Wuppertal/Berlin – Am 1. Juli war wieder der „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“. Passend dazu veröffentlichte die Beratungsstelle CLAIM neue Zahlen: Über 3.000 islamfeindliche Vorfälle wurden im Jahr 2024 gemeldet – ein Anstieg von rund 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Organisation sieht darin ein klares Signal: Muslime in Deutschland erleben immer häufiger Anfeindungen.
Doch bei vielen Bürgerinnen und Bürgern regt sich Unverständnis: Geht es in dieser Debatte nur noch um die Opferrolle – und zu wenig um die Herausforderungen vor Ort?
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Integration – klappt das überall?
In Wuppertal zeigt sich, wie komplex das Thema Integration ist. In einigen Stadtteilen leben viele Menschen mit Migrationsgeschichte, darunter auch viele mit muslimischem Hintergrund. Dabei entsteht nicht immer ein Miteinander: Schulen, Vereine oder Nachbarschaften berichten gelegentlich von bewusster Abgrenzung, etwa durch konservative Werte, Sprachbarrieren oder die Ablehnung westlicher Lebensweisen.
Der Integrationsbericht der Bundesregierung betont: Integration funktioniert nur, wenn beide Seiten mitmachen. Sprache, Bildung und das Teilen gemeinsamer Werte wie Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit sind wichtige Grundlagen – nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Alltag.
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Streitpunkt Moscheen, Gebetsrufe & Co
Auch in Wuppertal gab es in der Vergangenheit Diskussionen über Moscheebauten oder Gebetsrufe. Viele Menschen reagieren darauf mit Skepsis – nicht, weil sie etwas gegen Religion hätten, sondern weil sie sich fragen: Müssen sich immer nur wir anpassen?
Laut dem Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung ist diese Sorge weit verbreitet. Die Diskussion dreht sich oft weniger um Religion, sondern mehr um das Gefühl, dass gemeinsame Regeln und Werte verloren gehen könnten.
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Sicherheit im Alltag: Auch das gehört zur Wahrheit
Ein weiteres Thema, das viele bewegt, aber selten offen diskutiert wird, ist die Sicherheitslage in Parks, Bussen oder Bahnhöfen. Gerade Frauen berichten zunehmend von unangenehmen Situationen – auch in Wuppertal. Laut Polizeistatistik haben manche Deliktgruppen wie Körperverletzung oder sexuelle Belästigung überdurchschnittlich oft Täter mit Migrationshintergrund. Das bedeutet nicht automatisch, dass Religion oder Herkunft die Ursache sind – Sozialforscher verweisen hier auf Faktoren wie Bildung, Armut und Perspektivlosigkeit.
Trotzdem: Das Gefühl von Unsicherheit ist real, und es gehört zur Debatte dazu – ohne Pauschalverurteilungen, aber auch ohne Tabus.
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Was sagt die Polizei?
Ein Buchtipp zu diesem Thema kommt von Manuel Ostermann, Polizist und Gewerkschaftsfunktionär. In seinem neuen Buch beschreibt er aus Sicht der Polizei, wo Integration funktioniert – und wo nicht. Es geht dabei nicht um Stimmungsmache, sondern um praktische Erfahrungen mit Parallelgesellschaften und Kriminalität im Alltag. Auch hier lautet der Tenor: Integration muss verbindlich sein, nicht beliebig.
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Und jetzt?
Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland will Teil der Gesellschaft sein – das zeigen viele Studien. Doch Integration ist keine Einbahnstraße. Wer dauerhaft hier leben will, sollte bereit sein, sich an Sprache, Gesetze und Grundwerte zu halten. Das fordert auch der Nationale Aktionsplan Integration der Bundesregierung.
Islamfeindlichkeit, Integration und Sicherheit: Was in Wuppertal wirklich diskutiert werden muss
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