Schon die bloße Vorstellung, durch einen plötzlichen Festplattendefekt die komplette Foto-, Musik- oder Videosammlung zu verlieren, sorgt bei vielen Anwendern für Alpträume. Es gibt zwar eine ganze Reihe guter Schutzmaßnahmen und sogar sehr zuverlässige Rettungsmöglichkeiten, im schlimmsten Fall muss man sich aber ein Datenrettungsunternehmen wenden. Als Kunde – und somit in den meisten Fällen als Laie – ist man der Branche so gut wie ausgeliefert. Die Gründe für Datenverlust, diesen zu vermeiden und was einen professionelle Datenrettung auszeichnet, erfahren Sie hier:
Mögliche Gründe für Datenverlust
Datenverlust erfolgt meist entweder durch Malware oder durch äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Diebstahl, verschüttete Flüssigkeiten, Brand, Überspannung oder Fallschäden sowie durch unsachgemäße Nutzung der Hardware. Extreme Temperaturen können der Hardware ebenfalls Schaden zufügen. Im Winter sollten Sie Ihren Rechner und dessen Speichermedien vor großer Kälte schützen, während er im Sommer keiner übermäßigen Hitze ausgesetzt sein sollte. Zimmertemperatur ist generell am „gesündesten“ für die Hardware.
Malware kann Daten verändern oder dafür sorgen, dass der Zugang zu ihnen gesperrt wird. Im schlimmsten Fall hat es sogar einen Systemabsturz zur Folge, somit sind unter Umständen viele wichtige Dokumente unwiederbringlich verloren. Vor Malware können Sie sich schützen, indem Sie ein solides Antiviren-Programm installieren und dubiose Webseiten meiden. Auch Logikfehler, die viele Ursachen haben können, können für den Verlust Ihrer Daten verantwortlich sein.
Daten sichern
Wichtige Daten und Dokumente sollten Sie regelmäßig sichern – zum Beispiel auf externen Festplatten und USB-Sticks. Diese sind günstig im Fachhandel erhältlich. Um kleinere Datenmengen zu sichern, reichen auch CDs und DVDs, die zudem kostengünstig sind. Wollen Sie kein Geld für die Sicherung Ihrer Daten ausgeben, können Sie auf kostenfreie Cloud-Speicher setzen. Diese sind ebenfalls eine gute Ergänzung zu Speichersticks, Festplatten und CDs/DVDs.
Eine weitere einfache und kostengünstige Möglichkeit, Daten zu sichern, sind Backups. Von der einfachen Kopie auf ein externes Laufwerk bis hin zum automatisierten Online-Backup gibt es zahlreiche Lösungen, von der jede ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Vor- und Nachteile von Backups
Backup auf ein externes Laufwerk
Vorteil: Einfach und kostengünstig.
Nachteil: Bei Einbrüchen, Feuer etc. kann das Backup zusammen mit Ihrem Computer zerstört werden.
Online-Backup
Vorteil: Das Backup bleibt sicher, auch wenn die Festplatte kaputt geht, geklaut oder zerstört wird. Oft werden auch mehrere Versionen Ihrer Dateien angelegt, womit sie auch vor unbeabsichtigten Änderungen geschützt sind.
Nachteil: Durch ein Online-Backup entstehen monatliche Kosten. Löschen Sie eine Datei von der Festplatte, löschen viele Anbieter diese auch aus dem Backup, etwa 30 Tage später. Je nach Geschwindigkeit Ihrer Internet-Verbindung und der Datenmenge kann es Tage oder Wochen dauern, bis das Backup erstmals vollständig ist. Zudem müssen Sie Vertrauen zu einem mehr oder weniger unbekannten Unternehmen haben – trotz gegebenenfalls verschlüsselter Übertragung und Speicherung.
Generell sollten Sie vor der Installation neuer Anwendungen und Programme ein Backup Ihres Systems erstellen. Vor allem Internet-Software aus unbekannten Quellen könnte die Systemstabilität gefährden, weshalb Sie persönliche Dokumente, Musik-Dateien und Bilder regelmäßig sichern sollten. Um einen möglichen Datenverlust einzugrenzen, reicht es schon aus, die entsprechenden Daten auf mehrere externe Speichermedien zu übertragen und diese voneinander getrennt aufzubewahren.
Doch auch ein Backup ist nicht zu 100 Prozent sicher. Zum Glück aber sind verlorene Daten nicht zwangsläufig für immer weg.
Welche Möglichkeiten gibt es bei Datenverlust?
Gelöschte Daten können Sie gegebenenfalls mit einer Recovery-Software wiederherstellen, da sie unter Windows nicht direkt gelöscht, sondern von anderen Dateien überschrieben werden. Es gibt kostenfreie Software, die in einfachen Fällen die Daten wiederherstellen kann. Dabei sollten Sie darauf achten, dass Sie die Software nur auf nicht betroffene Partitionen oder beispielsweise einen USB-Stick installieren.
Bei Datenverlust durch schwere Systemschäden – etwa durch äußere Einflüsse oder Malware –stößt Recovery-Software an ihre Grenzen und eine professionelle Datenrettung durch Experten ist die einzige Rettungsmöglichkeit. Hier erhalten Kunden im Idealfall eine individuelle Beratung sowie eine seriöse Aufklärung durch Profis. Mit gezielten Fragen kann ein professionelles Datenrettungsunternehmen das Problem schon telefonisch voranalysieren und nur realistisch mögliche Aufträge auch bearbeiten. So sparen Sie auch unnötige Kosten oder vermeiden falsche Erwartungen. Auch professionelle Datenretter können keine Wunder vollbringen. Dennoch ist nicht alles verloren, sollten sie die ernüchternde Mitteilung erhalten, dass Ihre Daten nicht wiederhergestellt werden konnten. Im schlimmsten Fall können Sie auch eine andere Firma beauftragen und sich so – ähnlich wie beim Arzt – eine zweite Meinung einholen.
Woran Sie einen guten Datenretter erkennen
Weil es bisher leider noch keine Qualitätssiegel für Datenretter gibt, an denen sich Verbraucher orientieren könnten, sollten Sie sich die Datenretter vorher genau anschauen. Dabei ist es unter anderem wichtig, dass der Anbieter ein Reinraumlabor hat und über langjährige Erfahrung in dem Bereich verfügt. Schauen Sie, was andere Kunden auf verschiedenen Bewertungsportalen sagen und achten Sie darauf, ob Sie auch bei nicht erfolgreicher Datenrettung zahlen müssen.
Außerdem sollte sich der Gerichtsstand der Firma in Deutschland befinden, sonst kann es bei einem Rechtsstreit kompliziert werden. Die Speziallabore sollten in der EU liegen, weil sich die Unternehmen dann auch an die strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen halten müssen.
Kosten und Dauer der Datenwiederherstellung
Die Kosten für eine professionelle Datenwiederherstellung können stark variieren, da sie unter anderem von der Art des Speichermediums und dem damit verbundenen Aufwand abhängen. Die Reparatur eines USB-Sticks kostet zum Beispiel weniger als die einer Festplatte. Je nach Systemschaden kann die Datenrettung mehrere hundert Euro kosten. Dabei kommt es auf die Art des Defekts an: Bei mechanischen Defekten müssen die Experten entsprechende Ersatzteile bestellen und einbauen. Bei elektronischen Defekten lassen sich Teile – etwa eine Platine – leichter austauschen, was geringere Kosten verursacht.
Die hohen Kosten liegen teilweise an den aufwändigen Verfahren der Datenwiederherstellung. Die Analyse der Daten findet oft im Reinraum statt, in einer relativen keim- und partikelfreien Umgebung. Neben Analysesoftware setzen die Profis andere komplexe Hardwarelösungen ein, um die Datenträger wiederherzustellen. Die Anbieter garantieren meist einen Festpreis nach der Analyse und bieten in der Regel keine Pauschalpreise an, weil die Fehlerdiagnose und Wiederherstellung sehr individuell erfolgen.
Datenrettung ist sehr aufwendig und erfordert neben technischem Know-how auch viel Zeit. Sogar bei priorisierten Bearbeitungen sind Wartezeiten von einer Woche und mehr üblich. Die Datenretter unterscheiden dabei zwischen Privatkunden und Firmenkunden. Vor allem Unternehmen nehmen die teureren Express-Lösungen in Anspruch, da die Anbieter zuverlässig und in kürzester Zeit die Daten wiederherstellen.