Das Kulturbüro der Stadt Wuppertal hat zum dritten Mal den „Preis der Wuppertaler Literatur Biennale“ ausgeschrieben. Ermöglicht wird das erneut durch die Kunststiftung NRW. Mit diesem Literaturpreis wird das Schaffen jüngerer Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Er ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert, davon 3.000 Euro für den Hauptpreis und jeweils 1.000 Euro für zwei Förderpreise.
Das Motto der 2018er Biennale, „SchoenLuegen“ birgt ein Spannungspotenzial in sich. Man kann es positiv wie negativ lesen. Vor Gericht gilt es, „die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ zu sagen. Kant ging so weit, dass man selbst dann nicht lügen dürfe, wenn man einen Menschen schützen wollte, beispielsweise vor dem Zugriff der Obrigkeit. Klopfte die an die Haustür und fragte nach, müsse man die Wahrheit sagen und den Verfolgten ausliefern. Voraussetzung bei diesem Gedankenexperiment war allerdings, dass es auch keine Regierungen geben dürfe, die Menschen zu Unrecht verfolgen, dass sie also ebenfalls nicht lügen.
Gleichzeitig wird die Lüge als ein Zeichen von Intelligenz und Phantasie geadelt: Schon der Held der „Odyssee“ ist ein brillanter Lügner, der seine Gegner täuscht und überlistet. Die Lüge ist schlau und kreativ, sie schafft eine „Gegen-Wahrheit“. Wir zeigen Sympathie für die Pinocchios, Münchhausens, Eulenspiegels und Felix Krulls dieser Welt.
Der Literatur kommt bei der Verarbeitung von Wirklichkeit eine hervorstehende Rolle zu. Ihr Kern ist die Fiktion – die Lüge, die es wiederum ermöglicht, sich die Wirklichkeit in ihrer Komplexität anzuverwandeln. #SchoenLuegen verweist ex negativo auf das Verborgene, Verdrängte. Die Qualität von Literatur ist es, eben dieses Verdrängte und Verborgene, das Ausgegrenzte in der Fiktion sichtbar zu machen. Die Kunst – wie die Lüge – erfindet, träumt, phantasiert, kann in dieser Funktion überlebenswichtig sein, und entblößt nicht selten dabei eine tiefere Wahrheit.