Zum 15. Mal begrüßte die Deutsche Bank geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft zum Neujahrsempfang in der Historischen Stadthalle. Themenschwerpunkte: Digitalisierung, Brexit, Deutschland als politisches Sorgenkind, der sich verändernde US-Markt sowie die lapidare Geldpolitik der EZB.
2017 sei zweifelsohne ein stürmisches Jahr gewesen – die USA rütteln am transatlantischen Bündnis, Nordkorea drohe dem Weltfrieden und auch Deutschland mache durch gewaltbereite Demonstranten wie zuletzt in Hamburg auf sich aufmerksam. Und dennoch sei es ein positives Jahr für die Deutsche Bank, betont Ralf Ehser, Sprecher der Wuppertaler Geschäftsleitung. Im Mittelpunkt für 2018 stehe dabei insbesondere die weltpolitische Finanzlage sowie die strukturelle und branchenübergreifende Veränderung durch die Digitalisierung.
„Die Weltwirtschaft ist wie ein Seiltänzer – es gibt viele Anlässe für Stürze, aber meist kommt es nicht dazu.“
Die lapidare Geldpolitik der EZB habe bis heute zu einer utopischen Situation geführt: Steigende Aktienmärkte, Immobilienpreise auf Rekordniveau sowie hohes Investitionsvolumen aufgrund des niedrigen Zinslevels. Und auch wenn die Prognose für 2018 mit 4% Weltwirtschaftswachstum und 2% Wachstum im EU-Raum zunächst positiv ausfiele, stelle sich die Frage, ob auch dieses Jahr das Kunststück des Seiltänzers weiter gelänge. Zumindest mache der schwelende Überhitzungscharakter Angst, so Karl von Rohr, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Rund 400 Millionen Euro für „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci, 200 Millionen Ablöse für Starspieler Neymar, explodierende Kryptowährungen wie Bitcoin & Co, die Preise steigen und damit auch die seit Jahren seitens der Zentralbanken angestrebte Inflation. So sei eine Deregulierung der expansiven Geldpolitik durch eine Drosselung der EZB-Anleihenkäufe in 2018 erwartbar – gemäß dem Beispiel der amerikanische FED.
„Wir möchten das Apple unter den Banken werden.“
Neben Konjunktur und Weltwirtschaft sei auch der strukturelle Wandel unverkennbar. So werde sich das Bankgeschäft in rund 5 bis 10 Jahren vollständig ändern. Ursächlich sei insbesondere die fortschreitende Digitalisierung. Von den rund 20 Millionen Kunden nutzen bereits heute 11 Millionen Kunden primär die angebotenen Onlinedienste – das Smartphone hat den klassischen Rechner als Zugriffspunkt dabei längst abgelöst. Die Digitalisierung treibt Deutschlands größte Bank dabei immer mehr in Richtung IT-Dienstleister – schon jetzt entstammen die Hälfte aller Neueinsteiger den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Und so arbeite man in flachen Hierarchien und mit starken Partnern wie Daimler oder Axel Springer an neuen Modellen wie ‚Veri-Me‘, einem Dienstleister für digitale Signaturen. Denn, so ist man sich sicher, Deutschland dürfe sich nicht den Rang von amerikanischen IT-Schwergewichten wie Amazon, Apple, Alphabet (Google) oder Facebook ablaufen lassen.
Remscheider Oberbürgermeister über Lokalpolitik im Bergischen Städtedreieck
Auch wenn zunächst verwunderte, dass der Wuppertaler Oberbürgermeister Andreas Mucke nicht zugegen war – beim IHK-Neujahrsempfang hatte man ihn noch euphorisch auf der Bühne erlebt – so brachte Burkhard Mast-Weisz, Oberbürgermeister der Stadt Remscheid, viele Streitpunkte der bergischen Lokalpolitik ins Gespräch. Themen wie Verkehr und geordnetes Baustellenmanagement, Fachkräftemangel, Strukturausbau bei Gewerbeflächen und Breitband, attraktives Wohnen sowie eine bedarfsgerechte kommunale Steuerallokation standen im Mittelpunkt. Und auch eine kleine Spitze konnte sich Remscheids Oberhaupt nicht verkneifen. Dem Wettbewerb seitens der sich in Planung befindlichen Outletcenter stehe er mehr als gelassen gegenüber. Nicht zu Unrecht – wie wir meinen – ist doch mit McArthurGlen bereits ein erprobter Betreiber gefunden.
Und so hofft Wuppertal auch in diesem Jahr auf die Kunststücke seines ganz persönlichen Seiltänzers.