Unser Leser Samuel Karbe hat sich die Berichterstattung über die Corona-Zahlen intensiv angeschaut. Dabei ist er auf eine Diskrepanz gestoßen. Wir veröffentlichen seinen Leserbrief zum Thema auszugsweise.
„Im gleichen Zeitraum, in dem die Zahl der Positiv-Testergebnisse in Wuppertal konstant gestiegen ist, ist die Morbidität tatsächlich eher rückläufig gewesen, bestenfalls gleich geblieben. Am 2.7. geben Sie an, dass in Wuppertal elf Patienten mit Covid-19 in stationärer Behandlung waren. Im gesamten August lag diese Zahl bisher bei acht plus minus eins.
Meines Erachtens kann diese Diskrepanz nur auf zwei statistische Effekte zurückgeführt werden. Zum Einen steigt bei einer Zunahme der durchgeführten Tests auch die absolute Zahl der Falsch-positiv-Ergebnisse. Die Fehlerquote liegt bei dem Sars-CoV-2-Test zwischen <1 bis 2 Prozent, abhängig davon, wie viele der getesteten Personen zum Testzeitpunkt mit anderen Corona-Viren infiziert gewesen sind. Um diese Fehlerquote herausrechnen zu können, benötigt man also auch die Zahl, wie viele Tests gemacht worden sind. Diese Zahl wird jedoch nirgends veröffentlicht (Anm. der Red.: Wir bekommen sie von der Stadt nicht).
Der zweite statistische Effekt steht im Zusammenhang mit der Dunkelziffer: Vor den Sommerferien wurden in der Regel nur Patienten mit Symptomen getestet. Die Dunkelziffer hat immer schon überwiegend die Infizierten abgedeckt, die nie oder nur wenig Symptome ausgebildet haben, die also von Anfang an genug T-Killer-Zellen hatten, so dass sie gar nicht erst erkrankt sind oder eben schnell und unspektakulär mit der Erkrankung fertig geworden sind. Wenn jetzt überwiegend symptomfreie Personen getestet werden, fließen diese in die Statistik mit ein.
Hieran schließt sich ein weiteres Problem an. Sie schreiben, wie es auch die offizielle Sprachregelung ist, von „Genesenen“. Dieser Begriff ist aber falsch und in der Diskussion irreführend, weil seitens der Behörden als genesen alle positiv Getesteten gelten, die nach Ende der Quarantäne oder Behandlung symptomfrei sind und bei denen das Virus nicht mehr nachweisbar ist, unabhängig davon, ob sie je erkrankt waren. Die Genesung setzt aber im medizinischen Sinne die Erkrankung voraus.
Die konstant bleibende Zahl der stationär Behandelten lässt darauf rückschließen, dass wir generell keine signifikante Zunahme an Covid-19 Fällen haben. Ich weiß, dass der Unterschied zwischen Infektion und Erkrankung derzeit praktisch nur im Internet erwähnt wird, obwohl es sich um medizinisches Grundlagenwissen handelt.
Dennoch fände ich es gut, wenn Sie darauf hinweisen würden. Denn wenn es um einen erneuten Lockdown geht, dann ist die Verhältnismäßigkeit dieser Maßnahmen von zentraler Bedeutung. Diese ist aber eben auch im Hinblick auf die Zahl der tatsächlich erkrankten und damit tatsächlich gefährdeten Personen zu betrachten. Dieser Blickwinkel fehlt mir derzeit in den Medien weitestgehend.“