Stehen AfD-Wähler in direktem Zusammenhang mit hohen Corona-Infektionszahlen? Eine am Freitag veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern aus Jena, Bielefeld sowie dem Helmholtz Zentrum München kam zu einem recht eindeutigen Ergebnis:
In Landkreisen mit hohen Wahlanteilen für die AfD sind in beiden Corona-Wellen im vergangenen Jahr die Infektionszahlen besonders stark angestiegen. Faktoren wie etwa die Grenznähe einer Region, die Anzahl von Schulen oder die Homeoffice-Quoten können demnach als Erklärungen für den Anstieg der Inzidenzen ausgeschlossen werden.
Im Fokus der Studie stand die Annahme, dass es in Regionen mit hohem Wähleranteil von Parteien der radikalen Rechten eine höhere Skepsis gegenüber demokratischen Institutionen und eine geringere Akzeptanz der Coronamaßnahmen gibt und die Zahlen aus diesem Grund steigen.
Der an der Arbeit beteiligte Jenaer Soziologe Matthias Quent hatte bereits im letzten Winter auf einen potentiellen Kontext hingewiesen.
Die Wissenschaftler untersuchten in statistischen Modellen, ob es in den 401 Kreisen und kreisfreien Städten einen Zusammenhang zwischen AfD-Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2017 und dem Anstieg der Infektionszahlen in den Wellen vom Frühjahr und Herbst 2020 gab.
In ihre Berechnungen bezogen sie insgesamt 48 Faktoren ein, darunter demografische Merkmale, Infrastruktur sowie Lage oder Gesundheitsversorgung in den jeweiligen Kreisen. Das Ziel sei gewesen, möglichst viele der bekannten alternativen Erklärungsansätze für die regional hohen Inzidenzen auszuschließen, sagte Christoph Richter, Mitautor der Studie.
Das Resultat: In Regionen mit hohem AfD-Zweitstimmenanteil war der Anstieg der Zahlen während der beiden Wellen sowohl im Osten als auch im Westen höher als in Kreisen mit niedrigem AfD-Zweitstimmenanteil: „Die gelegentlich vertretene Annahme, es handele sich bei dem Zusammenhang um ein spezifisch ostdeutsches Phänomen, kann anhand der Ergebnisse nicht bestätigt werden“, so die Autoren, die zudem für keine der anderen Parteien einen ähnlichen Effekt feststellten.
Besonders überraschte, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Stimmenanteilen anderer rechter Parteien sowie dem Anteil der Nichtwähler in der Vergangenheit und den Corona-Zahlen heute gebe, was darauf hinweise, dass die Menschen sich in diesen Regionen schon länger politisch wie demokratisch distanzieren.