Der Begriff verwirrt natürlich: „Altersgerechtes Wohnen“. Damit impliziert er jedem, dass es hier ausschließlich um Maßnahmen geht, die von einer Generation Ü65 benötigt werden und auch nur dieser zugutekommen.
Stimmt aber so nicht ganz. Denn auch wenn es manche altersgerechten Haustechniken gibt, die tatsächlich nur in einem höheren Lebensalter Sinn machen, so gilt das nicht per se – was für Seniorinnen und Senioren gut ist, macht nämlich in vielerlei Hinsicht das Leben in einem Haus auch für jüngere Menschen um Längen komfortabler – und sowohl für sie wie ihren Nachwuchs ein gutes Stück sicherer. Der folgende Ratgeber zeigt deshalb, wie engagierte Heimwerker in ihrem eigenen Zuhause anpacken können, um einen derartigen Doppelvorteil zu bekommen.
1. Tipp: Potenzielle Förderungen mitnehmen
Häusliche Umbauten sind selten günstig. Viele Materialien kosten gutes Geld, auch Werkzeuge gibt es nicht umsonst. Für beides empfiehlt es sich, sich näher mit einer speziellen Bank zu befassen, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, besser bekannt als KfW – eine öffentlich-rechtliche Bank in der Hand von Bund und Ländern übrigens, keine, die im normalen Bankbetrieb arbeitet.
Denn zu dem äußerst umfangreichen Angebot der KfW gehört unter anderem (etwa energetischen Themen) auch das Fördern von altersgerechtem Wohnen. Das teilt sich auf in zinsgünstige Kredite und direkte Zuschüsse – nicht nur für Senioren, sondern alle Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern.
Ferner sollten man sich auch mit der Stadt Wuppertal in Verbindung setzen. Auch sie kann gegebenenfalls weitere Landesmittel dafür bereitstellen.
Dabei sind vor allem die Zuschüsse eine enorm interessante Option. Letztendlich sind sie mit etwas Glück „geschenktes Geld“, das nur einen Anruf weit entfernt ist.
2. Tipp: Innentüren verbreitern
Senioren benötigen breite Türen, um ihr Haus besser mit Gehhilfen und ähnlichen Techniken nutzen zu können. Für jüngere Menschen hingegen machen breitere Öffnungen spätestens beim Tragen von schweren Einkäufen, vielleicht auch Möbeln, nicht weniger Sinn. Doch wie verbreitern ambitionierte Heimwerker eine Türöffnung?
1. Türblatt und die Zarge müssen entfernt werden, sodass nur noch die Maueröffnung verbleibt.
2. Markieren, wie breit die neue Türöffnung sein soll. Diesen Umriss sorgfältig auf die Mauer aufzeichnen.
3. Den alten Türsturz entfernen. Dann wird die Mauer mit einer Baustütze temporär gehalten und ein breiterer Sturz gestemmt.
Dabei ist der mit Abstand wichtigste Faktor, dass gewährleistet bleibt, dass die Lasten der Wand durch einen breiteren Sturz mit ausreichender Auflage an den Seiten abgefangen werden.
Ist der neue Sturz installiert, muss nur noch der Rest der Wand weggestemmt werden oder (bei Mauerwerk sauberer/ präziser) mit einem Winkelschleifer ausgeschnitten werden. Anschließend wird alles wieder verputzt, fertig ist die breitere Türöffnung.
3. Tipp: Fliesen rutschfest machen
Ein rutschfester Boden ist für das altersgerechte Wohnen von enormer Bedeutung. Das gilt insbesondere dort, wo durch Nässe auf typischerweise verwendeten Materialien enorme Rutschgefahr besteht – konkret auf Fliesen. Doch wo viele andere Bodenmaterialien verhältnismäßig leicht austauschbar sind, sind Fliesen geklebt – und deshalb nur im Rahmen größerer (Raum-)Sanierungen auszutauschen, weil ansonsten enorme Arbeit und Schmutzbelastung anstehen.
Allerdings hält die bauchemische Industrie mittlerweile auch Abhilfen anderer Art bereit. Konkret Chemikalien, die die glatte Oberfläche bestehender Fliesen schadlos anrauen. Diese müssen nur aufgebracht und nach Anleitung einwirken gelassen werden. Sie ändern die Oberflächenstruktur und man bekommt ohne viel Aufhebens wesentlich griffigere Fliesen.
4. Tipp: Berührungslose Schalter installieren
Wenn es um das Tragen von Einkäufen geht, teilen sich viele Wuppertaler in genau zwei scharf abgegrenzte Gruppen ein: Die eine versucht alles, damit nur ein Weg oder zumindest extrem wenige Wege notwendig sind. Sie beladen sich deshalb über Gebühr, wo die Mitglieder der anderen Gruppe (der kleineren) lieber häufiger mit weniger gehen.
Wer sich bei der ersten Gruppe verortet, hat sicherlich auch bereits festgestellt, wie schwierig es sein kann, derart beladen die Lichtschalter mit Ellbogen, Kniescheiben oder notfalls der Stirn zu betätigen.
Dabei müssen solche Verrenkungen nicht sein. Denn das Aufkeimen des Smart Home hat auch dazu geführt, dass es berührungslose Lichtschalter gibt – darunter sogar Stücke, die vollkommen autark funktionieren, also keine weiteren Smart-Installationen benötigen. Sie werden folgendermaßen installiert:
- Zunächst benötigt es solche berührungslosen Schalter. Sie gibt es sowohl in Baumärkten wie dem Elektrofachhandel und im Internet. Bitte darauf achten, dass sie nicht auf (Infrarot) PIR-Technik basieren, sondern Hochfrequenz – letzteres hat mehr Reichweite und lässt sich auch mit bekleideten Körperteilen sicher betätigen.
- Die Sicherung des betreffenden Schalters ausschalten.
- Die äußere Abdeckung des alten Schalters entfernen.
- Mit einem zweiphasigen Spannungsprüfer oder einem Multimeter prüfen, ob tatsächlich Spannungsfreiheit vorhanden ist.
- Die Krallen, die den Schalter in seiner Wanddose halten, losschrauben, sodass man ihn herausziehen kann.
- Ein Foto vom Anschlusszustand der Kabel im Altschalter machen.
- Die Kabel lösen.
Alle berührungslosen Dosen sind müssen nur eingesteckt werden. Anschluss und Einbau gehen also in umgekehrter Reihenfolge vonstatten. Teilweise haben neueste Modelle sogar eine Doppelfunktion: Betritt man den Raum, schalten sie ein stark gedimmtes Licht ein. Erst wenn man vor dem Schalter vorbeiwischt, wird die volle Beleuchtung aktiviert.
4. Tipp: Dusch-Thermostat installieren
Bodenebene Duschen ohne Schwelle, wie sie zum Kern des seniorengerechten Wohnens gehören, haben längst auch in normalen Bädern Einzug gehalten. Aber: Das Einstellen der Wassertemperatur erfolgt hier immer noch häufig wie ehedem mit Regler für heiß und kalt.
Nicht nur für Eltern mit jungem Nachwuchs, der vor Verbrühungen geschützt werden soll, sondern auch für Menschen mit Wunsch nach mehr Komfort ist deshalb eine Dusch-Armatur mit Temperaturvorwahl eine brillante Alternative. Sofern die Duschkabine mit zwei regulären Zuläufen für heißes und Kaltes Wasser ausgestattet ist, ist der Austausch kinderleicht.
Die Abstände beider Leitungen zueinander messen, bevor eine neue Armatur gekauft wird.
- Die Zuleitung zur Dusche, die zum Bad oder den Haupthahn abdrehen. Dann beide Duschhähne voll aufdrehen bzw. den Einhandmischer betätigen, sodass das restliche Wasser abläuft.
- Beide Anschluss-Überwurfmuttern per Gabelschlüssel oder Wasserpumpenzange abschrauben, dazu auch den Brausen-Anschluss. Dann die Armatur abziehen, etwaige Deko-Rosetten und das Hanf auf dem Gewinde entfernen.
Unter den Rosetten werden die Fliesen meist verschmutzt sein. Sie reinigt man mit einem rauen (Stahl-)Schwamm und, falls das nicht genügt, den beiden Hausmittel Essig- und Zitronensäure. Auch können die Rohrgewinde per Drahtbürste gesäubert werden.
Dann wird der Thermostat eingebaut:
- Die Gewinde „einhanfen“, damit sie dicht sind. Dazu den Hanf-Faden rechtsherum um das Gewinde wickeln; also so, wie auch die Überwurfmuttern festgedreht werden. Anders herum dreht sich das Hanf wieder ab, wenn man die Muttern anzieht.
- Die Anleitung des Thermostats prüfen, ob keine zusätzlichen Dichtungen benötigt werden. Abermals messen, ob die Anschluss-Abstände auch tatsächlich passen.
- Die Deko-Rosetten wieder aufschrauben.
- Den Thermostat ansetzen, die beiden Muttern locker aufdrehen, bis sie greifen. Dann beide händisch gleichzeitig (wichtig gegen Verkanten) festdrehen, bis das zu anstrengend wird.
- Per Gabelschlüssel bzw. Wasserpumpenzange jede Mutter nur eine halbe Umdrehung drehen, bevor man auf die andere wechselt – abermals als Schutz gegen Verkanten.
Jetzt darf man die Wasserzuleitung wieder aufdrehen und prüfen, ob es nirgendwo tröpfelt. Ist alles dicht, kann der Brauseschlauch wieder angeschraubt und alles funktionsgeprüft werden.
5. Tipp: Kleinigkeiten verbessern
Mit diesen fünf Dingen kann man sein Haus um einige „altersgerechte“ Elemente erweitern, ohne allzu umfassend renovieren zu müssen. Allerdings gibt es dazu auch noch weitere kleine Tipps, die dieses Handeln forcieren:
- Falls es keine Heizungs-Zentralsteuerung gibt, können an den Heizkörpern digitale Thermostate installiert werden.
- Einen digitalen Türspion mit Kamera und Bildschirm installieren, aber ohne Aufnahmefunktion (andernfalls eine datenschutzrechtliche Problemzone). Tipp: Solche Geräte wählen, die ihre Bilder aufs Handy senden.
- Eine umfassende Außenbeleuchtung mit Bewegungsmeldern installieren – nicht nur für den Komfort, sondern auch als Einbruchschutz.
- Bei glatten Treppenstufen, auch im Außenbereich, wo diese regennass werden, Antirutsch-Streifen installieren – sie werden wie Klebeband einfach nur aufgeklebt.
- Herumliegende Anschlusskabel können schön und stolperfrei via Kabelschacht verborgen werden (der Schacht kann nach einer Vorbehandlung mit Haftgrund/Primer auch in Wandfarben gestrichen werden).
Und falls bei all diesen Arbeiten die Lust auf weitere „altersgerechte“ Helfer im Haushalt aufkeimt, kann man im nächsten Schritt überlegen, ob man nicht mit einer digitalen Steuerung der Rollläden einen weiteren Schritt in Richtung besserer Energetik und Einbruchschutz tun möchte.