Wuppertal – Im Prozess um den Vierfachmord von Solingen hat ein psychiatrischer Gutachter den Angeklagten als extrem gefährlich eingestuft und eine Sicherungsverwahrung empfohlen. Vor dem Landgericht Wuppertal erklärte der Sachverständige, dass der 40-Jährige über Jahre hinweg große Mengen an Amphetaminen konsumiert habe. Trotz mehrerer Entzugsversuche sei es ihm nicht gelungen, dauerhaft von den Drogen loszukommen. Aufgrund eines Gewöhnungseffekts sei sein Konsum im Alltag jedoch kaum aufgefallen.
Der Angeklagte hat die Tat umfassend gestanden. Am 25. März des vergangenen Jahres hatte er in einem Wohnhaus in Solingen einen Brand gelegt, bei dem eine bulgarische Familie im Dachgeschoss ums Leben kam. Die 28 und 29 Jahre alten Eltern sowie ihre beiden kleinen Töchter im Alter von drei Jahren und wenigen Monaten konnten den Flammen nicht entkommen. Als Motiv gab der Mann an, wegen Mietrückständen aus der Wohnung gekündigt worden zu sein und unter erheblichem Stress gestanden zu haben.
Planung und Gefährlichkeit der Tat
Laut dem psychiatrischen Gutachter richtete sich die Brandstiftung weniger gezielt gegen die Opfer, sondern stand vielmehr im Zusammenhang mit der persönlichen Vergangenheit des Angeklagten. Der 40-Jährige habe mit großem Aufwand und hoher Präzision Brandmittel hergestellt und die Feuer systematisch gelegt. Die Taten seien Ausdruck einer tiefen inneren Unruhe gewesen, durch die er versucht habe, seine psychische Stabilität zu bewahren. Der Experte betonte, dass die von ihm diagnostizierten Muster eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.
Kein Hinweis auf psychische Erkrankung
In seiner Biografie zeigt sich eine instabile Lebensführung. Mehrere Berufsausbildungen hatte der Mann vorzeitig abgebrochen, in den vergangenen Jahren keiner festen Beschäftigung nachgegangen. Frustration über die eigene Situation kompensierte er offenbar durch exzessives Glücksspiel. Eine Schlüsselrolle in seiner persönlichen Entwicklung spielte nach Einschätzung des Psychiaters eine frühkindliche Erfahrung: Die Trennung seiner Eltern führte dazu, dass er als Grundschüler aus seiner Heimatstadt Solingen nach Mecklenburg-Vorpommern zog, wo er später in die Drogenszene abrutschte.
Trotz dieser persönlichen Vorgeschichte stellte der Gutachter keine psychische Erkrankung fest. Der Angeklagte sei somit voll schuldfähig. Neben der Brandstiftung hat er gestanden, mit einer Machete auf einen Bekannten eingeschlagen und ihn dabei lebensgefährlich verletzt zu haben.
Der Deutsche steht wegen vierfachen Mordes und versuchten Mordes an bis zu 21 Menschen vor Gericht. Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt.
Mordprozess in Wuppertal: Psychiater hält Angeklagten für hochgefährlich

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