„Manche Dinge sitzen tief“- Kindheitserinnerungen an Wuppertal im neuen Buch von Bettina Tietjen

„Früher war ich auch mal jung: Eine Zeitreise durch meine Tagebücher“ – so lautet der Titel des neuen Buches der in Elberfeld geborenen Fernsehmoderatorin und Buchautorin Bettina Tietjen.
Diese Zeitreise führt die Talkmasterin natürlich auch nach Wuppertal, denn die Zeit in ihrem streng gläubigen Elternhaus prägt sie bis in die Gegenwart hinein:

„Es beschleicht mich noch immer ein ungutes Gefühl, wenn ich in meiner Heimatstadt an dem Gebäude vorbeikomme, wo sich der Versammlungsort der Gemeinde befindet. Manche Dinge sitzen tief.“, schreibt die 62-Jährige in ihrem Ende April erschienen Buch. Mitglieder der elterlichen Gemeinde hatten „sich fernzuhalten von allem Weltlichen. Das bedeutete: kein Fernseher, keine nichtreligiösen Bücher, keine unchristliche Musik, keine Vergnügungen. Die Frauen trugen ausschließlich Röcke, durften ihre Haare nicht schneiden, keinen Schmuck tragen, sich nicht schminken.“
Bettina und ihre Schwester rebellierten irgendwann auf ihre ganz eigene Art gegen die obsoleten Regeln: „Wenn wir samstags gefeiert hatten, schleppten wir uns sonntags verkatert in den Gottesdienst, natürlich vorschriftsgemäß im Kleid und ungeschminkt. Wir führten also eine Art Doppelleben.“

In ihrer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit begegnet Bettina Tietjen ihrem 14-jährigen Ich, das sich ziemlich leidenschaftlich politisch positioniert, sie taucht in die ersten, manchmal nur ersehnten Liebschaften ein, beschreibt die Jahre der Abnabelung von ihrem religiösen Elternhaus und die große Suche nach dem Lebensglück. Konfrontiert mit den Träumen, den Idealen und Ängsten ihres jüngeren Ichs, begibt sich die studierte Germanistin auf eine ausgesprochen unterhaltsame, bisweilen aber auch nachdenkliche Selbsterkundung und stellt dabei fest: Selbst wenn wir Jahrzehnte später ganz anders auf das Leben blicken, können wir einiges von unserem jüngeren Ich lernen!