Alte Spiele im neuen Gewand: Quer durch die Geschichte haben sich Zocker mit Glücksspiel aller Art vergnügt. Der Spaß am Beweisen von Geschick und Können, Kreativität und Ausdauer, oder nur die Herausforderung von Fortuna sind seit Tausenden von Jahren Teil der Menschheit, und viele noch heute gern gezockte Spiele haben eine lange Historie und Ursprünge in verschiedenen Zivilisationen.
Neuerungen, die den Spaß bereichern, ohne dabei das Grundprinzip zu beeinträchtigen, stehen dabei ganz weit oben. Die Verbindung aus Tradition und Novität lässt sich in unserem digitalen Zeitalter vor allem im Online-Casino bestens erleben. Live-Casinospiele, die gewissermaßen die Schnittstelle zwischen dem Zocken am realen Tisch mit Kontrahenten aus Fleisch und Blut und den nur auf Software basierten virtuellen Spielen bilden, sind dabei stark im Kommen.
Online-Glücksspiel hat in Deutschland seit langem viele Fans, wobei bis zum Juli 2021 stark begrenzt war, was legal gezockt werden durfte. Doch seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags der Länder sind Online-Casinos bundesweit legal.
Außer den Zockern, die auf Webseiten mit einer Lizenz aus der Bundesrepublik erlaubt spielen dürfen und damit endlich Rechtsschutz besitzen, profitiert auch das Finanzamt. Rund 122 Millionen Euro Umsatz werden die deutschen Online-Spielbanken in diesem Jahr voraussichtlich erzielen. Für 2024 werden Umsätze von 127 Millionen Euro erwartet. Für Online-Poker wird mit 75 Millionen Euro gerechnet. Zwar ist das noch relativ wenig im Vergleich zum Gesamtumsatz im Online-Casino, wo dank der Dominanz von Slotspielen Bruttoumsätze von mehr als 3 Milliarden Euro erzielt werden, aber der Trend geht nach oben.
Zu verdanken ist das auch den Live Casinospielen. Herkömmliche Live Casino Spiele im Internet fallen unter die Kategorie RNG Spiele. RNG steht für Random Number Generator, weil jegliche Ergebnisse von Spielrunden durch einen Zufallsgenerator bestimmt werden. Der Zocker kann sich darauf verlassen, dass das Glücksspiel genau das ist, was der Name verspricht. Der ausschließlich von Software-Algorithmen gesteuerte Zufallsgenerator läuft automatisch ab, ohne dass ein menschlicher Dealer oder Croupier das Geringste mit ihm zu tun hat.
Spiele wie Slots, die von vornherein völlig nach dem Glücksprinzip funktionieren und zudem sehr schnell ablaufen, sind wie gemacht für RNG Games. Der Verzicht auf menschliche Aktion seitens der Online-Spielbanken erhöht das Tempo und damit für viele Zocker die Spannung.
Wer allerdings stattdessen lieber Spiele zockt, bei denen es auch aufs Köpfchen ankommt und wo eine gewisse Bedenkzeit nützlich ist, um etwa beim Blackjack oder gar beim Poker Wahrscheinlichkeiten zu kalkulieren, findet am Live-Tisch dazu eher Gelegenheit. Unter dem Begriff verstecken sich Online-Spiele, denen ein echter Dealer oder Croupier vorsitzt. Er wird aus diversen Winkeln mit hochauflösenden Kameras gefilmt und in Echtzeit gestreamt, so dass jedes Mischen und Austeilen (oder im Roulette der Einwurf der Kugel in den Kessel) verfolgt werden kann.
Weil Menschen nun einmal langsamer reagieren als Software, sind Live-Spiele ebenfalls langsamer als die RNG Varianten. Dafür trägt die Einbeziehung von echten Menschen aber zum traditionellen Casinogefühl bei. Chats mit dem Dealer sind dabei über die Chatbox ebenfalls möglich, aber weil auch online strenge Etiketteregeln gelten, müssen sich sämtliche Kommentare rein auf das Spiele beschränken, wobei hier ebenfalls gilt, dass die Entscheidungen des Dealers unanfechtbar sind.
Live-Spiele sind außerdem eine gute Vorbereitung für das Pokern am echten Tisch. Weil zwar der Dealer und jegliche seiner Bewegungen und Gesichtsausdrücke übertragen werden, aber der Zocker selbst für andere nicht zu sehen ist, lassen sich die Pokerhände für das Studium des Spiels nutzen. Poker mag zwar einfach zu verstehende Regeln besitzen, aber um das Spiel tatsächlich zu beherrschen, gehören Psychologie und Mathematik dazu. Diese Fähigkeiten lassen sich auch dann erwerben, wenn man aufgrund einer schwachen Starthand gefoldet hat. Die Auszeit hilft beim Studium der Gegner. Das funktioniert selbst dann, wenn einem nur Avataren gegenübersitzen und so die Körpersprache als Anhaltspunkt wegfällt. Im Gegensatz zum echten Tisch lassen sich online alle Spielzüge und Einsätze notieren und hinterher studieren, wenn genügend Daten vorliegen. Mit etwas Übung lässt sich daran erkennen, welcher Zocker mit Kalkül vorgegangen ist und welche Ergebnisse er so erzielt hat, wer wild drauflos gesetzt hat und wer sich grundlos einschüchtern lässt.
Noch wichtiger als das Studium der Gegner ist dabei das eigene Spiel. Um eine möglichst erfolgversprechende Taktik im Umgang mit den Gegnern zu entwickeln, muss eine Menge an Selbsterkenntnis ins Spiel gebracht werden. Die eigenen Schwächen und Stärken lassen sich nur durchs Spielen und die anschließende schonungslose Selbstanalyse erkennen. Wenn es dann an einen echten Tisch gehen soll, haben Online-Spieler häufig sogar einen Vorteil, gerade weil sie von Anfang an auf verräterische Gesichtsausdrücke und andere Zeichen von Nervosität bei ihren Kontrahenten verzichten mussten und einzig von intellektuellen Entscheidungen ausgehen.
Ein Nachteil kann dann allerdings sein, dass es sich eben plötzlich um Menschen aus Fleisch und Blut und keine Avatare handelt, hinter denen genauso gut ein Algorithmus wie eine echte Person stecken kann. Live-Spiele bieten einen Vorgeschmack auf den Umgang mit richtigen Leuten am Tisch.
Doch auch wenn es nur ums dauerhafte Pokern im Online-Casino geht, haben die Tische, an denen virtuelles Spiel und Realität sich treffen, für viele Leute einen besonderen Reiz, weil sie schlicht und einfach das Flair erhöhen. Wer sich wie Filmheld James Bond fühlen will, kann das entweder schick in Schale geworfen im landbasierten Casino tun, oder er kann sich online an einen Live-Tisch setzen, wo die Spannung mit jeder Bewegung des Dealers erhöht wird. Der Besuch eines Live-Tisches erfordert dabei zwar etwas mehr Fantasie seitens des Zockers, um das totale Casino-Gefühl nachzuerleben, aber dafür sind weder Abendgarderobe noch perfekter gesellschaftlicher Schliff erforderlich.
Die Spielbanketikette, die sowohl das Benehmen im Spiel an sich wie auch für das gesamte Drumherum entscheidet, lässt sich online üben und erlernen, aber ein Faux Pas im eigenen Wohnzimmer führt nicht zu hochgezogenen Augenbrauen oder anderen Peinlichkeiten.
Wer auf dem Sofa zockt, kann sein Getränk abstellen, wo er möchte, oder zu Knabberkram greifen. Der Dealer, der ihm auf dem Bildschirm gegenübersitzt, sieht nicht, ob man gerade einen Stilbruch begangen hat oder sich so korrekt aufführt wie Geheimagent 007, wenn er zu seinen geliebten Karten greift.
Das beste an der neuen Spielewelt ist zudem die Flexibilität. Wer genug vom Live-Spiel hat, kann stattdessen wieder zum RNG Spiel zurück kehren oder statt dessen zur Abwechslung ein echtes Casino besuchen. Diese Flexibilität beschränkt sich aber auch längst nicht mehr aufs Glücksspiel. Schach war das erste Spiel, das den Computer eroberte. Inzwischen werden längst Hits wie Monopoly und Siedler von Catan auf Bildschirmen aller Art gezockt. Alte Spiele im neuen Gewand verlieren nie ihren Reiz.