Ein Solo-Bett mitten in der City: „In Wuppertaler Hotels bleiben die Betten leer. Denn es gibt keinen mehr, der sie macht.“ – Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ruft den „Betten-Notstand“ für Hotels im Bergischen Land aus. Mit einer Protestaktion will die NGG in Wuppertal auf die „katastrophale Situation“ im Hotel- und Gaststättengewerbe hinweisen: Am kommenden Montag (Hinweis f.d. Red.: 22. November) werden die Gewerkschaft und Gastro-Beschäftigte auf dem Neumarkt in der Wuppertaler Innenstadt ein ungemachtes Bett aufstellen.
Das verwaiste Hotelbett mitten in der Innenstadt steht dabei symbolisch für die Arbeit, die in der Branche schon seit Monaten nicht mehr erledigt werden kann: „Vom Koch bis zum Kellner, von der Rezeptionistin bis zum Zimmermädchen und Roomboy – Hotels, Restaurants und Gaststätten leiden extrem unter Personalschwund. Nach Corona-bedingter Kurzarbeit in Dauerschleife sind ihnen die Leute von Bord gegangen. Die Personaldecke ist nicht mehr dünn, sie ist gewaltig löchrig“, sagt Claudia Hempel.
Die Gewerkschaftssekretärin der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal warnt vor einem „Gastro-Personal-Kollaps“, der viele Unternehmen „mit voller Wucht“ treffen werde. Die Branche lebe von der Leistung und von der Servicebereitschaft ihrer Beschäftigten. „Es ist deshalb höchste Zeit, die Motivation zu pushen und an der ‚Job-Attraktivitätsschraube‘ zu drehen. Die Arbeitgeber müssen eines begreifen: Gutes Essen und guter Service geht nur mit gut bezahlten Leuten“, sagt Hempel.
Deshalb müssten die Arbeitgeber jetzt bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen zwischen der NGG und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen deutliche Zeichen setzen. „Es geht darum, dass der Lohn bei 12 plus X Euro liegen muss – in jeder Kneipe genauso wie in jedem Luxushotel. Dazu ein spürbares Lohn-Plus für Fachkräfte. Und die Branche braucht Perspektiven: neue Lohn-Stufen auf einer ‚Gastro-Karriereleiter‘. Also ein System, das den Beschäftigten ein wichtiges Signal gibt: Wer sich engagiert und der Gastronomie die Treue hält, für den lohnt sich das auch“, sagt Gewerkschafterin Claudia Hempel.
Bei der Bezahlung müsse sich dringend etwas tun: Wer heute Vollzeit im Gastgewerbe in Wuppertal arbeite, gehe mit einem Bruttolohn von gerade einmal 1.880 Euro im Monat nach Hause. Das seien 47 Prozent weniger als der Durchschnittsverdiener in Wuppertal mit einem Vollzeitjob am Monatsende in der Tasche habe, rechnet Hempel vor. Sie beruft sich dabei auf die aktuelle Lohnstatistik im Arbeitsmarkt-Monitor des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
Das Hotel- und Gaststättengewerbe müsse sich vor allem aber auch deutlich besser um seine Auszubildenden kümmern: „Die Qualität in der Ausbildung ist teilweise richtig mies. Auch das Betriebsklima ist oft unter aller Kanone. Die hohe Abbrecherquote hat viele Gründe. Da müssen wir dringend ran“, so Hempel. Fachkräfte seien für die Zukunft der Branche unerlässlich.
PM NGG