmierer arbeiten in Indien, einer im Nachbarland Pakistan. So sieht ihr Leben aktuell aus.
Einer unserer Programmierer ist Hiren Vavadiya. Er ist Spezialist im Bereich Android- und Backend-Entwicklung auf Java-Basis, war vorher beim Branchenriesen Accenture. Heute kann er nicht arbeiten. „Mein Onkel ist soeben an Covid verstorben“, so Vavadiya, der in der Diamantenstadt Surat im Bundesstaat Gurajat mit seiner Familie lebt. Gurajat alleine hat 60 Millionen Einwohner. Ganz Indien ist mit knapp 1,4 Milliarden Menschen auf Platz 2 der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Auch sein Vater war bereits erkrankt, musste künstlich beatmet werden.
Noch dramatischer ist die Situation allerdings in der Landeshauptstadt Delhi. Die Stadt zählt mit rund 17 Millionen Einwohnern zu einer der größten der Welt. Lokesh Sehgal, welcher bei uns iOS und Android-Apps entwickelt, lebt in der Hauptstadt. „Die Situation ist dramatisch. Uns geht der Sauerstoff aus, die Krankenhäuser sind vollständig überlastet“, bestätigt Sehgal.
“Die Mutation hier ist äußerst ansteckend. Der dynamische Schaden des Virus hat sich multipliziert. So ist die Auswirkung auf Infektionen und Todesrate, welche wir vor der Mutation in einer Woche verspürt haben, jetzt bereits in 2 Tag erreicht. Die Tests, welche uns angeboten werden, scheinen nicht korrekt zu funktionieren. So wurden Bekannte von mir selbst mit Symptomen negativ getestet und nach einem erneuten Test, ein paar Tage später, sind bereits die Lungen befallen.“, so Sehgal. Auch Pakistani und iOS-Entwickler Rizwan Shah beobachtet die Situation mehr als skeptisch. „Wir erhalten täglich Fotos unserer Nachbarn aus Indien. Die Lage ist mehr als dramatisch.“
Neue Mutante greift insbesondere die Lunge an
B.1.617, so heißt die indische Mutante, scheint dabei insbesondere die Lunge verstärkt anzugreifen. „Dies führt zu einem Mangel an künstlichem Sauerstoff in unseren Krankenhäusern“, so Lokesh. Erschwerend hinzu käme das teils unzureichende Gesundheitssystem und die schlichtweg sehr große Bevölkerungszahl.
Religiöses Kumbh Mela Fest wichtiger als Corona-Maßnahmen
Dennoch erstaunen Bilder von riesigen Menschenansammlungen aus Indien, wie hier in Haridwar, nahe des heiligen Flusses Ganges. Denn dort wurde auch in diesem Jahr das größte religiöse Fest des Hinduismus und der Welt gefeiert. Dazu versammeln sich Pilger, um das heilige Bad zu nehmen. Die Bilder sind in Zeiten einer weltweiten Pandemie nur schwer zu verstehen.