Die Zahl der Nichtschwimmer unter Grundschülern in Wuppertal nimmt zu, wie aktuelle Schuleingangsuntersuchungen zeigen. Im Jahr 2023 gaben lediglich 18,8 Prozent der Kinder an, schwimmen zu können, und nur 10,6 Prozent hatten das Seepferdchen-Abzeichen erworben. Trotz vorhandener Angebote kämpfen viele Familien mit langen Wartezeiten für Schwimmkurse – ein Problem, das sich zunehmend verschärft.
Engpässe bei Schwimmkursen verschärfen die Lage
In Wuppertal müssen Kinder teils monatelang, in einigen Fällen sogar bis zu eineinhalb Jahre auf einen Schwimmkursplatz warten. Zwar bieten Vereine wie der SV Bayer oder die Freien Schwimmer regelmäßig Kurse an, doch die Kapazitäten reichen bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage zu decken.
Die Pandemie hat die Situation zusätzlich belastet: Viele Kurse fielen aus, wodurch der Rückstau noch größer wurde. Gleichzeitig stehen die Vereine vor weiteren Hürden, etwa bei der Rekrutierung qualifizierter Trainer oder der Organisation von Trainingszeiten. Häufig werden neue Trainer aus den eigenen Reihen ausgebildet, um den Bedarf zu decken.
Schulen können das Defizit kaum auffangen
Immer mehr Eltern erwarten, dass Schulen das Schwimmenlernen übernehmen. Doch die Voraussetzungen sind auch hier schwierig: Innerhalb einer Klasse treffen Kinder mit sehr unterschiedlichen Schwimmfähigkeiten aufeinander. Einige besitzen bereits Abzeichen, während andere erst ihre Scheu vor dem Wasser überwinden müssen. Diese Ausgangslage macht eine einheitliche Schwimmausbildung nahezu unmöglich, so Experten.
Trotz der Herausforderungen ist Wuppertal im Bereich Schwimmförderung gut aufgestellt. Seit 2008 wird das Landesprogramm „NRW kann schwimmen“ in der Stadt umgesetzt. In den Herbstferien nahmen beispielsweise 260 Kinder aus den Klassen drei bis sechs an Kursen teil, die für einen symbolischen Betrag von zehn Euro angeboten wurden.
Zusätzlich unterstützt der Schwimmverband Grundschulen mit Übungsleitern, die Nichtschwimmer gezielt betreuen und die Lehrkräfte entlasten. Derzeit profitieren 96 Schulklassen von diesem Angebot. Eine Besonderheit in Wuppertal ist, dass Vereine kostenfrei Wasserflächen nutzen können, was die Arbeit erheblich erleichtert.
Vielfältige Angebote für Kinder und Erwachsene
Das Sport- und Bäderamt bietet neben Kinderkursen auch zahlreiche Programme für Erwachsene an. Diese reichen von Anfänger- und Techniktraining bis hin zu Aqua-Fitness und Wassergymnastik. Spezielle Eltern-Kind-Angebote wie „Aquafit mit Kid“ ergänzen das Angebot. Interessierte können verfügbare Kurse online einsehen und buchen. Für weitere Informationen steht das Sport- und Bäderamt telefonisch zur Verfügung.
Seepferdchen-Abzeichen allein reicht nicht aus
Experten weisen darauf hin, dass das Seepferdchen-Abzeichen kein ausreichender Nachweis für sicheres Schwimmen ist. Es bestätigt lediglich, dass ein Kind 25 Meter schwimmen kann. Für mehr Sicherheit sei mindestens das Bronze-Abzeichen erforderlich, idealerweise sogar das Silberne.
Die Schwimmvereine in Wuppertal leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Schwimmfähigkeiten, sehen sich jedoch nach wie vor großen Herausforderungen gegenüber. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, bedarf es zusätzlicher Kapazitäten, besserer Ausstattung und einer stärkeren Kooperation zwischen Schulen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen.