Coronakrise hin oder her: Planmä#ßig eröffnete die Talpflege GmbH am Freitag (13. März) die ersten ambulant begleiteten Wohngemeinschaften in Wuppertal. Unter dem Motto „Leben in Elberfeld“ bieten die drei WGs auf drei lichtdurchfluteten Etagen in einer historischen Keksfabrik am Hofkamp 87 Lebensraum für jeweils acht Mieterinnen und Mieter.
Von den insgesamt 24 WG-Zimmern wurden 17 bereits vor der offiziellen Eröffnung vermietet, sieben sind noch frei. 30 Pflege- und Betreuungskräfte haben in der WG einen neuen Arbeitsplatz gefunden.
„Meine Mutter leidet an Demenz. Für sie habe ich dieses Wohnprojekt ins Leben gerufen.“
(Initiator André Harder)
Voraussetzung für den Einzug in die WG ist die Diagnose Demenz, unabhängig vom Schweregrad, und das Vorhandensein des Pflegegrads 2. „Meine Mutter leidet an Demenz. Für sie habe ich dieses Wohnprojekt ins Leben gerufen“, sagt der Wuppertaler Bauträger André Harder, einer der beiden Geschäftsführer der Talpflege GmbH. Der bekannte Immobilienmakler berichtet, er sei lange unzufrieden mit der Unterbringung seiner Mutter gewesen. Da habe er sich eines Tages gesagt: „Jetzt baue ich selbst.“
Historischer Charme blieb erhalten
Ein passendes Gebäude war nach einiger Zeit gefunden: die leerstehende ehemalige Keksfabrik in Elberfeld. Harder entschied sich für Umbau im Bestand, wobei der historische Charme des Gebäudes mit seinen hohen Decken und Rundbogenfenstern erhalten blieb.
Gemeinschaftlich den Haushalt führen

In der WG-Bäckerei: Marc Schulz, Bürgermeister der Stadt Wuppertal, backt mit WG-Mieterin Wilfriede Allenberg (links) und Alltagsbegleiterin Birgitt Belde Plätzchen in der gemütlichen WG-Küche (Foto: Frank Sonnenberg/Talpflege GmbH)
„Ambulant begleitete Wohngemeinschaften sind mit Alten- oder Pflegeheimen nicht vergleichbar. Sie ermöglichen Menschen mit Demenz so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben auch im hohen Alter. Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist der gemeinschaftlich geführte Haushalt. Die Mieterinnen und Mieter der WG bestimmen mit ihren Angehörigen darüber, wie das Geld vom Gemeinschaftskonto ausgegeben wird, welche Anschaffungen gemacht werden oder was renoviert werden muss. Das Pflegepersonal und die Betreuungskräfte sind in der WG nur zu Gast“, beschreibt Co-Geschäftsführer Mark Kleinknecht, Diplom-Pflegewirt und WG-Experte, das Konzept des Wohnprojekts. Die Mieterinnen und Mieter bewohnen geräumige, helle Einzelzimmer mit Bad, die sie nach ihren eigenen Wünschen einrichten.
Wohnküche bildet Mittelpunkt
Mittelpunkt des Lebens in der Wohngemeinschaft ist die gemeinsame Wohnküche. Hier wird jeden Tag frisch gekocht, hier spielt sich der Alltag für die Mieterinnen und Mieter ab. „Die soziale Betreuung der Mieterinnen und Mieter spielt eine besonders wichtige Rolle“, sagt Andrea Hopfer, die die soziale Betreuung am Hofkamp fachlich verantwortet. Als sogenannte „Präsenzkraft“ bildet sie die kommunikative Schnittstelle zwischen Mieterinnen und Mietern, Angehörigen sowie den Betreuungs- und Pflegekräften.
Marc Schulz: Alternative zum ambulant betreuten Wohnen
Von dem neuen Wohnprojekt zeigten sich die Gäste, darunter Bürgermeister Marc Schulz, beeindruckt. „Die Demenz-WG ist eine großartige Ergänzung zur Angebotspalette, die es in Wuppertal für alte Menschen mit Demenz gibt. Sie ist eine Alternative zum ambulant betreuten Wohnen in den eigenen vier Wänden oder zum Leben im Heim“, so der Bürgermeister in seinem Grußwort.