Wie der WDR am vergangenen Freitag berichtete, hat die Verbraucherzentrale NRW drei Grundversorgern die Benachteiligung von Stromkunden vorgeworfen und droht nun mit rechtlichen Schritten. Es geht vor allem um Neukunden, die zuvor beim Anbieter Stromio waren und im Dezember die Kündigung erhalten hatten.
Neben den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) hatte die Verbraucherzentrale auch die Firma Rheinenergie sowie die Stadtwerke Gütersloh abgemahnt. Nach den fragwürdigen Kündigungen durch den Stromdiscounter Stromio – „aufgrund der historisch einmaligen Preisentwicklung im Strommarkt“ – waren die betroffenen Kundinnen und Kunden auf die Zulieferung durch die Grundversorger angewiesen, zahlten dort aber im Vergleich zu den alten Tarifen oft wesentlich mehr.
Die Ersatzversorgung übernehmen jeweils die Versorgungsunternehmen vor Ort mit den meisten Strom- bzw. Gaskunden, in Wuppertal zum Beispiel die WSW, die laut eigener Aussage circa 3.000 ehemalige Stromio-Kunden aufgefangen haben.
Nun steht also der Wuppertaler Grundversorger, genau wie die Rheinenergie und die Stadtwerke Gütersloh, in der Kritik: Sie verlangten von ihren Neukunden, also auch von all denen, die sie von Stromio bekommen hatten, weit mehr als von den Bestandskunden. Im Falle der Wuppertaler Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutete dies, dass sie im Vergleich zu den alten Kunden, die 30,5 Cent pro Kilowattstunde Strom zahlen müssen, jetzt 82,97 Cent pro Kilowattstunde entrichten müssen.
Die Verbraucherzentrale NRW erachtet eine solche Aufsplittung des Grundversorgungstarifes als widerrechtlich – und die drei abgemahnten Unternehmen sind keineswegs die einzigen, die so vorgehen. Eine gerade veröffentliche Untersuchung zeigte, dass insgesamt 18 von 23 Unternehmen von Neukunden höhere Strompreise fordern als von Bestandskunden.
Dies nannte die Verbraucherzentrale NRW einen „Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung“ und forderte die Stadtwerke auf, die Tarife zu ändern, anderenfalls behielte man sich juristische Schritte vor.
Die Wuppertaler Stadtwerke rechtfertigen ihre Tarife mit den hohen Beschaffungskosten, da für die ehemaligen Stromio-Kunden zusätzlicher Strom eingekauft werden müsse. Die teuren Tarife spiegelten daher lediglich die derzeit hohen Einkaufspreise wider.