Der frühere WSV-Fanliebling Kevin Pytlik wechselt überraschend von Viktoria Köln in die dritte japanische Liga. Was hinter diesem Schritt steckt und warum der SC Sagamihara für ihn die richtige Wahl ist.
Freitagabend, Flughafen Frankfurt: Pünktlich um 20:05 Uhr hebt eine Maschine der Japan Airlines Richtung Tokio ab. Mit an Bord ist Kevin Pytlik, früherer Spieler des Wuppertaler SV und zuletzt bei Viktoria Köln in der 3. Liga unter Vertrag. Doch Sightseeing in Japans Metropole steht nicht auf seinem Plan – sein Ziel liegt 45 Minuten mit dem Zug entfernt, in Sagamihara.
Ab der kommenden Saison wird der 27-Jährige für den SC Sagamihara in der J3 League, der dritten japanischen Liga, auflaufen. Offiziell ist der Wechsel zwar noch nicht verkündet, doch beide Vereine haben die Einigung bereits bestätigt.
Ein Wechsel, der überrascht – und doch nicht
Im Sommer 2024 hatte Pytlik den Wuppertaler SV nach 162 Pflichtspielen verlassen, um bei Viktoria Köln eine neue Herausforderung in der 3. Liga zu suchen. Obwohl er dort auf elf Einsätze kam, blieb ihm ein Stammplatz verwehrt. Häufig musste er von der Bank aus starten, und die Perspektive, sich langfristig durchzusetzen, schwand mit seinem im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag.
„Vielleicht hätte ich zurück in die Regionalliga wechseln können, aber das wollte ich nicht mehr“, erklärt Pytlik. Er suchte eine neue Herausforderung – und die kam in Form eines unerwarteten Angebots aus Japan.
Trainer mit Wuppertaler Vergangenheit überzeugt Pytlik
Anfragen aus Japan für deutsche Spieler sind selten. Doch beim Scouting eines Spiels von Viktoria Köln fiel Pytlik den Verantwortlichen des SC Sagamihara auf. Besonders Trainer Yuki Stalph zeigte großes Interesse. Der Deutsch-Japaner, der in Bochum geboren wurde und im Jahr 2000 selbst für die U17 des Wuppertaler SV spielte, nahm Kontakt auf.
In einem Videocall überzeugte Stalph Pytlik von seiner Philosophie und den Ambitionen des Klubs. „Sie wollen eine Dreierkette spielen, planen mit weiteren Spielern aus Europa und haben Großes vor“, erklärt Pytlik. Sein Vertrag gilt zunächst für das Jahr 2025. Bei einem Aufstieg verlängert sich die Vereinbarung automatisch.
Chancen überwiegen Risiken
Mit 27 Jahren steht Pytlik in einem Alter, das Fußballer oft als ihre beste Phase erleben. „Die Chancen überwiegen eindeutig die Risiken“, sagt der Verteidiger. Neben der sportlichen Perspektive reizt ihn die Möglichkeit, in einem neuen kulturellen Umfeld zu spielen. Die japanische Liga ist für ihre Disziplin und ihren Fokus auf Technik bekannt – Attribute, die gut zu Pytliks Mentalität passen.
Auch sein familiäres Umfeld bestärkte ihn in seiner Entscheidung. „Alle haben mir zu diesem Wechsel geraten“, berichtet er. Beim Wuppertaler SV war Pytlik für seine Leidenschaft und Einsatzbereitschaft bekannt, Eigenschaften, die er auch in Japan einbringen möchte.
Ein neues Kapitel in Sagamihara
Der SC Sagamihara, ein ambitionierter Verein in der J3 League, plant in der kommenden Saison den Aufstieg in die J2 League. Die Saison mit 38 Spielen beginnt Mitte Februar und wird im Kalenderjahr ausgetragen. Pytlik sieht seinen Wechsel als ideale Gelegenheit, sich sportlich weiterzuentwickeln und gleichzeitig eine neue Kultur kennenzulernen.
Obwohl er 9000 Kilometer von seiner Heimat entfernt ist, bleibt Pytlik seiner Linie treu: Leidenschaft, Einsatz und der Wunsch, auf dem Platz alles zu geben. Fans des SC Sagamihara dürfen sich auf einen Spieler freuen, der nicht nur durch sein Spiel, sondern auch durch seine Persönlichkeit beeindruckt.