Die Berger Gruppe aus Wuppertal präsentierte Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur bei ihrem Besuch ein wegweisendes Hochwasserwarnsystem, das durch die Verbindung von Künstlicher Intelligenz (KI) und moderner Sensortechnik einen Meilenstein im Katastrophenschutz markiert.
Das System, entwickelt als Reaktion auf die Flutkatastrophe von 2021, zeigt eindrucksvoll, wie technologische Innovationen der Gesellschaft dienen können. Zugleich nutzte die Unternehmensleitung die Gelegenheit, auf dringende Herausforderungen des Mittelstands hinzuweisen.
Hochwasserkatastrophe 2021 als Auslöser
Die Flut des Jahres 2021 hatte die Berger Gruppe massiv getroffen. Rund 7.600 Quadratmeter des Betriebsgeländes in Wuppertals Stadtteil Kohlfurth wurden überflutet, der Schaden belief sich auf etwa drei Millionen Euro. Dieses existenzbedrohende Ereignis wurde zum Impuls für die Entwicklung des Hochwasserwarnsystems 4.0. Mit einer Förderung von 2,8 Millionen Euro durch das Land Nordrhein-Westfalen entstand ein System, das künftig präzise Hochwasserprognosen ermöglicht und die Bevölkerung rechtzeitig warnt.
Fortschritt durch Künstliche Intelligenz
Das Hochwasserwarnsystem kombiniert Sensoren zur Messung von Pegelständen mit KI-gestützten Analysen und erreicht damit eine Vorhersagegenauigkeit von drei bis vier Zentimetern. Nutzer können die aktuellen Daten über eine App in Echtzeit abrufen. Neben der Berger Gruppe waren auch der Wupperverband, die Bergische Universität, die IHK, die Stadtwerke Wuppertal und die Bergische Gesellschaft an der Entwicklung beteiligt.
Dieses interdisziplinäre Projekt wurde von Ministerin Neubaur als beispielhaft für die Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichem Nutzen gewürdigt. Die Technologie hat bereits international Interesse geweckt: Auf der Fachmesse Polis-Convention wurde sie präsentiert, und eine potenzielle Anwendung am Mississippi in den USA wird geprüft.
Forderungen des Mittelstands im Fokus
Neben der Vorstellung des Hochwasserwarnsystems nutzte die Berger Gruppe die Gelegenheit, um wirtschaftspolitische Forderungen zu thematisieren. Geschäftsführer Andreas Groß kritisierte die steuerliche Benachteiligung kleiner und mittelständischer Unternehmen im Vergleich zu Großkonzernen. Er betonte, dass Innovation vor allem im Mittelstand stattfinde, während große Unternehmen oft von Steuervorteilen profitierten.
Ein weiterer Kritikpunkt war die ungleiche Verteilung staatlicher Fördergelder. Während Milliarden in die Automobilindustrie flössen, werde die allgemeine Industrie, die maßgeblich zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitrage, vernachlässigt.
Darüber hinaus bemängelte Groß die langwierigen Genehmigungsverfahren für Projekte wie den Ausbau erneuerbarer Energien. Ein Beispiel dafür sei die Errichtung einer Photovoltaikanlage, die trotz klarer Vorteile monatelang durch bürokratische Hürden verzögert worden sei.
Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel
Auch die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt wurden thematisiert. Groß sprach sich gegen starre Modelle wie einen 15-Euro-Mindestlohn oder die Einführung einer 32-Stunden-Woche aus, plädierte jedoch für Anreize, um Bürgergeldempfänger wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Fachkräftemangel sei eine der größten Hürden für die Wirtschaft, die nur durch gezielte Maßnahmen und eine Vereinfachung der Arbeitsmarktpolitik überwunden werden könne.
Zeichen für die Zukunft
Ministerin Neubaur sicherte zu, die vorgebrachten Anliegen sorgfältig zu prüfen und die Ergebnisse in das Regierungshandeln einzubringen. Der Besuch bei der Berger Gruppe machte nicht nur die gesellschaftliche Relevanz technologischer Innovationen wie des Hochwasserwarnsystems deutlich, sondern unterstrich auch die zentrale Rolle des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft. Um diesen Motor der Wirtschaft langfristig zu stärken, bleibt eine umfassende politische Unterstützung unerlässlich.