Sicher? Wuppertaler Ökonom über Trends und Tatsachen zum Rentensystem

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„Die Rente ist sicher“, sagte Bundesarbeitsminister Norbert Blüm während des Wahlkampfes 1986. Dieser Satz ist im kollektiven Gedächtnis geblieben, er führte zur ersten Rentenreform, da man die Diskrepanz zwischen gestiegener Lebenserwartung und geringerer Geburtenrate erkannte. Heute, über 35 Jahre danach, melden sich Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker immer wieder zu Wort, die die Renten in naher und ferner Zukunft nicht mehr als sicher ansehen. An der Bergischen Uni beschäftigt sich Wirtschaftswissenschaftler Christian Bredemeier in Zusammenhang mit dem Thema Familienökonomie zwangsläufig auch mit der Rentenentwicklung.

Doch wie sicher sind unsere Renten? Die Bevölkerung wird älter, Renten müssen länger gezahlt werden. „Die Demographie stellt uns vor Herausforderungen“, sagt Professor Bredemeier, denn jetzt gingen die geburtenstarken Jahrgänge der späten 50er nach und nach in Rente, „eine sehr gesunde Generation“, bei der zu erwarten sei, dass vielen Menschen „ein langes Leben vergönnt ist. Und deshalb müssen Anpassungen bei der Rente gemacht werden.“
Zwei Dinge müssten sich die Waage halten, erklärt der Wissenschaftler. „Es muss immer die aktuell werktätige Bevölkerung für die im Rentenalter lebende Bevölkerung aufkommen. … Insofern haben wir nur zwei Stellschrauben; nämlich das Verhältnis von Arbeitenden zu Rentenbeziehern und das Verhältnis von Beiträgen zu Renten.“

Eine Option sei, das Verhältnis von Beitragsleistenden und Beziehern zu verschieben, das gehe kurzfristig nur über eine Anhebung der Altersrenteneintrittsgrenze – klar sei aber, dass dies nicht für alle Berufsgruppen praktikabel sei.
Neben der Anhebung der Altersgrenze ist auch die Diskussion über längere Wochenarbeitszeit entbrannt, was jedoch konträr zum Trend laufe, der sich seit einigen Jahren durchsetze. „Wir leben alle 2023 in einer Zeit, wo wir davon sprechen, weniger zu arbeiten“, so Bredemeier.
Eine weitere Idee, das Rentensystem zu stabilisieren, sei die Pflichtversicherung für Beamte und Selbständige . „Das ist ein Punkt, über den ich schon oft gesprochen habe, und ich wundere mich, warum dieser Punkt nicht stärker in der politischen Diskussion verankert ist“, sagt Bredemeier.

Um das Rentensystem zu entlasten müsse man also beispielsweise folgende Fragen stellen: Welche Anreize bewegen Beschäftigte zur Mehrarbeit? Oder: Kann eine verbesserte Betreuungssituation von Kinder Anreize für Mehrarbeit der Eltern bieten?

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