Durch Corona-Maßnahmen wie Lockdown, Abstands- und Hygieneregeln sowie das Tragen von Masken wurden im vergangenen Herbst und Winter viele Erkältungen verhindert, Grippeviren und andere Erreger scheiterten auf der Suche nach „Wirten“.
Nun aber rollt eine Welle von Atemwegserkrankungen heran – vor allem bei Kindern verzeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) ungewöhnlich viele Atemwegsinfektionen.
Pandemiebedingt waren es im vergangenen Jahr kaum Erkältungen aufgetreten, da Kitas und Schulen wochenlang geschlossen waren, blieb die typische Erkältungswelle aus. Das Immunsystem wurde nicht gefordert., was sich jetzt vor allem bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar mache, denn anders als bei Erwachsenen muss sich das Immunsystem gerade bei den ganz Kleinen erst entwickeln.
Es sind nicht Corona-Viren, sondern die sogenannten Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV), die zuletzt vor allem bei Kleinkindern zu schweren Atemwegsinfekten führten. Insbesondere unter den Ein- bis Vierjährige registriert das RKI auffallend viele Krankenhauseinweisungen. Waren es im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie im Monat September rund 60 bis 70 Fälle pro Woche, sind es 2021 rund doppelt so viele, und Mediziner befürchten, dass die Zahlen noch weiter ansteigen könnten. Die schlechte Nachricht ist, dass es den Kinderkliniken an freien Betten mangelt und die eigentliche Grippewelle noch bevorstehe.
Kinderarzt Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbandes Nordrhein, sagte dem WDR, auch andere Atemwegserkrankungen würden in diesem Jahr häufiger auftreten: „Wir haben wahnsinnig hohe Fallzahlen, seit Mitte August schon.“ Bei den Kindern setzte die Erkältungswelle etwa sechs Wochen früher als üblich ein, er nannte dies eine Art Nachholeffekt durch Corona, so etwas habe er in 15 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt, „Noch nie waren es so früh so viele Infektionen“.
Für die Gesundheit der Kinder sei es daher essentiell, dass es nicht wieder zu einem Lockdown im Bildungswesen käme, Kinderärzte seien sich mittlerweile sicher, dass Kita- und Schulschließungen „die psychische und physische Gesundheit der Kinder“ angreifen, so Gerschlauer.