In Erwiderung zur Stellungnahme des Jobcenters veröffentlichte Tacheles e.V. am gestrigen Tage ein Statement auf der Website des Vereines.
„Das Jobcenter widerspricht unserer aktuellen Kritik am fehlenden niederschwelligen Zugang der Geschäftsstellen medial und über seine Homepage. Dabei wird behauptet, alle unsere Vorwürfe würden nicht der Realität entsprechen.“
Es sei leider so, dass in der Stellungnahme von Vorstand Thomas Lenz in keiner Weise auf die aktuellen Vorwürfe eingegangen werde: „Vielmehr liest sich diese so, als wäre einfach nur der Text übernommen worden, der auf unsere Problemanzeige aus März zu den komplett geschlossenen Eingangszonen geschrieben wurde. Wir kritisieren aktuell, dass es keine offenen Eingangszonen in den Geschäftsstellen des Jobcenters Wuppertal gibt.“
Gemeint sei hier: Offen im Sinne von „offen zugänglich“. Es müsse jedoch geklingelt werden, die Kontaktaufnahme geschähe über Sicherheitsdienste oder einzelne Mitarbeitende. Hier sei dem Jobcenter wohl entgangen, welche Punkte kritisiert würden – „Es wird eine alte Kritik zu den komplett geschlossenen Eingangszonen der vergangenen Monate als Vorlage benutzt und darauf geantwortet.“
Es sei nicht akzeptabel, dass es für Betroffene nicht möglich ist, Unterlagen rechtssicher persönlich einzureichen, nur in Ausnahmefällen gäbe es dafür einen Eingangsstempel, dieser Nachweis könne im Zweifel aber sehr wichtig sein. Auf diesen Punkt ging das Jobcenter Wuppertal in seiner Stellungnahme nicht ein.
Weiter heißt es: „Wir weisen darauf hin, dass es nicht ausreicht, darauf zu verwiesen, dass ein digitaler Zugang möglich ist oder Antragsformulare online zur Verfügung stehen. Es ist schön, dass das Jobcenter Wuppertal, übrigens als eines der letzten bundesweit, die digitalen Möglichkeiten ausgebaut hat. Aber nicht alle Menschen können sich dieser Angebote bedienen. Antragsformulare müssen in allen Geschäftsstellen schnell und unproblematisch zu bekommen sein. Der Zeitpunkt der Antragsstellung ist immens wichtig. Auf einen Termin dafür zu warten, um die Formulare zu bekommen und diese ausfüllen zu können, stellt eine nicht notwendige Verlängerung der Zeit bis zur Auszahlung der Leistungen dar.“
Man fordere das Jobcenter Wuppertal zu telefonischer Erreichbarkeit in allen Geschäftsstellen auf, einzelne Geschäftsstellen seien über lange Zeiträume nach wie vor nicht zu erreichen: „Rückrufe mögen in Einzelfällen erfolgen, sind aber leider nicht die Regel – jedenfalls wurden wir in keinem einzigen Fall zurückgerufen. Anrufbeantworter sind nicht geschaltet.“
Zudem empfiehlt Tacheles e.V. Thomas Lenz den Besuch auf der Homepage des Jobcenters, wo zu lesen sei: „Falls Sie einen Gesprächswunsch haben, vereinbaren Sie bitte vorab telefonisch einen Termin. Eine persönliche Vorsprache ist ohne vorherige Terminvereinbarung nicht möglich.“
Amüsiert habe jedoch der letzte Absatz der Stellungnahme: „Hier möchte das Jobcenter seinen fehlenden niederschwelligen Zugang damit legitimieren, dass der Verein Tacheles ja schließlich auch seinen Café-Betrieb noch nicht wieder geöffnet habe. Es mag für manche Menschen existenziell wichtig sein, beim Spaziergang auf der Nordbahntrasse einen Kaffee trinken zu können, aber muss man hier dem Jobcenter Wuppertal wirklich den Unterschied zwischen einer Tasse Kaffee und existenzsichernden Grundsicherungsleistungen erklären?“
Am morgigen Freitag, 10.09.2021 ab 10:00 Uhr soll daher nun vor der Jobcenter Zentrale, Geschäftsstelle 5 in Barmen (Bachstr. 2) protestiert werden, um „dem Jobcenter Wuppertal deutlich machen, um was es uns geht.“