Ob Konsumgenossenschaft oder Kemna: In Wuppertal wurden während der NS-Diktatur Gebäude zu Gefängnissen für politische Gegner umgebaut. Daran wird am Sonntag, den 4. Mai ab 14:00 Uhr, in der früheren „Konsumgenossenschaft Vorwärts“ mit einer Lesung des Wuppertaler Autors Stefan Barz und Führungen durch die Ausstellung erinnert.
Als am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg endete, wurden Deutschland und Europa von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft befreit, der Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren. Der Förderverein der ehemaligen Konsumgenossenschaft Vorwärts nimmt den 80. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass, seine Ausstellung zur Geschichte der Konsumgenossenschaften zu öffnen und lädt um 17:00 Uhr gemeinsam mit der evangelischen Kirche in Wuppertal zu einer Lesung ein.
Die 1899 von Gewerkschaftern in Barmen gegründete Konsumgenossenschaften gehörte zu den größten Deutschlands, sie sorgte für günstige Lebensmittel, Arbeitsplätze, Wohnungen und bot dem Kapitalismus die Stirn – denn hier erlangten die Mitglieder die Hoheit über die Produktionsmittel. Doch die Blütezeit der Konsumgenossenschaft endete abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Aus dem Kontor und Fabrikhof mit unterirdischem Eisenbahnanschluss wurde eine SA-Kaserne und eine illegale Haftanstalt für politische Gegner. Gleichzeitig entstand im Juli 1933 das Bergische KZ Kemna auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik. Ab 1935 diente der Gebäudekomplex in der Münzstraße als Wehrmachtskaserne, nach der Befreiung vom Faschismus waren hier viele Jahrzehnte geflüchtete Menschen untergebracht.
Neben dem Besuch der Dauerausstellung „Mit uns zieht die neue Zeit – Konsumgenossenschaften im Rheinland“ finden um 14:00 und 15:30 Uhr Führungen durch den Gebäudekomplex statt.
Um 17:00 Uhr liest Stefan Barz aus seinem Kemna-Buch „Die Schreie am Rande der Stadt“. „Mit seinem Jugendroman findet Stefan Barz einen einzigartigen Weg, die erschütternde Geschichte der damaligen Zeit hier im Tal greifbar zu machen“, sagt Barbara Herfurth-Schlömer vom Projekt „Gedenk- und Lernort Kemna“ des evangelischen Kirchenkreises. „Das KZ Kemna war nicht irgendwo weit weg, sondern der Terror fand direkt vor der eigenen Haustür statt. So werden Leserinnen und Leser direkt mitgenommen und das alles im Rahmen einer spannenden Kriminalgeschichte.“
Die Veranstaltungen finden in der Münzstraße in Barmen statt – der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte beachten Sie, dass das Gebäude nicht komplett barrierefrei ist.