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Ein Jahr und elf Monate Gefängnis, so lautet das Urteil für einen in der Wuppertaler Party-Szene bekannten Versicherungsmakler. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt. Der 55-Jährige kann das Urteil noch anfechten, bei Rechtskräftigkeit muss er 150 Stunden gemeinnützige Arbeit ersatzweise leisten, um in Freiheit bleiben zu können. Mildernd dürfte sich ausgewirkt haben, dass erste Beiträge der Schadenssumme schon früh zurückgezahlt worden sind.
Am Mittwoch, 26. September 2018, wurde das seit rund einem Jahr erwartete Urteil gegen einen stadtbekannten Versicherungsmakler verkündet, der todkranke Menschen um ihr Erspartes gebracht hatte. Der Fall sorge bereits im letzten Jahr für Aufsehen in der Wuppertaler Veranstalter-Szene, des Urteil wurde von vielen mit Spannung erwartet.
Versicherungsmakler hatte 100.000 Euro von todkranken Menschen ergaunert
„Man bekommt den Eindruck, als hätten Sie sich absichtlich an todkranke Menschen herangemacht und sie nach Strich und Faden ausgenommen – und dass, bis zum letzten Hemd“, so hatte es Richter Werner Sdunzik zum Prozessauftakt vor einem Jahr formuliert. Der Angeklagte hatte einen schwer kranken und geistig eingeschränkten Mann um 80.000 Euro erleichtert, indem er sich via Vermögensvollmacht ein rund 80.000 Euro teures Grundstück überschrieb, jedoch nur teilweise bezahlte. In einem anderen Fall bediente er sich, ebenfalls mit Vollmacht, an einem Konto – Schaden 20.000 Euro. Das schwer kranke Opfer ist bereits verstorben.
So hatte sich der Verurteilte vor rund einem Jahr gegenüber ‚Wuppertal total‘ erklärt
„Ich betreue seinen Ziehvater, einen älteren Autisten, seit 19 Jahren und wir sind vollkommen im Frieden. Ich erledige seit 19 Jahren alles für ihn, vom Wäsche waschen, einkaufen, Arztbesuche bis hin zur zwischenmenschlichen Betreuung. Ich habe die 80.000 Euro nicht in einer Summe gezahlt, da noch Belastungen im Grundbuch waren, die ich ablösen musste und er bekommt nur 436,00 Euro Rente. Die 80.000 Euro für das Grundstück sind längst abgezahlt.
„Wir sind seine einzigen Freunde,“ ergänzt seine Lebensgefährtin. „Er liebt [meinen Mann] und versteht das alles nicht. Das Grundstück hat [mein Mann] ihm vor acht Jahren offiziell abgekauft und mit ihm vereinbart, dass er die ausgemachten 80.000 Euro in Raten bekommt, was er auch bis heute nachweisen kann. Seit zwei Jahren ist das Geld verbraucht, doch wir kümmern uns nach wie vor zu 100 Prozent um ihn, auch finanziell“.
Die veruntreuten 20.000 Euro erklärt er als Schenkung für Pflegedienste: „Wir haben eine zweite Person vor Jahren betreut. Die 20.000 Euro habe ich von ihm persönlich bekommen für neun Monate Betreuung und Dankbarkeit. Es war ein Geschenk,“ betonte der Beschuldigte vor rund einem Jahr gegenüber Wuppertal total. Seine Lebensgefährtin hält das alles für ein Komplott: “Die Betreuerin der Erbin hat [meinen Mann] zu Unrecht anonym angezeigt. Dadurch kam es zur Ermittlung und Anklage“.