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Dass der Schienenersatzverkehr (SEV) der Bahn so seine Tücken hat, ist an sich ja nichts Neues. Besonders schlimm war es Anfang September bei der Sperrung der Streck zwischen Düsseldorf-Gerresheim und Gruiten (wuppertal-total.de berichtete). Dass es noch schlimmer kommen könnte, lag außerhalb der Vorstellungskraft unseres Users Robert Becker. Doch es kam schlimmer – am Sonntag (23. September).
Hier ist sein Augenzeugenbericht vom Düsseldorfer Hauptbahnhof.
„Bussteig 10: Gegen 23.10 Uhr stoße ich hinzu. Wie bei den vergangenen SEV stehen hier schon etliche Menschen. Schon bei meiner Ankunft wären zwei große Gelenkbusse notwendig, um alle aufzunehmen. Wie ich später erfahre, stehen einige zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 45 Minuten hier, in dieser Zeit ist kein Bus gekommen. Regelmäßig fahren leere Busse des Rheinbahn- Straßenbahnersatzverkehrs an der Haltestelle vorbei, die jedoch nichts mit dem DB-Ersatzverkehr zu tun haben.
20, 30, 40 weitere Minuten vergehen. Gegen 23.49 Uhr soll planmäßig (laut App, vor Ort hängen noch veraltete Fahrpläne vom letzten Wochenende …) ein Schnellbus als Ersatz für RE4 und RE13 kommen.
Ich erfahre von Menschen, die bereits über zwei Stunden stehen und warten. Der Bus um 22.49 Uhr ist ersatzlos ausgefallen.
Dies hörte ich gegen Mitternacht von einigen Sicherheitsleuten, die Westen mit dem Aufdruck „DB-Sicherheit“ trugen und den zunehmend erzürnten Pendlern lautstark Antwort geben, dass sie nicht verantwortlich seien. Die Schuld wird auf ein Busunternehmen abgewälzt. Mit einem Minifunkgerät steht einer der Männer in Kontakt mit irgendeinem Koordinator, der immer wieder fragt, habt ihr jetzt einen Bus und können die Menschen einsteigen? Er bestätigt mir auf Nachfrage, er wisse nicht warum der 22.49-Uhr.Bus ausgefallen sei. Vielleicht sei auf der Autobahn Stau.
Eine 20-köpfige Gruppe entfernt sich zum Bahnhofsgebäude hin, um am DB-Servicepunkt endlich eine Antwort (und ggf. Taxifreifahrtkarten) zu bekommen. Fast alle Anwesenden warten nun seit über eineinhalb Stunden. Kaum einer traut sich, ebenfalls in den Bahnhof zu gehen, weil ja jederzeit ein Bus kommen könnte. Gegen 0.10 Uhr kommt ein Gelenkbus des S8-Ersatzverkehrs (mit Halt an allen S-Bahn-Unterweghalten). Dieser wird sofort gestürmt, nicht alle passen hinein. Ich finde als einer der letzten im Bereich der hinteren Tür einen Stehplatz.
Die Fahrt bis Wuppertal Hbf dauert nun eineinhalb Stunden, die die überwiegende Mehrheit im Stehen zubringt.
0.34 Uhr: Am Unterwegshalt Düsseldorf-Gerresheim, wo laut DB-Baustellen-Ersatzfahrplan auch Taxis gen Wuppertal abfahren sollen, ist die Situation offenbar auch nicht viel besser. Weitere etwa 20 bis 30 Fahrgäste steigen in den Bus zu und versuchen Platz zu finden. Es wird sehr eng.
0.35 Uhr, S-Bahnhof,Düsseldorf Gerresheim: Der Busfahrer des Ersatzbusses schreit mehrfach genervt über Mikro durch den Bus, dass die letzte Tür freigegeben werden müsse, droht, die Polizei anzurufen. Ihm geht es aber augenscheinlich nicht darum, weitere Busse anzufordern und die Situation zu schildern, sondern ausschließlich darum, „seinen“ Bus wieder in Fahrt zu bringen und acht bis zehn Leute im hinteren Bereich aus seinem Bus zu bekommen, damit dieser weiterfahren kann. Während er schon mit der Polizei telefoniert, schließen sich die hinteren Türen doch noch. Er sagt ins Telefon: „Hat sich erledigt“ – und fährt wieder weiter.
Über Erkrath, Hochdahl, Hochdahl-Millrath, Haan-Gruiten, Wuppertal-Vohwinkel, Wuppertal Sonnborner Ufer, Wuppertal Zoo geht es dann weiter bis Wuppertal Hbf. Am Ersatzhalt Wuppertal-Steinbeck in Höhe der WSW-Station Weidenplatz verlasse ich mit zirka 20 Leuten den Bus. Es ist jetzt 1.35 Uhr.
Ich bin seit 22.30 Uhr unterwegs, komme von Essen Hbf. Denn nicht nur die S8, sondern auch die S9 ist südlich von Velbert-Langenberg unterbrochen in dieser Nacht. So bin ich über Düsseldorf gefahren, weil ich gedacht habe, Samstagabend vom großen Düsseldorf ist die Chance am größten, einigermaßen geordnet nach Wuppertal zu kommen. Weit gefehlt.
Inwieweit nach 0.10 Uhr dann doch noch der Schnellbus nach Wuppertal gekommen ist, weiß ich nicht. Immerhin waren die Fahrgäste in dem S8-Ersatzbus, den ich genommen habe, anders als der Busfahrer, der im übrigen auch keine Stationen angesagt hat, ziemlich entspannt.“