Statistisch betrachtet machen Umschuldungen einen guten Teil der jährlich aufgenommenen Kreditsummen aus. Die Logik dahinter ist gerade bei Altkrediten mit langer Laufzeit leicht verständlich. Durch das gesunkene Zinsniveau sind neue Kredite günstiger, sodass durch die Umschuldung Geld gespart werden kann. Was hinter der Umschuldung steckt und wie diese eigentlich funktioniert, wird nun etwas genauer dargelegt.
In Wuppertal sind viele Menschen überschuldet: Umschuldungen können helfen
Einige Städte heben sich deutlich in den Statistiken der Überschuldungsstatistiken ab. So gehört Wuppertal weiterhin zu den Städten, die eine besonders hohe Überschuldungsquote aufweisen. Mit der Überschuldung ist gemeint, dass Verbraucher realistisch betrachtet so hohe Schulden aufweisen, dass sie diese nicht mehr begleichen können. Aber was sagt diese Statistik genau aus?
- Spitzenreiter – das ist und bleibt seit etlichen Jahren Bremerhaven. Zwar sinkt die Überschuldungsquote langsam, doch ist sie mit 19,96 Prozent weiterhin extrem hoch.
- Wuppertal – mit einer Überschuldungsquote von zuletzt 15,6 Prozent hat sich Wuppertal zwar verbessert, doch steht es weiterhin schlecht um die Schuldensituation.
- Regionale Vergleiche – Gelsenkirchen, Herne und Duisburg stehen noch schlechter als Wuppertal. Allerdings liegt Wuppertal hinter Hagen.
Eine Umschuldung kann den betroffenen Verbrauchern helfen. Angesichts der Tatsache, dass die höchste Überschuldungsquote die Altersgruppen 30 – 39 betrifft, recht dicht gefolgt von Menschen im nächsten Lebensjahrzehnt, wird schnell deutlich, weshalb eine Umschuldung sinnvoll sein kann. Wird ein teurer Altkredit abgelöst und durch die besseren Konditionen gespart, steigt die Wahrscheinlichkeit, spätestens zum Renteneintritt schuldenfrei zu sein.
Vor der Umschuldung: Sinnhaftigkeit prüfen
Lohnt sich jede Umschuldung? Nein, denn Kreditnehmer müssen von der Kreditablöse profitieren. Grundsätzlich ist zudem zu klären, von welchen Schulden eigentlich die Rede ist:
- Altkredite – hierbei können sich Umschuldungen lohnen, wenn durch die verbesserten Konditionen gespart wird und eine etwaige Vorfälligkeitsentschädigung nicht die Ersparnis im Gesamten auffrisst oder zunichtemacht.
- Dispokredit – die Ablöse lohnt sich grundsätzlich. Die Zinsen für die Nutzung des Dispos sind weitaus höher als Kreditzinsen, zumal verschaffen sich Bürger durch die Ablöse einen finanziellen Spielraum. Es macht einen Unterschied, ob der Kontostand immer wieder in Richtung der Dispoausschöpfung geht oder nicht. Durch die geordnete Rückzahlung können sich Kreditnehmer also der Dispofalle entziehen.
- Sammelschulden – auch sie können mittels einer Umschuldung abgelöst werden. Unter den Sammelschulden werden mitunter Ratenzahlungsvereinbarungen, Ratenzahlungen und sonstige offene Posten verstanden, die über einen einzigen aufgenommenen Kredit auf einen Schlag beglichen werden. Der große Vorteil liegt dabei auch in einer verbesserten Übersicht. Meist können Kreditnehmer hier durchaus sparen, allerdings ist bei vielen Ratenzahlungen zu prüfen, ob die vorzeitige Begleichung überhaupt möglich ist. Tipp: Handelt es sich um Ratenzahlungen, die bereits aufgrund von Zahlungsausfällen vereinbart wurden, ist die Ablöse stets möglich.
Bei einer Kreditablöse kann die Bank, bei der der Altkredit läuft, eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Nicht alle Banken greifen darauf zurück, doch besteht die gesetzliche Möglichkeit. Bei Ratenkrediten darf die Entschädigung 0,5 (Restlaufzeit des Darlehens von unter 12 Monaten) bis 1 Prozent (Restlaufzeit 12 Monate und mehr) der noch offenen Schulden ausmachen. Bei einem Dispokredit existiert diese Entschädigung hingegen nicht.
Wie ist der Ablauf einer Umschuldung?
Einzig eine Ablöse des Dispokredits ist ohne vertragliche Rückabsicherung und Rücksprache möglich. Bei Ratenkrediten müssen Verbraucher die Bestimmungen des Altkredits berücksichtigen und Rücksprache mit der Bank halten. Generell gilt aber für alle Formen der Umschuldung:
1. Kredite vergleichen
Das ist notwendig, um überhaupt ein Gespür für die möglichen Einsparungen zu erhalten. Der neue Kredit muss deutlich bessere Konditionen als der Altkredit aufweisen. Wichtig ist, schon bei dem Kreditvergleich den Verwendungszweck »Umschuldung« oder »Dispoausgleich« zu wählen. Diese Art der Kredite wird von den Banken anders bewertet. Das liegt vor allem an den folgenden Zusammenhängen:
- Keine neuen Schulden – faktisch macht der Verbraucher keine neuen Schulden, sondern trägt Altschulden über einen Kredit ab. Für den neuen Kreditgeber entsteht somit kein erhöhtes Kreditausfallrisiko.
- Verwendung – bei einer echten Kreditablöse erhält der Verbraucher selten die Kreditsumme ausbezahlt. Vielfach regeln die Banken die Umschuldung unter sich, die Kreditsumme wird also direkt an die Bank ausbezahlt, bei der der Altkredit geführt wird. Anders ist das bei Dispoablösen oder einem Kredit, der gesammelte Schulden ablösen soll. Dieses Geld wird stets an den Verbraucher überwiesen. Je nach Bank und Vereinbarung kann es jedoch sein, dass die Verwendung überprüft wird.
Kredite zur Umschuldung oder Ablöse sind meist günstiger als gewöhnliche Kredite ohne einen festen Verwendungszweck.
2. Umschuldungskredit auswählen und beantragen
Wurde ein passender Kredit gefunden, der eine Kostenersparnis trotz möglicher Vorfälligkeitsentschädigung (die zuvor in Erfahrung gebracht wurde) ermöglicht, wird der Kredit ausgewählt und beantragt. Das geht heute online:
- Kreditanfrage – alles beginnt mit der Kreditanfrage, auf die der Verbraucher sehr schnell eine Antwort erhält. Einige Kreditanbieter arbeiten schon mit Einkommensnachweisen bei der Kreditanfrage, sodass die Antwort ein festes Kreditangebot beinhaltet.
- Verwendung klar angeben – bei der Kreditanfrage und der Kreditbeantragung muss der Verwendungszweck noch einmal genauer definiert werden. Es ist bei Sammelschulden möglich, dass eine ungefähre Auflistung angefragt wird. Bei Umschuldungen von Altkrediten ist die Angabe der jeweiligen Bank wichtig, sowie der Restschuld. Einige Banken und Kreditportale stellen zudem die Möglichkeit zur Verfügung, die Umschuldung quasi auch selbst abzuwickeln. Bei der Dispoablöse entfallen diese Angaben, so fern als Konto das betroffene Konto gewählt wird.
3. Kreditsumme nutzen, um alte Kreditsumme abzubezahlen
Die neu aufgenommene Kreditsumme wird nun dazu genutzt, den alten Kredit abzubezahlen, alternativ dazu, den Dispo auszugleichen oder anderweitige Schulden auf einen Schlag zu begleichen. Der Ablauf kann variieren:
- Altkredit – wie bereits erwähnt, funktionieren solche Umschuldungen häufig bankenintern. Der Verbraucher und Kreditnehmer erhält die Summe nicht auf das eigene Konto ausbezahlt, sondern die Banken überweisen das Geld untereinander. Es gibt natürlich Ausnahmen, bei denen der Verbraucher eigenständig den Altkredit bezahlt. Oft ist ein Nachweis über die Verwendung des Geldes notwendig.
- Dispo – mit dem Geldeingang auf dem Konto ist der Dispo abgelöst. Das funktioniert automatisch. Es ist empfehlenswert, nach der Ablöse den Dispokredit aufzulösen oder wenigstens einzuschränken. Alternativ kann ein Abrufkredit genutzt werden, der nicht direkt mit dem Konto verbunden ist und dessen Konditionen weitaus besser sind als die eines Dispokredits. Durch den Umweg, den Abrufkredit erst ganz oder teilweise anzufragen, verlaufen sich spontane Geldausgaben gerne im Sand.
- Schulden – wer einen Kredit zur Umschuldung verschiedener Schulden aufgenommen hat, der muss nun jeden einzelnen Gläubiger eigenständig bedienen. Ob die Bank einen Nachweis verlangt, liegt in ihrem Ermessen.
4. Neuen Kredit abbezahlen
Der neu aufgenommene Kredit muss nun natürlich abbezahlt werden. Oftmals liegen die Raten auf einem niedrigeren Niveau. Wer zugleich den Dispo nutzte oder mehrere Gläubiger per Ratenzahlung bediente, der hat nun monatlich nur noch eine einzelne Rate zu bezahlen. Das wird sich übrigens auf die Kontoführungsgebühr auswirken. Nicht nur entfallen die Dispozinsen, die Zahlung von zig Raten im Monat kostete durchaus eine stattliche Summe.
Verbraucher, die einen Umschuldungskredit nutzen, sollten diesen absolut ernst nehmen und ordentlich bedienen. Wird ein Umschuldungskredit aufgrund von Zahlungsrückständen gekündigt, sinken die Chancen auf eine neue Finanzierung massiv.
Was ist bei der Suche nach einem guten Umschuldungskredit zu beachten?
Ein Umschuldungskredit sollte die Position des Verbrauchers grundsätzlich verbessern. Zumeist wird vor allem an die Kosten gedacht, denn diese sollten im Vergleich unterhalb denen des Altkredits liegen. Eine Ausnahme besteht, wenn sich die persönlichen Verhältnisse so deutlich verbessert haben, dass eine monatlich höhere Rate zur Abbezahlung vereinbart werden kann. In dem Fall sind die monatlichen Kosten zwar höher, doch sparen Verbraucher weiterhin aufgrund der niedrigen Verzinsung, die sich durch die kurze Laufzeit noch einmal deutlicher bemerkbar macht. Generell gilt aber:
- Differenz berechnen – wie hoch ist die Differenz zwischen dem Altkredit und dem Umschuldungskredit? Die gesamten Einsparungen müssen deutlich größer sein als die Kosten der Vorfälligkeitsentschädigung, sofern diese erhoben wird.
- Rücksprache geht vor – unabhängig davon, was im Altkreditvertrag steht, sollten Bürger immer Rücksprache mit der Bank halten. In vielen Altverträgen stehen Vorfälligkeitsentschädigungen drin, die aber heute nicht oder nur noch teilweise erhoben werden. Eine klare Auskunft kann jedoch nur die kreditführende Bank erteilen.
- Konditionen – abseits niedriger Zinsen sollten ein guter Umschuldungskredit die Option zu kostenlosen Sondertilgungen oder auch der kostenlosen vorzeitigen Rückzahlung bieten. Wie hoch die Ersparnis tatsächlich ist, hängt auch mit der Laufzeit zusammen. Ist es finanziell möglich, so sollte die monatliche Rate ein wenig angehoben werden, wodurch die Laufzeit sinkt und effektiv weniger Zinsen bezahlt werden müssen. Allerdings gilt hier: Vorsichtig ist die Mutter der Porzellankiste. Eine längere Laufzeit ist jeglicher Zahlungsausfallgefahr vorzuziehen, auch wenn die Gesamtkosten eventuell leicht ansteigen. Ein geplatzter Kredit ist weitaus teurer und bringt zudem auch eine Menge Ärger durch die Beschädigung der eigenen Bonität mit sich.
Gute Kredite bieten Kreditnehmern die Chance auf Ratenpausen. Abhängig von der Kreditlaufzeit dürfen Verbraucher nun mit der Ratenzahlung für einen gewissen Zeitraum aussetzen. Diese Vereinbarung ist bei länger laufenden Krediten sinnvoll, denn niemand kann garantieren, während der Laufzeit nicht arbeitslos oder längerfristig krank zu werden. Zur Überbrückung der Arbeitslosigkeit oder Krankengeldphase kann nun die Ratenpause genutzt werden. Die Gesamtlaufzeit des Kredits erhöht sich natürlich um die Zahl der ausgesetzten Raten.
Fazit – vielfach ist die Umschuldung sinnvoll
Sicherlich ist eine Umschuldung zu überdenken, wenn der Altkredit nur noch wenige Monate läuft. Der Aufwand übersteigt die Ersparnis. Doch bei noch länger laufenden Altkrediten können Verbraucher von der Umschuldung profitieren. Stets sinnvoll ist sie, wenn es um die Ablöse des Dispositionskredits geht. Die Dispozinsen sind zwar zuletzt ein wenig gesunken, doch mit 9,5 Prozent durchschnittlich liegen sie weiterhin deutlich über entsprechenden Krediten zur Dispoablöse. Da es vielen Verbrauchern einfacher fällt, eine feste Kreditrate zu begleichen, anstatt fiktiv an sich selbst eine Rate zu zahlen, lohnt sich die Umschuldung stets. Dies gilt oft auch für allgemeine Ablösen von Ratenzahlungsvereinbarungen, sofern dies möglich ist. Eine einzelne Monatsrate ist stets sicherer, einfacher und kostengünstiger als zig Gläubiger mit mehreren Raten zu bedienen.